Pressemitteilung
Dänemark macht es vor: Deutsche Umwelthilfe fordert Einwegpfand auch auf Säfte und Nektare
Berlin, 29.8.2018: Das deutsche Pfandsystem für Einweg-Getränkeverpackungen ist einzigartig und dient seit 2003 als Vorbild für ähnliche Systeme weltweit. Durch das Pfand werden nahezu alle Getränkeverpackungen sortenrein im Handel zurückgegeben, landen nicht in der Umwelt und werden recycelt. Doch das System hat einen gravierenden Schwachpunkt: Für Einweg-Getränkeverpackungen, die Säfte und Nektare beinhalten, gilt die Pfand-Regelung nicht. Deshalb landen viele der circa eine Milliarde unbepfandeten Plastikflaschen aus dem Saft- und Nektarbereich in der Umwelt oder im Restmüll und somit in der Verbrennung. Mit dem aktuellen Beschluss der dänischen Regierung, das Einwegpfand ab 2020 auf Säfte und Nektare auszuweiten, zieht das Nachbarland am einstigen Vorbild Deutschland vorbei. Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) fordert Bundesumweltministerin Svenja Schulze auf schnellstmöglich nachzuziehen und in Deutschland ebenfalls das Einwegpfand auf Säfte und Nektare auszuweiten.
„Ob beim Thema Luftreinhaltung, sauberem Wasser oder dem Einwegpfand – Deutschland wird in Europa beim Umweltschutz zunehmend abgehängt. Etwa die Hälfte der in Deutschland konsumierten Säfte und Nektare wird in unbepfandeten Einweg-Plastikflaschen verpackt. Ohne ein Pfand landen viele dieser Flaschen in der Umwelt oder dem Restmüll. Und es werden ohne Not Recyclingpotentiale verschenkt. Außerdem ist es für Verbraucher völlig unverständlich, warum auf eine Plastikflasche mit Saft kein Pfand erhoben wird, auf eine Saftschorle aber schon. Bundesumweltministerin Svenja Schulze sollte diese unnötige Chaosregelung beseitigen, das Einwegpfand auf Säfte und Nektare ausweiten und sich an progressiven Ländern wie Dänemark orientieren“, fordert die stellvertretende DUH-Bundesgeschäftsführerin Barbara Metz.
In der Vergangenheit wurden technische Probleme bei der Sortierung und dem Recycling als Grund zum Ausschluss von Säften und Nektaren aus der Pfandpflicht angeführt. PET-Saftflaschen enthalten eine zusätzliche Polyamid-Sperrschicht, die dem Schutz des Produktes dient. Da solche Multilayer-Flaschen früher nicht ohne weiteres von anderen PET-Flaschen getrennt werden konnten und das Recycling beeinträchtigten, entschied sich die Bundesregierung gegen eine Bepfandung. Wie die Ausweitung der Einwegpfandpflicht in Dänemark zeigt, bestehen diese Schwierigkeiten aber heute nicht mehr. Das dänische Umweltministerium rechnet durch die Pfandausweitung mit einer Erhöhung der Sammelmenge an Einweg-Getränkeverpackungen von vier bis fünf Prozent.
„Aufgrund technischer Neuerungen können beschichtete Saftflaschen mittlerweile problemlos von Scannern erkannt und sortenrein erfasst werden. Das ermöglicht ein reibungsloses und hochwertiges Recycling, denn aus den so gesammelten Flaschen können wieder neue Lebensmittelverpackungen hergestellt werden – anders als bei der Sammlung über den gelben Sack. Bundesumweltministerin Svenja Schulze muss jetzt reagieren, auch um die Umwelt vor Wegwerfplastik zu schützen. Gerade hinsichtlich der zunehmenden Mengen an Plastikmüll in Flüssen, Seen und Meeren darf es keine fadenscheinigen Ausreden mehr geben“, fordert der DUH-Leiter für Kreislaufwirtschaft, Thomas Fischer.
Neben Saftflaschen sollten auch Getränkekartons endlich mit einem Pfand von 25 Cent belegt werden, nachdem ihre Sonderstellung als „ökologisch vorteilhafte Verpackung“ im Zuge des 2019 in Kraft tretenden Verpackungsgesetzes zurecht aufgehoben wird. Durch die Erhebung eines Pfands könnten jährlich allein in Deutschland 2,7 Milliarden Getränkekartons für ein hochwertiges Recycling gesammelt werden. Derzeit ist die Sammelquote niedrig: nur rund 60 Prozent der Getränkekartons werden tatsächlich für ein Recycling im gelben Sack erfasst. Mit Pfand läge die Sammelquote deutlich über 90 Prozent.
Links:
- Getränkestudie zu Mehrweg, Einweg mit Pfand und Grüner-Punkt-System: https://www.duh.de/pwc_getraenkestudie/
- Umweltauswirkungen von Getränkeverpackungen: https://www.duh.de/themen/recycling/verpackungen/getraenkeverpackungen/
- Vorteile von Mehrwegflaschen: https://www.duh.de/mehrweg-klimaschutz0/vorteile-von-mehrweg/
- Problem Einweg-Plastikflaschen: https://www.duh.de/mehrweg-klimaschutz0/einweg-plastikflaschen/
Kontakt:
Barbara Metz, Stellvertretende Bundesgeschäftsführerin
030 2400867-74, 0170 7686923, metz@duh.de
Thomas Fischer, Leiter Kreislaufwirtschaft
030 2400 867-43, 0151 18256692, fischer@duh.de
DUH-Pressestelle:
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030 2400867-20, presse@duh.de