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Pressemitteilung

Langsame Fortschritte - Antarktis-Vertragsstaaten einigen sich auf Tourismusfragen, ohne Maßnahmen zu beschließen. Schutz für den Kaiserpinguin steht das dritte Jahr in Folge aus.

Donnerstag, 30.05.2024
© Cheryl Ramalho / stock.adobe.com

Kochi, 30. Mai 2024: Die 46. Konsultativtagung des Antarktisvertrags (ATCM) endete heute in Kochi, Indien. Umweltorganisationen begrüßten die Beschlüsse zur Zusammenarbeit im Bereich Tourismus, brachten aber gleichzeitig ihre Enttäuschung darüber zum Ausdruck, dass das Tempo der Maßnahmen weiterhin viel zu langsam ist, um die stetig wachsenden  Bedrohungen auf die antarktischen Ökosysteme zu bekämpfen.

Die Antarctic and Southern Ocean Coalition (ASOC) ist erfreut, dass die Vertragsparteien des Antarktisvertrags nach jahrelanger Trägheit ihre Bereitschaft zur Zusammenarbeit bei der Regulierung der expandierenden Tourismus-Industrie gezeigt haben. Als positiver erster Schritt einigten sich die Vertragsparteien auf eine Liste vorrangiger Punkte und verpflichteten sich, vor der nächsten Antarktis-Konsultativtagung zusammenzukommen, um die Schaffung des vorgeschlagenen Rahmens zur Regulierung des Tourismus voranzutreiben. Trotz der Anerkennung der dringenden Notwendigkeit, sich mit dem Wachstum und der Diversifizierung des Tourismus zu befassen, wurden bei dem Treffen in Kochi jedoch konkrete Maßnahmen um ein weiteres Jahr verschoben.

„ASOC fordert die Vertragsparteien weiterhin auf, vorrangig einen umfassenden Rahmen für die Regulierung des Tourismus zu entwickeln, der sowohl ganzheitlich als auch skalierbar ist. Wir wiederholen die Forderung, die wir bereits im Vorfeld des ATCM in Kochi erhoben haben, dass die Vertragsparteien durchsetzbare Vorschriften erlassen, um negative Auswirkungen auf die biologische Vielfalt der Antarktis zu verhindern. Dies ist von entscheidender Bedeutung, um die antarktische Umwelt angesichts der zunehmenden menschlichen Aktivitäten zu schützen", sagte Claire Christian, Geschäftsführerin der ASOC.

Eine weitere ermutigende Entwicklung in Kochi war die positive Reaktion auf die Bedenken hinsichtlich der ungeregelten Entsorgung von Grauwasser im Antarktis-Vertragsgebiet. Trotz der Toxizität vieler seiner Bestandteile ist die Einleitung von Grauwasser, das zum Baden, Waschen usw. verwendet wird, in den Meeren international nach wie vor ungeregelt. ASOC forderte die Vertragsparteien auf, strengere Anforderungen an antarktische Schiffe und Forschungsstationen zu stellen, und freut sich auf die Zusammenarbeit, wenn diese weitere Schritte zur Regulierung der Grauwasserentsorgung im Südpolarmeer unternehmen.

Zur großen Enttäuschung von ASOC und ihrer Mitglieder hat es das ATCM erneut versäumt, den Kaiserpinguin als besonders geschützte Art auszuweisen. Trotz des wissenschaftlich belegten Rückgangs dieser beliebten Art konnte die Tagung aufgrund einer kleinen Minderheit von Vertragsparteien keinen Konsens erzielen.

„Bereits jetzt können wir die verheerenden Folgen der Klimakrise für die Ökosysteme und bedrohte Arten wie den Kaiserpinguin sehen. Kaiserpinguine sind auf stabiles Meereis für ihre Paarung, Brut, Aufzucht der Küken und Mauser angewiesen. Angesichts des alarmierenden Rückgangs des antarktischen Meereises könnten die Kaiserpinguine noch in diesem Jahrhundert aussterben – es sei denn wir schützen sie jetzt,“ sagte Sascha Müller-Kraenner, Bundesgeschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe (DUH).

„ASOC ist äußerst besorgt darüber, dass das ATCM nicht in der Lage ist, sich darauf zu einigen, die ihm zur Verfügung stehenden Schutzinstrumente, denen alle Parteien zugestimmt haben, zu nutzen, um den Kaiserpinguin als besonders geschützte Art auszuweisen. Darüber hinaus beruhte der Vorschlag auf einer überzeugenden wissenschaftlichen Analyse, die von fast allen Vertragsparteien ausdrücklich unterstützt wurde.Wir können die Einwände gegen diese wichtige Maßnahme nicht verstehen", sagte Claire Christian.

Das Schicksal des Kaiserpinguins ist, wie das der gesamten Tierwelt der Antarktis, direkt mit dem Klimawandel verbunden. Es ist daher äußerst besorgniserregend, dass die Diskussionen in Kochi zwar schrittweise Fortschritte in der Arbeit zum Klimawandel gebracht haben, dass aber die ATCM trotz bemerkenswerter Bemühungen einiger Vertragsparteien generell nicht auf die Klimakrise reagiert hat.

„Wieder einmal hat es das ATCM versäumt, sich der existenziellen Herausforderung des Klimawandels zu stellen. Die Eisschilde der Antarktis durch die Verringerung der Emissionen fossiler Brennstoffe intakt zu halten, ist nicht nur für den Schutz der einzigartigen Tier- und Pflanzenwelt der Region von entscheidender Bedeutung, sondern auch, um irreversible Schäden durch den Anstieg des Meeresspiegels für Millionen von Menschen, die Tausende von Meilen von den Polen entfernt leben, abzuwenden oder zumindest zu verlangsamen. Es ist längst an der Zeit, dass die Vertragsparteien des Antarktisvertrags, zu denen auch die größten Verursacher der Kohlenstoffemissionen der Welt gehören, ihre Verantwortung anerkennen und Maßnahmen ergreifen, die dem Ausmaß und der Dringlichkeit der Bedrohung entsprechen", sagte Pam Pearson, Direktorin der International Cryosphere Climate Initiative (ICCI).

Ein erfolgreicher und verbindender Moment in Kochi war eine Jugendveranstaltung, die von ASOC und seinem Partner, der Deutschen Umwelthilfe (DUH), zusammen mit dem Indischen National Centre for Polar and Ocean Research (NCPOR), lokalen Partnern und mit Unterstützung des Umweltbundesamtes und des Bundesumweltministeriums organisiert wurde. „Species-rich Antarctica“ (Artenreiche Antarktis) lud Jugendliche aus der Region zu einem Workshop ein, an dem Antarktis-Wissenschaftler und Delegierte des Treffens teilnahmen, gefolgt von einer Veranstaltung auf der ATCM, bei der ein Kunstwerk eingeweiht wurde, zu dem sie beigetragen hatten: ein Terrakotta-Wandbild, das das antarktische Nahrungsnetz darstellt. Nach der ATCM wird das Kunstwerk dauerhaft im Indischen National Centre for Polar and Ocean Research in Goa ausgestellt werden.

Ansprechpartner für die Medien:

Patricia Roy (Englisch, Französisch, Spanisch)- +34696 905 907, patricia@communicationsinc.co.uk 

Meike Schützek (Deutsch, Englisch) - 0176 82797897, info@meikeschuetzek.com

Hinweise für die Redaktion:

Die Antarctic and Southern Ocean Coalition (ASOC) ist ein Zusammenschluss von Naturschutzorganisationen aus der ganzen Welt, um die Integrität der Ökosysteme der Antarktis und des Südpolarmeers vor den Eingriffen des Menschen zu schützen. Ihre Aufgabe ist es, die einzigartigen und gefährdeten Ökosysteme der Antarktis und des Südpolarmeeres zu schützen, indem sie der NGO-Gemeinschaft eine einheitliche Stimme verleiht.

Über den Antarktis-Vertrag: Vor etwas mehr als 60 Jahren, im Jahr 1959 - am Rande des Kalten Krieges - schlossen 12 Länder den Antarktisvertrag ab. Der zentrale Gedanke des Vertrages war die Freiheit der wissenschaftlichen Forschung in der Antarktis und die friedliche Nutzung des Kontinents. Im Laufe der Jahre traten weitere Länder bei. Heute sind 56 Länder Teil des Antarktisvertrags. Er ruft alle Länder der Antarktis zur Zusammenarbeit auf, um den Planeten auf der Grundlage der Grundwerte von Frieden und Wissenschaft zu schützen.

Die Kommission für die Erhaltung der lebenden Meeresschätze der Antarktis (Commission for the Conservation of Antarctic Marine Living Resources, CCAMLR) ist das internationale Gremium, das für die Umsetzung des Übereinkommens und den Schutz des Südpolarmeeres zuständig ist. Obwohl das ATCM von CCAMLR getrennt ist und sich nicht an Entscheidungen über Vorschläge zur Einrichtung neuer MPAs im Südpolarmeer beteiligt, fallen beide Gremien unter das Antarktis-Vertragssystem. Außerdem sind 27 der Vertragsparteien des Antarktisvertrags auch Mitglieder von CCAMLR. Somit haben CCAMLR und ATCM ein gemeinsames Ziel - die Erhaltung der Gesundheit der antarktischen Arten und Ökosysteme - und müssen ähnliche Strategien verfolgen, um auf die Bedrohung durch die Klimakrise zu reagieren und die biologische Vielfalt zu schützen. Die nächste CCAMLR Jahrestagung findet im Oktober 2024 statt.

Weitere Informationen:

● Politischer Hintergrund ATCM 2024  
● Antarktis-Jugendveranstaltung auf der ATCM in Kochi

Interviewpartner:

1. Claire Christian, Geschäftsführerin, Antarctic and Southern Ocean Coalition (ASOC)
2. Andrea Kavanagh, Direktorin, das Pew Bertarelli Ocean Legacy Project
3. Meike Schützek, Beraterin für die Antarctic and Southern Ocean Coalition (ASOC)
4. Sascha Müller-Kraenner, Bundesgeschäftsführer, Deutsche Umwelthilfe (DUH)

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