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Pressemitteilung

Rücknahme von Elektroschrott im Handel: Studie der Deutschen Umwelthilfe entlarvt Sammelsysteme als mangelhaft und verbraucherunfreundlich

Freitag, 13.10.2017 Dateien: 1

Die Deutsche Umwelthilfe hat Rücknahmesysteme für Elektroschrott untersucht – Häufig umständliche Rücknahme durch Paketversand, unsachgemäßer Umgang mit gefährlichen Abfällen, zu wenig stationäre Sammelstellen und kaum Informationen für Verbraucher – DUH fordert von Rücknahmesystemen eine verbraucherfreundliche, sichere und aktive Sammlung – Händler sollen Zusammenarbeit mit Rücknahmesystemen sorgfältig nach ökologischen und verbraucherrelevanten Kriterien überprüfen

© DUH

Berlin, 13.10.2017: Viele Sammelsysteme für Elektroschrott sind verbraucherunfreundlich, passiv, arbeiten nicht flächendeckend und stellen sogar ein Sicherheitsrisiko dar. Dies ist das Ergebnis einer von der Deutschen Umwelthilfe (DUH) durchgeführten Untersuchung von elf Anbietern von Sammelsystemen für Elektroaltgeräte. Nur wenn Elektroschrott verbraucherfreundlich und sicher zurückgenommen wird, kann die Umwelt effektiv entlastet werden. Die DUH fordert deshalb Sammelsysteme mit Nachdruck dazu auf, ihre Aktivitäten auf ein sehr gutes Niveau anzuheben. Scheinsysteme, die eine Sammlung nur alibimäßig vorgaukeln, darf es nicht geben. Der Umwelt- und Verbraucherschutzverband empfiehlt Händlern ihre Zusammenarbeit mit Rücknahmesystemen sorgfältig nach ökologischen und verbraucherrelevanten Kriterien zu überprüfen.

Seit dem 24.7.2016 sind Händler gesetzlich zur Rücknahme von Elektroaltgeräten verpflichtet. Zur Sammlung von Elektroschrott beauftragen diese häufig Anbieter von Rücknahmesystemen. Daher hat die DUH elf in Deutschland tätige Rücknahmesysteme untersucht und bewertet, wie einfach sich alte Elektrogeräte abgeben lassen, wie gut Verbraucher über den Ablauf der Rückgabe informiert werden und wie die Systeme mit gefährlichen Produkten umgehen (die Ergebnisse finden Sie am Ende dieser Seite).

Die DUH-Untersuchung zeigt: kein untersuchtes Rücknahmesystem bietet derzeit eine einfache und flächendeckende Sammlung für alle Gerätearten an. Etwa die Hälfte der Rücknahmesysteme setzt überwiegend auf den Postversand zur Altgeräterücknahme. Die DUH kritisiert diesen Ansatz aufgrund von Datenschutzbedenken, des hohen Aufwands für eine sichere Verpackung und eines steigenden Lieferverkehrs. Besonders problematisch ist der Paketversand entzündbarer Altbatterien und schadstoffhaltiger Altlampen.

„Damit Verbraucher deutschlandweit ihren Elektroschrott einfach und korrekt entsorgen können, muss es in jedem der etwa 8.000 Postleitzahlgebiete eine stationäre Sammelstelle geben. Viele Rücknahmesysteme erreichen diese Zahl nicht einmal annähernd. Aber auch Systeme mit augenscheinlich mehr Sammelstellen entpuppen sich bei näherer Betrachtung oft als Scheinlösung: Sie fordern Verbraucher dazu auf, ihnen den Elektroschrott per Paket zu schicken. Der Postversand ist jedoch sehr umständlich und bedeutet ein unkalkulierbares Risiko. Am Ende haftet schnell der Versender, wenn ein alter Laptop während dem Pakettransport Feuer fängt und hohen Sachschaden verursacht“, kritisiert Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer der DUH.

„Nicht alle Sammelsysteme schließen Altbatterien und Altlampen vom Postversand aus. Dies ist jedoch notwendig. Bei beschädigten Hochenergieakkus, zum Beispiel aus Laptops oder Akkubohrern, reicht eine Sicherung der Pole nicht aus. Hier sind spezielle Gefahrgutbehälter nötig. Zudem können Leuchtstofflampen beim Paketversand zerbrechen und Quecksilber freisetzen. Für diese Problemprodukte ist der Paketversand gänzlich ungeeignet“, erklärt Philipp Sommer, stellvertretender Leiter für Kreislaufwirtschaft bei der DUH. Elektrogeräte die ein erhebliches Sicherheitsrisiko darstellen, sollten ausschließlich über stationäre Sammelstellen, beispielsweise über Sammelboxen im Handel, zurückgenommen werden.

Die DUH-Untersuchung zeigt, dass bei den Sammelsystemen große Unterschiede in der Benutzerfreundlichkeit und Bereitstellung von Informationen über den Rücknahmeprozess bestehen. „Bei einigen Systemen wird die Rückgabe von Elektroschrott durch gut aufbereitete Informationen und eine Sammelstellenkarte vereinfacht. Andere Systeme scheinen jedoch gar nicht sammeln zu wollen. Wenn man 50 Kilometer zur nächsten Abgabestelle fahren oder erst aufwändig eine E-Mail-Anfrage stellen muss, vergeht einem schnell die Lust, Elektroschrott richtig zu entsorgen“, sagt Sommer.

Bei der Auswahl der Rücknahmesysteme sollten Händler genau darauf achten, ob diese wirklich für alle Geräte ein flächendeckendes Sammelstellennetz anbieten. Falls dies nicht der Fall ist drohen Händlern gemäß des Elektro- und Elektronikgerätegesetzes Bußgelder von bis zu 100.000 Euro. Ferner sollten die Rücknahmesysteme Händler dabei unterstützen, Verbraucher aktiv über die Rückgabe von Elektroaltgeräten zu informieren.

Hintergrund:

Seit dem 24.7.2016 können Verbraucher alte Elektrogeräte kostenlos bei Händlern zurückgeben, die Elektrogeräte auf einer Fläche von mindestens 400 Quadratmetern verkaufen – bei Onlinehändlern gilt die Versand- und Lagerfläche. Wo die alten Geräte ursprünglich gekauft wurden, spielt für die Abgabe keine Rolle. Bei Kleingeräten unter 25 cm ist die Rückgabe von bis zu fünf Geräten pro Geräteart nicht an den Kauf eines Gerätes gebunden. Ein Verstoß gegen die Rücknahmepflicht kann ein Bußgeld von bis zu 100.000 Euro nach sich ziehen.

In Deutschland werden jährlich etwa 1,7 Millionen Tonnen Elektrogeräte verkauft, jedoch nur etwa 40 Prozent davon ordnungsgemäß gesammelt und der Wiederverwendung oder dem Recycling zugeführt. Um dieses Umweltproblem zu lösen, hat die EU-Kommission im Rahmen der Richtlinie 2012/19/EU die Handelsunternehmen verpflichtet, kostenfrei Altgeräte zurückzunehmen. So soll sichergestellt werden, dass die hierin enthaltenen Schadstoffe umweltgerecht behandelt und wertvolle Rohstoffe recycelt werden.

Voraussichtlich wird Deutschland das Sammelziel für Elektroaltgeräte von 45 Prozent für das Jahr 2016 verfehlen – mit negativen Folgen für die Umwelt. Durch unsachgemäß entsorgte Elektrogeräte gehen diese für eine mögliche Wiederverwendung verloren. Ebenso wie wertvolle Rohstoffe, die an anderer Stelle der Natur neu entnommen werden müssen.

Links:

Das Infopapier Rücknahmesysteme für Elektroaltgeräte finden Sie am Ende dieser Seite.

DUH-Testergebnisse zur Rücknahme von Elektroaltgeräten im Handel, Flyer für Händler und Verbraucher sowie weitere Informationen: http://www.duh.de/projekte/rueckgabe-alter-elektrogeraete/

Kontakt:

Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer
0171 3649170, resch@duh.de 

Philipp Sommer, stellv. Leiter Kreislaufwirtschaft
030 2400 867 462, sommer@duh.de

DUH-Pressestelle:

Andrea Kuper, Ann-Kathrin Marggraf
030 2400867-20, presse@duh.de 

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