Einfache Sanierungsmaßnahmen im Gebäude
„Eine energetische Sanierung des Eigenheims ist immer verbunden mit hohen Ausgaben und der Aufnahme eines gewaltigen Kredits.“ Dies ist zwar geläufige Meinung, stimmt aber nicht immer. Es gibt auch Sanierungsmaßnahmen für den kleinen Geldbeutel.
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Um den Klimaschutz im Eigenheim oder Eigentum zu stärken, muss man nicht immer gleich das gesamte Gebäude dämmen oder die Heizungsanlage komplett austauschen. Es gibt auch kostengünstige, kleinere Maßnahmen, die sogenannten „geringinvestiven“ bzw. „niedriginvestiven“ Sanierungsmaßnahmen. Diese können in bestimmten Fällen schon kurzfristig zur Energieeinsparung beitragen und so ein erster Schritt in Richtung mehr Klimaschutz sein. Häufig ist die Kosteneinsparung nach einigen Jahren höher als die ursprüngliche Investition, d.h. die sogenannte Amortisationsdauer ist überschaubar.
Eine der effektivsten und wirtschaftlichsten Dämmmaßnahmen ist die Dämmung der obersten Geschossdecke, denn ein großer Teil der Wärmeverluste des Hauses (zwischen 10 und 20%) erfolgt durch das Dach. Um dem entgegenzuwirken, ist es bei einem unbeheizten Dachraum am sinnvollsten, die oberste Geschossdecke und nicht etwa das Dach zu dämmen, da die zu dämmende Fläche deutlich geringer ist. Dies kann mit verschiedenen Techniken meist sehr günstig realisiert werden und spart so viel Energie ein, dass sich die Investition schon nach wenigen Jahren wieder auszahlt.
Darüber hinaus kommt für viele Gebäude mit einem zweischaligen Mauerwerk die sogenannte nachträgliche Einblasdämmung infrage. Dabei wird ein Dämmmaterial in den freien Spalt zwischen dem Mauerwerk „eingeblasen“. Da dafür nur kleine Bohrlöcher in der Außenwand (ca. 24mm) des Gebäudes notwendig sind, um den Dämmstoff einzublasen, ist keine Installation eines Gerüsts notwendig und die Durchführung oft innerhalb eines Tages möglich.
Meist gleichen sich Kosten und Einsparung (Amortisationsdauer) dieser kostengünstigeren Dämmverfahren schon nach 5-8 Jahren an. Außerdem können private Eigentümer für solche Maßnahmen teilweise Fördermittel wie den KfW-Zuschuss „Energieeffizient Sanieren“ beantragen. Daher sind solche „niedriginvestiven“ Einzeldämmmaßnahmen durchaus attraktiv für Eigenheimbesitzer, private Kleinvermieter und Eigentümergemeinschaften. Außerdem können private Eigentümer für solche Maßnahmen teilweise Fördermittel z.B. im Rahmen der „BEG-Förderung Einzelmaßnahmen“ beantragen.
Die bestehende Heizungsanlage zu optimieren kann zu Energieeinsparungen und Effizienzgewinn führen, ohne dass die gesamte Heizung ausgetauscht werden muss. Zwei Optimierungsmaßnahmen bieten sich besonders an: der Austausch der Heizungspumpe und der hydraulische Abgleich. Beides wird vom Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) gefördert.
Die Heizungspumpe (auch Umwälzpumpe genannt) ist zentraler Baustein einer jeden wassergeführten Heizungsanlage. Sie dient dazu, das heiße Wasser aus dem Wärmeerzeuger über das Rohrleitungssystem in die Heizkörper oder in die Fußbodenheizung zu pumpen. Hierzu benötigt die Heizungspumpe Betriebsstrom – unabhängig davon, mit welchem Energieträger die Heizung selbst betrieben wird. In vielen deutschen Haushalten sind veraltete und überdimensionierte Heizungspumpen in Betrieb, welche viel Betriebsstrom verbrauchen. Durch den einfachen Austausch der alten Heizungspumpe gegen ein modernes Gerät kann man viel Geld sparen. Moderne Hocheffizienzpumpen verbrauchen ca. 80 bis 90 Prozent weniger Betriebsstrom als ineffiziente Heizungspumpen.
Der hydraulische Abgleich hilft dabei, unter Berücksichtigung der Größe und des Wärmebedarfs eines jeden Raums alle Komponenten der Heizungsanlage optimal aufeinander abzustimmen. Wenn der Wasserdurchfluss im Heizkreislauf ungleichmäßig ist und manche Heizkörper nicht richtig warm werden, arbeitet die Heizungsanlage nämlich ineffizient. Das betrifft einen Großteil der Heizungssysteme in Deutschland. Erst mit einer hydraulisch abgeglichenen Anlage werden die Heizkörper mit der genau richtigen Menge Heizwasser versorgt und das Effizienzpotential der Heizungsanlage wird voll ausgeschöpft. In einem kleinen Einfamilienhaus könnten so im Mittel rund 4 bis 5 Prozent der Heizenergie jährlich eingespart werden.
Ist die bestehende Heizungsanlage jedoch schon sehr alt, sollte der Austausch der ganzen Heizung vorgezogen werden.
Der iSFP unterstützt Hauseigentümer mit einer langfristig angelegten Übersicht bei der Planung von Sanierungsmaßnahmen. In diesem ganzheitlichen Sanierungskonzept werden in mehreren Schritten die zu erwartenden Investitionen, die dazu passenden Fördermöglichkeiten und die resultierenden Einsparungen in einem verständlichen Überblick aufgezeigt. Der Sanierungsfahrplan beinhaltet Vorschläge für eine umfassende energetische Sanierung genauso wie für kosteneffiziente Einzelmaßnahmen. Diese können mit einer ohnehin anstehenden Instandsetzung verknüpft werden. Außerdem zeigt der Sanierungsfahrplan auf, in welcher Reihenfolge sich die einzelnen Sanierungsmaßnahmen am meisten lohnen. Der iSFP wird von einem zertifizierten Energieberater erstellt. Ein lokaler Energieberater ist ganz einfach über die Website des Bundeswirtschaftsministeriums zu finden.
80 Prozent der Kosten der Energieberatung können durch eine Förderung übernommen werden. Es ergibt sich kein Mehraufwand für die Beantragung der Förderung, denn das übernimmt der Energieberater selbst. Mehr Informationen gibt es auf der Website des Bundesamts für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle, das die Fördergelder auszahlt.
Noch viel mehr Klimaschutz im Gebäude möglich
Rund 21 Prozent des Endenergieverbrauchs in Deutschland entfallen auf die Bereitstellung von Raumwärme und Warmwasser in privaten Wohngebäuden. Zwei Drittel der Energie wird dabei benötigt, um die Räume zu heizen. Daher kann eine energetische Sanierung des Gebäudebestands (die Summe der Gebäude in Deutschland) einen wertvollen Beitrag zum Klimaschutz und zum Erreichen der gesteckten Klimaschutzziele leisten.
Allerdings werden die Klimaschutzpotentiale im Gebäudebereich nicht ausreichend genutzt. Seit 2014 stiegen die CO2-Emissionen des Gebäudesektors sogar und trotz staatlicher Förderung werden jährlich weniger als ein Prozent aller Gebäude saniert. Dabei liegt gerade im Gebäudebereich enormes Einsparpotential.