Von wegen sauber!
Werbung hat ein klares Ziel. Sie soll Produkte vorteilhaft darstellen und zum Kauf animieren. Der Rüsselsheimer Autobauer Opel verkündete beispielsweise, sein Zafira Tourer 1.6 CDTI – ein Dieselfahrzeug – sei „so sauber wie ein Benziner“. Außerdem habe er den „niedrigsten Stickstoffoxid-Ausstoß“. Damit erweckt er beim potentiellen Käufer den Eindruck, dass die Umweltschädlichkeit des Fahrzeugs so weit minimiert wurde, wie es nur geht.
Auch Opel schummelt
Dass der Zafira und weitere Modelle aus dem Hause Opel diesen Aussagen nicht gerecht werden, belegen jedoch verschiedene Messungen der DUH. Sie hat die Stickoxid-Emissionen des Zafira in einem unabhängigen Schweizer Prüfinstitut untersucht. In Zusammenarbeit mit dem Rechercheteam der WDR Monitor-Redaktion, dem Nachrichtenmagazin Der Spiegel und dem Softwareexperten Felix Domke nahm die DUH die Abschalteinrichtung des Fahrzeugs genauer unter die Lupe. Um den tatsächlichen Abgasausstoß unter realen Fahrbedingungen abbilden zu können, setzte sie dabei auch tragbare Messgeräte ein. Die Ergebnisse sprechen eine eindeutige Sprache: Die Abgasreinigung des Zafira wird mittels illegaler Abschalteinrichtungen unter bestimmten Bedingungen stark reduziert. Im Ergebnis funktioniert die Abgasreinigung in 83 Prozent der Zeit nicht. Auch in dem Ende April veröffentlichten Untersuchungsbericht der „Untersuchungskommission Volkswagen“ unter Leitung des Bundesverkehrsministeriums überschreitet der Zafira die Grenzwerte.
Opel-Vorstand Karl-Thomas Neumann hatte Mitte Dezember erstmals eingeräumt, dass es bei ca. 43.000 zugelassenen Fahrzeugen der Modelle Zafira Tourer, Insignia und Cascada Probleme mit der Wirksamkeit der Abgasreinigung gebe. Dann hieß es, eine „vollumfängliche Abgasreinigung“ sei bei Außentemperaturen zwischen 20 und 30 Grad Celsius gegeben. Dass auch diese Aussage nicht stimmt, belegen nun die gemeinsamen Recherchen von DUH, Monitor und dem Spiegel.
Aus Sicht der DUH täuscht Opel mit solchen Aussagen die Verbraucher. Mit einem Antrag auf eine einstweilige Verfügung hat sie die Adam Opel AG deshalb aufgefordert, bestimmte Werbebotschaften zu unterlassen. Bei der Gerichtsverhandlung am Landgericht Darmstadt verpflichtete sich Opel, diese Irreführung zu beenden. Der Konzern wird nicht mehr behaupten, dass der Diesel so sauber wie ein Benziner sei.
Politischer Wille fehlt
Während die DUH auf dem Rechtsweg Erfolge für den Schutz der Verbraucher feiert, passiert von Seiten der Politik weiterhin so gut wie nichts, um die manipulierten Abgaswerte aufzuklären oder Abhilfe zu schaffen. Verkehrsminister Dobrindt hat zwar Zweifel am Abgasreinigungssystem von Opel geäußert – aber er handelt nicht. Eine offizielle Rückrufaktion ist nicht angeordnet. Die Devise lautet: freiwillige Serviceaktion. Doch wie diese aussehen soll, dazu schweigen die Behörden. Somit fahren tagtäglich weitere Tausend schmutzige Diesel-Pkw von Opel auf unseren Straßen, verpesten die Luft und schaden unserer Gesundheit.