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Pressemitteilung

Deutsche Umwelthilfe stellt Anträge auf Fahrrad-Straßen in 203 Städten – Mitmach-Aktion: Bürger können konkrete Fahrrad-Straßen benennen

Dienstag, 21.04.2020 Dateien: 1

Deutsche Umwelthilfe erhält über 4.000 Vorschläge für Städte, die während der Corona-Pandemie sichere Fahrrad-Straßen einrichten sollen – In mehreren Berliner Bezirken wurden bereits kurzfristig „Pop-Up Radwege" eingerichtet – DUH stellt Musterschreiben zur Verfügung, mit denen Bürgerinnen und Bürger dem eigenen Stadtoberhaupt konkrete Streckenabschnitte benennen können – Sichere Fahrradinfrastruktur verbessert während Corona-Pandemie die Luft, stärkt die Gesundheit der Radfahrer und entlastet Rettungsstellen und Krankenhäuser – Anteil des Radverkehrs im urbanen Mobilitätsmix ist von Ende Januar bis Ende März um 250 Prozent gestiegen

© Kara/stock.adobe.com

Berlin, 21.4.2020: Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) haben mehr als 4.000 Rückmeldungen aus der Bevölkerung erreicht, um während der Corona-Pandemie mehr und sicheren Platz für Fahrradfahrer zu schaffen. Am 3. April hatte die DUH Anträge auf temporäre Umwidmung von Verkehrsflächen in 39 Städten mit besonders hoher Belastung der Luft mit dem Dieselabgasgift NO2 gestellt. In der Zwischenzeit hat die DUH diese Anträge auf 203 Städte ausgeweitet und formal beantragt, während der Corona-Pandemie kurzfristig Fahrrad-Straßen einzurichten und Tempo 30 innerorts einzuführen. 93 Städte haben sich bisher auf den Antrag zurückgemeldet.

Die DUH startet nun die zweite Stufe der Fahrrad-Straßen Initiative und ruft alle Bürgerinnen und Bürger auf, dem eigenen Stadtoberhaupt konkrete Straßenabschnitte zu nennen, die in sichere Fahrrad-Straßen umgewidmet werden sollen. Unter www.duh.de/fahrradstrassen-jetzt stellt die DUH ein individualisierbares Musterschreiben zur Verfügung.

„Wir freuen uns, dass sich zahlreiche Städte wie Frankfurt, Köln oder Dresden nun intensiv mit unseren Anträgen auf Umwidmung von Verkehrsflächen in Fahrrad-Straßen z.B. als „Pop-Up Radwege“ beschäftigen. Als Folge reduzierter Angebote bei Bahn und Bus ist der Anteil des Fahrrads im urbanen Verkehrsmix um 250 Prozent angestiegen. Während der kommenden Monate benötigen die Menschen gerade wegen der Corona-Pandemie eine sichere Infrastruktur für Fahrradfahrende. Sie ermöglicht den Menschen eine sichere Fahrt zum Arbeitsplatz mit ausreichend Abstand an der frischen Luft und entlastet Ärzte und Krankenhäuser von unnötigen Unfallbehandlungen. Wir sind uns sicher, dass die Städte ähnlich vernünftige Entscheidungen treffen wie Berlin, wo innerhalb kurzer Zeit Fahrrad-Straßen entstanden sind. Was Berlin kann, ist auch in anderen deutschen Städten möglich“, so Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer der DUH.

Während in Berlin bereits mehrere Kilometer Radwege im Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg entstanden sind und weitere in den Bezirken Mitte, Pankow und Charlottenburg-Wilmersdorf folgen sollen, sind die Antworten der höchstverschmutzten Städte in Deutschland München und Stuttgart besonders aufschlussreich. Der Münchner Oberbürgermeister kündigt erfreulicherweise eine entsprechende politische Debatte im Stadtrat an, der Stuttgarter Oberbürgermeister lässt der DUH hingegen von einem Beigeordneten ablehnend mitteilen, für eine Anordnung lägen keine „verkehrssicherheitlichen Voraussetzungen“ vor und eine schnelle und einfache Umsetzung sei „leider nicht möglich“.

Eine Verbesserung der Radinfrastruktur ist jedoch nicht nur für große Städte ein Thema. Auch in kleineren Städten ist die Verbesserung von Radwegen möglich und notwendig. So hat die 60.000 Einwohner-Stadt Rosenheim im März 2020 die Umsetzung des Bürgerbegehrens „Radentscheid Rosenheim“ beschlossen. Damit sollen ein lückenloses Radverkehrsnetz und geschützte Radverkehrsanlagen an Hauptverkehrsstraßen umgesetzt werden.

Durch die Corona-Krise sind viele Menschen auf ihr Fahrrad angewiesen, der Fuß- und Radverkehrsanteil ist laut einer Bewegungsdatenuntersuchung des Potsdamer Start-Ups Motiontag im urbanen Raum zwischen Ende Januar und Ende März jeweils um 250 Prozent angestiegen. Die Nutzung des Fahrrads bzw. Pedelecs ist angesichts der teilweise schlechten Fahrradwege nur unter Risiken möglich. Um eine möglichst sichere und komfortable Nutzung des Fahrrads sicherzustellen und zu verhindern, dass zusätzliche, unfallbedingte Krankenhausbehandlungen anfallen, sind die kurzfristige Einrichtung von sichereren Fahrrad-Straßen sowie ein stadtweites Tempo 30 für den Straßenverkehr notwendig. Gleichzeitig sollen sichere Fahrrad-Straßen und Tempo 30 die Luftqualität in der Corona-Krise weiter verbessern.

Hintergrund:

Nachdem der Berliner Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg bereits 8,2 Kilometer temporäre Radwege realisiert hat, sollen ab dem 21. April 4,5 Kilometer folgen. In den Bezirken Mitte und Charlottenburg-Wilmersdorf entstehen neue Radverkehrsanlagen. Die Berliner Senatsverwaltung für Verkehr und Umwelt veröffentlichte Regelpläne zur Einrichtung und Erweiterung von Radverkehrsanlagen, die auch in anderen Städten als Planungsgrundlage oder Inspiration dienen können. Eine Umsetzung sei innerhalb von zehn Tagen realistisch. In der kolumbianischen Hauptstadt Bogotá wurden wegen der Corona-Pandemie insgesamt 117 km abgetrennte Fahrrad-Straßen geschaffen. Die neuseeländische Verkehrsministerin unterstützt als Corona-Sofortmaßnahme Städte mit 90 Prozent Förderung für neue Fahrrad-Straßen und die Erweiterung von Gehwegen.

Die generelle schädliche Wirkung von Luftschadstoffen auf die Atemwege erschweren es dem Immunsystem, die zusätzliche Infektion der Lunge durch SARS-CoV-19 zu bekämpfen. Die Folge: Es besteht das Risiko eines erschwerten Krankheitsverlaufes und eines erhöhten Sterblichkeitsrisikos. Vorerkrankungen, insbesondere der Atemwege, stellen ein höheres Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf dar.

Aktuelle Unfallstatistiken zeigen in 2019 erschreckende Werte von 15.000 schwerverletzten Fahrradfahrern. Die meisten Radunfälle ereignen sich innerorts, wo Fahrradfahrende und motorisierter Verkehr sich auf engstem Raum begegnen. Dort stieg die Zahl der getöteten Fahrradfahrer zuletzt sogar auf insgesamt 271 Fälle (6,3 Prozent höher als 2018). Auch bei den Pedelecs verzeichnet sich zuletzt ein deutlicher Anstieg der schwerverletzten Fahrer mit einem Zuwachs um 25 Prozent.

Links:

Kontakt:

Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer
0171 3649170, resch@duh.de

DUH-Pressestelle:

Marlen Bachmann, Thomas Grafe
030 2400867-20, presse@duh.de

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