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Tempolimit: Für Klimaschutz und Sicherheit

Die DUH setzt sich mit einem breiten Bündnis vereint für ein generelles Tempolimit auf Autobahnen und 80 km/h auf Landstraßen ein. Denn: Ein Tempolimit schützt nicht nur Leben, sondern maßgeblich auch das Klima.

Als einziger Staat in Europa kann in Deutschland auf 70 Prozent der Autobahnen ohne jede Tempobeschränkung gerast werden. Das Bündnis sagt daher ganz klar: Ein Tempolimit muss her! Die DUH fordert dazu ganz konkret 100 km/h auf Autobahnen und außerorts 80 km/h, um sofort 11,7 Millionen Tonnen des Klimagases CO2 zu vermeiden. Eine innerstädtische Regelgeschwindigkeit von 30 km/h würde zu weiteren Einsparungen führen. Neben der positiven Klimawirkung sorgt ein Tempolimit auch für bessere Luftqualität, weniger Lärm und mehr Sicherheit auf unseren Straßen.

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CO2 ist der größte Klimatreiber unserer Zeit und trägt wesentlich zur globalen Erderwärmung bei. Knapp ein Fünftel der CO2-Emissionen in Deutschland stammen aus dem Verkehr – der einzige Bereich, in dem der Ausstoß von Klimagasen im Vergleich zu 1990 faktisch nicht gesunken ist. Ohne eine drastische Absenkung der CO2-Emissionen im Verkehrssektor wird die Einhaltung der Klimaschutzvorgaben für 2030 nicht gelingen.

In ganz Europa und in allen Industrieländern weltweit sind auf Autobahnen und Landstraßen durchgehende Geschwindigkeitsbegrenzung festgelegt. Deutschland ist hier die einzige Ausnahme. Lediglich Nordkorea, Somalia, Afghanistan, Haiti und der Inselstaat Dominica haben kein generelles Tempolimit.
 

© kartoxjm / Fotolia

Nur auf 20,7 Prozent des Autobahnnetzes gelten heute durchgängige Geschwindigkeitsbegrenzungen. Auf 8,8 Prozent der Straßen gibt es Verkehrsbeeinflussungsanlagen (bspw. bei ungünstigen Verkehrslagen) und auf 70,4 Prozent des Autobahnnetzes gibt es überhaupt keine Beschränkungen (Bundesanstalt für Straßenwesen 2017).  
 

Klimaschutz: Führt man ein Tempolimit von 100km/h auf Autobahnen und 80 km/h auf Landstraßen ein, werden wie dargestellt CO2-Emissionen von 11,7 Mio. t eingespart. Eine Regelgeschwindigkeit von 30 km/h innerorts brächte weitere CO2-Einsparungen mit sich. Diese Einsparung ist darauf zurückzuführen, dass ein Fahrzeug für die Fahrt mit geringerer Geschwindigkeiten weniger Kraft-stoff verbraucht. Dazu kommen noch Nebeneffekte. Zum Beispiel würden durch ein Tempolimit kürzere und langsamer befahrene Strecken mehr genutzt werden und ein Teil der Pkw-Fahrten würden sich auf klimaschonendere Verkehrsmittel verlagern.

Ein Tempolimit kann Leben retten:
Ein Tempolimit auf Autobahnen, die Herabsetzung der Höchstgeschwindigkeit außerorts sowie eine Reduktion der Regelgeschwindigkeit innerorts führt nachweislich zu weniger Toten und Verletzten auf deutschen Straßen.
 
Besserer Verkehrsfluss: Ein Tempolimit reduziert die Geschwindigkeitsdifferenz zwischen den Autos und verbessert damit den Verkehrsfluss.

Fahren mit weniger Stress: Ein Tempolimit führt zu weniger Stress und gibt Verkehrsteilnehmer*innen mehr Sicherheit beim Fahren.
 
Spritkosten sinken: Der Kraftstoffverbrauch für die zurückgelegten Kilometer sinkt bei einem Tempolimit. Das Tempolimit ist also auch gut fürs Portemonnaie.

Anreiz zum Bau sparsamer Autos:
Bei Einführung eines Tempolimits sinkt der Anreiz zum Bau und Kauf hochmotorisierter Autos, was sich auf Verbrauch und CO2-Emissionen niederschlägt.

Ein Tempolimit von 100 km/h auf Autobahnen führt zu einer Einsparung von 9,6 Millionen Tonnen CO2 jährlich. Die Zahl stammt aus eigenen Berechnungen auf Basis von mehreren Veröffentlichungen des Umweltbundesamts.

 

Zudem hilft ein Tempolimit dabei, Unfallzahlen zu reduzieren und Menschenleben zu retten. Der Verkehrsfluss wird verbessert, indem die Geschwindigkeitsdifferenz zwischen den Autos reduziert wird. Dies ist neben dem kürzeren Bremsweg ein wichtiger Grund für die erhöhte Verkehrssicherheit.  Ein Tempolimit entspannt und reduziert den Stress. Zudem ist es noch gut für das Portemonnaie, weil die Spritkosten gesenkt werden, ohne eine große Fahrzeitverlängerung zu bewirken. Zwischen Tempo 80 km/h und 100 km/h haben Straßen zudem die größte Aufnahmekapazität.

 

Die Einführung sollte ebenfalls aus Gründen des Klimaschutzes und der Verkehrssicherheit stattfinden.

Klimaschutz: Bei Tempo 80 statt 100 km/h auf Straßen außerorts inklusive einer verbesserten Geschwindigkeitsüberwachung und einem höheren Befolgungsgrad können 1,5 Mio. Tonnen CO2 eingespart werden.

Verkehrssicherheit: Allein im Jahr 2022 starben auf deutschen Landstraßen bei Unfällen 1.593 Menschen, das sind fast 60% aller Verkehrstoten in Deutschland. Auf Landstraßen werden die fehlende Trennung zum Gegenverkehr, schlechte Überholmöglichkeiten sowie Kreuzungen und ungeschützte Hindernisse neben der Fahrbahn zu Hochrisikofaktoren. Gerade auf Landstraßen liegt deshalb im Hinblick auf die Verkehrssicherheit ein Tempolimit von 80 km/h auf der Hand: Berechnungen der DUH auf Grundlage einer Studie der Forschungsgesellschaft Straße-Schiene-Verkehr ergeben, dass Tempo 80 auf Landstraßen zu bis zu 287 weniger Toten jährlich führen könnte.

Deutsche Autos sind auch in Ländern mit Tempolimit sehr beliebt: Drei Viertel der in Deutschland produzierten Autos werden ins Ausland exportiert – in Länder, die alle ein Tempolimit haben. Demensprechend wird die Autoindustrie auch dann weiterhin guten Umsatz machen können, wenn endlich auch in Deutschland ein generelles Tempolimit eingeführt wird.

Damit das Klima nicht auf der Strecke bleibt

Ein Tempolimit reduziert die Geschwindigkeitsdifferenz zwischen den Autos und verbessert damit den Verkehrsfluss. Ein besserer Verkehrsfluss wirkt sich positiv auf das Klima aus und trägt ebenso zu mehr Sicherheit bei. Zudem führt die Einführung eines Tempolimits langfristig zu einer Veränderung der Bauart neuer Fahrzeugmodelle: In Ländern mit einem generellen Tempolimit hat sich bestätigt, dass der Anreiz für den Kauf sehr stark motorisierter Fahrzeuge sinkt und neuzugelassene Fahrzeuge deshalb energieeffizienter gebaut werden.

Gleichzeitig muss sichergestellt werden, dass bereits geltende Geschwindigkeitsvorgaben auch konsequent eingehalten werden. Benötigt werden dafür deutlich verstärkte Kontrollen zum Beispiel durch das Section Control Verfahren.

Ein besonders großes Problem ist die Überschreitung der zugelassenen Höchstgeschwindigkeiten durch Lastkraftwagen außerorts. Dass für Lkw auf Landes- und Bundesstraßen längst ein Tempolimit besteht, gerät bei vielen in Vergessenheit. So scheint es zumindest, denn außerorts rasende Lkw sind oft die Regel statt Ausnahme. Die zulässige Höchstgeschwindigkeit für einen Lkw auf Landes- und Bundesstraßen liegt jedoch je nach Gesamtgewicht zwischen 60 (ab 7,5 Tonnen) und 80 km/h (zwischen 3,5 und 7,5 Tonnen).

Eine Studie des Umweltbundesamtes aus dem Jahr 2024 belegt, dass durch ein Tempolimit von 100km/h auf Autobahnen und 80 km/h auf Landstraßen 8,1 Prozent der CO2-Emissionen des gesamten Straßenverkehrs eingespart werden können. Bezogen auf die CO2-Emissionen des Straßenverkehrs im Jahr 2022 (144 Mio. Tonnen CO2) ergibt sich somit eine CO2-Einsparung von 11,7 Mio. Tonnen CO2.

Auch mit zukünftig steigender Elektrifizierung (mehr E-Autos) ist das Einsparpotential eines Tempolimits 100/80 enorm, wie die Studie belegt: So könnten bis 2030  57 Mio. Tonnen CO2 eingespart werden – ein Drittel der Klimalücke im Verkehr, die bis 2030 180 Mio. Tonnen CO2 beträgt.

Eine Regelgeschwindigkeit von Tempo 30 innerorts brächte weitere CO2-Einsparungen mit sich, wie das Umweltbundesamt in einer separaten Studie untersucht hat.

Nicht nur die Klimagas-Emissionen werden durch eine Verringerung der Höchstgeschwindigkeit verringert - dies gilt auch und besonders für Luftschadstoffe wie das Dieselabgasgift Stickstoffdioxid. Mit dem im März 2020 eingeführten Tempolimit in den Niederlanden soll neben einer Verringerung der Luftbelastung auch der Stickstoffeintrag in Böden und Gewässer gemindert werden. Die niederländische Regierung rechnet mit einer Reduktion von 1,6 Mol Stickstoff pro Hektar, das entspricht 0,3 Prozent der gesamten Stickstoffemissionen des Landes.


Auch in Deutschland sind Stickstoffeinträge ein großes Problem. Nach Angaben des Umweltbundesamts sind fast die Hälfte der in der Roten Liste für Deutschland aufgeführten Farn- und Blütenpflanzen hierdurch gefährdet. Gut zwei Drittel der Fläche empfindlicher Ökosysteme waren 2015 durch zu hohe Stickstoffeinträge bedroht. Dieser Wert soll bis 2030 (Basisjahr 2005) auf 50% reduziert werden. Zusätzlich verpflichten EU Vorgaben wie die nationalen Emissionsminderungsverpflichtungen (NEC) Deutschland bis 2030 verglichen mit 2005 Ammoniak um 29 % und Stickstoffoxide (NOx) um 65 % reduziert werden. Das Tempolimit wäre eine Maßnahme auf dem Weg dahin.

Die durchschnittliche Motorisierung von Neuwagen in Deutschland steigt stetig. Während im Jahr 1997 die Antriebsleistung im Schnitt noch 100 PS betrug, beträgt sie im Jahr 2017 bereits 152 PS. Ein Tempolimit kann diesem Trend entgegenwirken, da der Anreiz, hochmotorisierte Fahrzeuge zu bauen und zu kaufen, sinkt, wenn die Möglichkeit entfällt, hohe Geschwindigkeiten auch auszufahren.

Tempolimit rettet Leben

Im Jahr 2023 wurden 2.839 Personen im Straßenverkehr getötet – das sind jeden Tag fast 8 Menschen. Rund 366.600 Menschen wurden verletzt. Ein Tempolimit rettet Leben und vermeidet schwere Verletzungen, denn hohe Geschwindigkeiten sind eine Hauptunfallursache. Zudem reduziert sich die Unfallhäufigkeit auch durch geringere Tempounterschiede zwischen den Fahrzeugen. Nicht zuletzt wirken Tempolimits auch gegen Staus, denn durch eine Beschränkung der Höchstgeschwindigkeit können die Bundesautobahnen mehr Verkehr bewältigen.

Die hohe Gefahr schnellen Fahrens ist physikalisch leicht zu erklären: Bei Tempo 100 beträgt der Anhalteweg bei einer Gefahrenbremsung 80 Meter. Bei Tempo 150 verlängert sich der Weg auf 157,5 m, bei 200 km/h sogar bis auf 260 Meter.

Beispiele aus der Praxis zeigen, dass ein Tempolimit die Sicherheit erhöht: Auf der A4 zwischen Köln und Aachen gab es seit Einführung eines Tempolimits keinen Unfall mit Todesfolge. Zuvor waren innerhalb kurzer Zeit neun Menschen ums Leben gekommen. Auch in Brandenburg zwischen den Dreiecken Havelland und Wittstock halbierte sich die Anzahl der Unfälle nach Einführung eines Tempolimits.

Darüber hinaus ist ein Tempolimit im Zusammenhang mit Unfallzahlen besonders relevant, um das im Koalitionsvertrag der Bundesregierung verankerte Ziel Vision Zero zu erreichen. Dies sieht vor, das Verkehrssystem so zu gestalten, dass Fehler im Straßenverkehr nicht zu lebensbedrohlichen Verletzungen führen. Doch die Zahl der Verkehrstoten stagniert in Deutschland seit Jahren und ist zuletzt sogar wieder gestiegen – ohne Tempolimit ist die Umsetzung der Vision Zero schlicht nicht machbar.

Ja. Auf Autobahnen ohne Tempolimit passieren pro eine gefahrene Milliarde Kilometer 75 Prozent mehr tödliche Unfälle als auf Autobahnabschnitten mit Tempolimit. Auch die Anzahl der Schwerverletzten bei Unfällen auf Autobahnstrecken ohne Tempolimit ist um 20 Prozent erhöht Die erhöhte Gefahr schnellen Fahrens zeigen auch die Gesetze der Physik auf: Bei Tempo 100 beträgt der Anhalteweg bei einer Gefahrenbremsung 130 m. Bei Tempo 150 verlängert sich der Weg auf 270 m - bei 200 km/h sogar bis auf 460 m.

Pro Stunde liegt das Fassungsvermögen einer Straße pro Spur bei 1.500 bis 2.500 Fahrzeugen, wenn diese gleichmäßig 80 bis 100 km/h fahren. Bei höheren Geschwindigkeiten wird die Kapazität der Straßen verringert. Zusätzlich entstehen durch starke Geschwindigkeitsdifferenzen im Verkehrsstrom Störungen für den dahinterliegenden Verkehr, die sich zu einem Stau entwickeln können. Ein Tempolimit reduziert die Geschwindigkeitsdifferenz und trägt damit zu einem besseren Verkehrsfluss bei.

Im Gegenteil: Niedrige Höchstgeschwindigkeiten führen zu deutlich weniger Staus, d.h. die Durchschnittsgeschwindigkeit steigt sogar in vielen Fällen an. So führt nach Angabe des österreichischen Umweltministeriums beispielsweise ein Tempolimit von 100 km/h auf einer untersuchten 77 km langen Autobahnstrecke im österreichischen Bundesland Tirol nur zu einer verlängerten Reisezeit von unter 4 Minuten im Vergleich zu Tempo 130.

Innerorts wirkt sich eine Reduktion der Regelgeschwindigkeit auf 30 km/h noch weniger auf die Fahrzeit aus. Da die Durchschnittsgeschwindigkeit in Städten 20 -30 km/h beträgt.   

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Dorothee Saar
Bereichsleiterin Verkehr und Luftreinhaltung
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