Pressemitteilung
Haltungskennzeichnung für Fleisch auf der Zielgeraden: Deutsche Umwelthilfe fordert schnelle Durchsetzung und mehr Anstrengungen zum Umbau der Tierhaltung
Berlin, 16.1.2023: Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) warnt vor Versuchen aus Teilen der Wirtschaft, die Verabschiedung der Haltungskennzeichnung für Fleisch und damit den dringend notwendigen Umbau der Tierhaltung zu verzögern. Der Gesetzentwurf, der eine Einstufung der Haltungsform von 1 (Stall) bis 5 (Bio) vorsieht, ist heute zur Anhörung im Bundestag. Wirtschaftsverbände halten jedoch verbissen am irreführenden Label „Initiative Tierwohl“ fest. Mit diesem freiwilligen Produktaufdruck können auch die beiden niedrigsten Haltungsstufen versehen werden, obwohl es sich dabei meist um Fleisch aus Massentierhaltung handelt statt um Tierwohl-Produkte. Die DUH fordert Wirtschaft und Politik auf, den Weg für die staatliche Kennzeichnung freizumachen – zumal sich daraus für Landwirtschaftsbetriebe keine Verpflichtung ergebe, etwas an der Haltungsform zu verändern. Vielmehr ermöglicht sie Betrieben mit definierten Tierschutzleistungen, am Kühlregal endlich erkannt zu werden.
Sascha Müller-Kraenner, Bundesgeschäftsführer der DUH: „Die Eier-Kennzeichnung hat eindrucksvoll gezeigt: Verbraucherinnen und Verbraucher wollen Tierschutz und wählen ihn auch zunehmend im Supermarkt, wenn eine staatliche Kennzeichnung ihnen unabhängig und zuverlässig Transparenz verschafft. Die Haltungskennzeichnung für Fleisch liefert endlich Anreize zum Umbau der Tierhaltung zu weniger Tieren pro Betrieb und mehr Fläche pro Tier – und damit einen Hoffnungsschimmer im Kampf gegen die klimaschädliche Überproduktion von Fleisch und für die schweinehaltenden Betriebe, die in der Preiskrise feststecken. Wir fordern das Parlament und Bundesminister Özdemir auf, die Pflichtkennzeichnung durchzusetzen und auf alle tierischen Lebensmittel auszuweiten – und zwar schnellstmöglich!“
Parallel zur Einführung der Haltungskennzeichnung ist aktuell auch die Überarbeitung der Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung geplant. Die DUH fordert Landwirtschaftsminister Özdemir auf, im Sinne von Klimaschutz und Luftreinhaltung dabei vor allem die Reduktion des Heizenergiebedarfs in Ställen sowie der Ammoniakemissionen voranzutreiben.
Dazu Reinhild Benning, Agrarexpertin der DUH: „In den Haltungsformen ‚Stall‘ und ‚Stall+Platz‘ in sogenannten Warmställen ist ein hoher Heizenergie- und damit Gasbedarf im Winter vorprogrammiert. Bei den höchsten Haltungsstufen können Schweine hingegen die Liegeflächen selbst warmhalten, wenn Stroh vorgeschrieben wird. Das entschärft die absurde Konkurrenz um Heizgas zwischen Mensch und Tier und schützt das Klima. Auch gesundheits- und umweltschädliche Ammoniak-Emissionen lassen sich in den höchsten Haltungsstufen Auslauf- und Freilandhaltung, massiv senken. Dafür braucht es nicht nur mehr Platz je Tier, sondern auch getrennte Funktionsbereiche. Diese entscheidenden Maßnahmen darf Landwirtschaftsminister Özdemir in den anstehenden Gesetzesänderungen zur Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung nicht versäumen! Stattdessen muss er Tierschutz und Klimaschutz endlich zu dem bringen, was sie sind: ein perfektes Team!“
Um Druck für die Agrarwende und den Umbau der Tierhaltung zu machen, ruft die DUH alle Bürgerinnen und Bürger auf, an der diesjährigen „Wir haben es satt“-Demo am 21. Januar in Berlin teilzunehmen. Der Umwelt- und Verbraucherschutzverband wird ebenfalls vor Ort sein und die Bundesregierung mit laut- und bildstarkem Protest zum Handeln auffordern.
Link:
- Die DUH-Recherche zum Heizgasbedarf der Schweinehaltung finden Sie am Ende dieser Seite.
Kontakt:
Sascha Müller-Kraenner, Bundesgeschäftsführer
0160 90354509, mueller-kraenner@duh.de
Reinhild Benning, Agrar-Expertin
0151 17918487, benning@duh.de
DUH-Newsroom:
030 2400867-20, presse@duh.de