Das Plastikmüllproblem des Pflanzenhandels
Der deutsche Pflanzenhandel verursacht zu viel Plastikmüll. Auf dem Weg vom Erzeuger zum Handel werden Garten- und Zimmerpflanzen in sogenannten „Pflanztrays“ transportiert. Diese Paletten sind zu 95 Prozent Einwegprodukte und bestehen meist aus Plastik.
Pro Jahr fallen in Deutschland rund 150 Millionen dieser Einweg-Transportverpackungen als Abfall an und verursachen so rund 21 Millionen Kilogramm Plastikmüll. Mehrwegverpackungen führen hingegen ein Nischendasein, obwohl sie unnötige Abfälle vermeiden, Ressourcen einsparen und im Vergleich zu Einweg 30 Prozent weniger CO2 verursachen.
„Bei Produktverpackungen in den Verkaufsregalen besteht inzwischen ein relativ großes Bewusstsein für unnötiges Plastik, aber beim nicht ganz so offensichtlichen Transport von Pflanzen wird gesündigt – jeden Tag und tausendfach.“
Barbara Metz, Stellv. Geschäftsführerin der Deutschen Umwelthilfe
Mehrweg ist die Lösung
Eine umweltfreundliche Alternative bietet der Einsatz von Mehrwegtransportbehältnissen: Wird eine Verpackung wiederverwendet, muss keine neue hergestellt werden. Dadurch werden Verpackungen, Ressourcen und Klimagase eingespart. 95 Prozent der Schnittblumen werden bereits seit Jahren in Mehrweg-Transportbehältern und auch über Ländergrenzen hinweg problemlos eingesetzt. Es ist unverständlich, warum dies bei Transportverpackungen für Zimmer- und Gartenpflanzen nicht umgesetzt wird. Denn auch für diesen Bereich existieren bereits Mehrwegalternativen – wie bspw. Palettinos, Floratinos, Floritray.
Mehrweg-Paletten werden aus Recyclingmaterial hergestellt, sind bruchfest, frostsicher und somit hundertfach wiederverwendbar. Ökobilanzen belegen deren Klimafreundlichkeit im Vergleich zu Einwegvarianten. Werden diese 10 Mal genutzt, sparen sie im Vergleich zu Einweg bis zu 30 Prozent CO2 ein (Reichweite 500 km). Die beste Lösung wäre ein branchenweites Mehrwegsystem, das unabhängig vom Lieferanten ist und von allen Marktteilnehmern gleichermaßen genutzt werden kann.
Der Handel muss umdenken
Vor allem die größten Verkäufer von Pflanzen, Lebensmitteleinzelhändler und Baumärkte, setzen fast vollständig auf unökologische Einweg-Transportverpackungen aus Kunststoff. Dies ist das Ergebnis einer Umfrage der DUH aus dem Jahr 2020. Allein Lidl ist jährlich für 7,5 Millionen Plastik-Einwegtrays verantwortlich. Beim Baumarkt toom fällt mit jährlich 8 Millionen Einwegtrays noch mehr Plastikmüll an.
Für den Handel spielt Umweltschutz nach eigenen Angaben eine immer wichtigere Rolle. Deshalb dürfen Unternehmen wie Rewe und Edeka oder Obi und Hornbach als Anbieter von Pflanzen nicht länger Einwegtrays nutzen und unnötige Abfallberge verursachen. Ein Umdenken beim deutschen Handel würde auch bei den zahlreichen Produzenten in den Niederlanden zu einem verstärkten Einsatz von Mehrwegverpackungen führen, denn die Nachfrage bestimmt, was geliefert wird.
Neben ökologischen Gründen lohnt es sich für den Handel auch aus wirtschaftlicher Perspektive, auf Mehrweg-Transportverpackungen zu setzen: Deren Einsatz ist um etwa ein Drittel günstiger als der ständige Neukauf von Einwegverpackungen. Verbraucherinnen und Verbraucher sollten genauer hinschauen und ihren Unmut über unnötigen Plastikmüll gegenüber den Händlern kundtun.
Pflanzenerzeuger Landgard größter Plastiksünder
Größter Plastiksünder in der Pflanzenbranche ist das Unternehmen Landgard. Mit 70 Millionen Einweg-Plastiktrays pro Jahr ist der Pflanzenerzeuger hauptverantwortlich für die Müllflut. Landgard versucht aktuell mit Rewe und der Baumarktkette toom erste Mehrweg-Paletten in die Anwendung zu bringen. Jedoch steckt diese Initiative noch in den Anfängen und es muss sich erst zeigen, wie ernst es der bundesweit größte Pflanzenerzeuger mit Abfallvermeidung und Ressourcenschutz meint.
Politik muss Mehrweg konsequent fördern
Bundesumweltministerin Svenja Schulze darf beim Thema Abfallvermeidung und Wiederverwendung nicht länger auf Freiwilligkeit setzen. Mehrweg muss endlich gesetzlich gefördert und verbindlich gemacht werden. Der Wandel in der Pflanzenbranche von Einweg zu Mehrweg muss durch eine verpflichtende Mehrwegquote für Transportverpackungen, eine steuerliche Besserstellung für Mehrwegtrays und eine Abgabe auf Einweg von mindestens 20 Cent vorangebracht werden.
Forderungen der Deutschen Umwelthilfe
- Verpflichtende Mehrwegquote von mind. 70 Prozent bis 2025 für Transportverpackungen
- Abgabe auf Einweg-Paletten von mind. 20 Cent
- Steuerliche Besserstellung von Mehrweg-Paletten
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Weiterführende Links
- Vorteile von Mehrweg
- Plastikstrategie
- Abfallvermeidung
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- Bioabfall
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Thomas Fischer
Bereichsleiter Kreislaufwirtschaft
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Elena Schägg
Stellvertretende Leiterin Kreislaufwirtschaft
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