Pressemitteilung
Befragung der Deutschen Umwelthilfe deckt auf, wie Unternehmen in Deutschland Greenwashing bei Ökostrom betreiben
Berlin, 27.8.2021: Immer mehr Unternehmen in Deutschland werben mit der Nutzung von bis zu 100 Prozent Ökostrom. Eine aktuelle Befragung der Deutschen Umwelthilfe (DUH) unter 66 Unternehmen zeigt: Eine große Zahl an Unternehmen betreibt mit der Ausweisung von Ökostrom Greenwashing. Statt tatsächlich Strom aus Erneuerbaren Energien zu kaufen, setzen Unternehmen offenbar weiterhin auf den normalen Strommix und kaufen zusätzlich günstige Grünstromzertifikate, zum Beispiel von norwegischen Wasserkraftwerken. So wird Strom aus Kohle, Gas oder Atomkraft mit Hilfe der so genannten Herkunftsnachweise lediglich umetikettiert. Dieses Vorgehen ist zwar legal, Investitionen in den Bau neuer Erneuerbarer-Energien-Anlagen und damit in die Energiewende sind damit aber nicht verbunden. Den Kundinnen und Kunden wird damit Engagement für den Klimaschutz nur vorgetäuscht, so der Umwelt- und Verbraucherschutzverband.
Constantin Zerger, Leiter Energie und Klimaschutz der DUH: „Wo bei den befragten Unternehmen Ökostrom draufsteht, ist nicht immer Klimaschutz drin. Die wenigsten Unternehmen investieren in den Bau neuer Erneuerbarer-Energien-Anlagen – eine unerlässliche Voraussetzung für den Klimaschutz. Stattdessen kaufen viele Unternehmen billige Ökostrom-Zertifikate von alten Wasserkraftwerken. Das ist unredlich und muss unterbunden werden. Wir fordern die Unternehmen auf, ihren Kundinnen und Kunden ehrlich gegenüber zu treten. Sie müssen statt in Herkunftsnachweise in Erneuerbare-Energien-Anlagen investieren oder direkte Strombeschaffungsverträge abschließen. Gleichzeitig fordern wir die nächste Bundesregierung auf, eine Umetikettierung von konventionellem Strom zu untersagen, da diese Praxis die Energiewende in Deutschland durch ausbleibende Investitionen regelrecht ausbremst.“
Von den insgesamt 66 angeschriebenen Unternehmen hat der Umwelt- und Verbraucherschutzverband 19 Rückmeldungen erhalten. 12 Unternehmen betreiben demnach eigene Erneuerbare-Energien-Anlagen. 7 Unternehmen haben direkte Bezugsverträge mit Erneuerbare-Energien-Anlagen aus dem Inland abgeschlossen. Neben diesen Bezugsquellen bestätigten außerdem 9 Unternehmen die Nutzung von Herkunftsnachweisen. Die 47 verbleibenden Unternehmen wollten sich auch nach wiederholten Erinnerungen und persönlicher Ansprache nicht an der Umfrage beteiligen.
Obwohl laut Befragung einige Unternehmen bereits auf echten Ökostrom setzen, sind die hierbei bezogenen Strommengen im Vergleich zu den Strommengen, die aus eingesetzten Herkunftsnachweisen stammen, gering. Laut Berechnungen der DUH wird über die Beschaffungsoption der Herkunftsnachweise in Kombination mit konventionellem Börsenstrom die dreifache Menge Strom gegenüber der echten Ökostrommenge bezogen. Die DUH fordert alle Unternehmen auf, die Umetikettierung von herkömmlichem Strom zu unterlassen und stattdessen auf echten Ökostrom aus eigenen Anlagen oder direkten Bezugsverträgen zu setzen. Gute Möglichkeiten für den Bezug von Ökostrom sind bereits vorhanden: Unternehmen können Strom entweder aus eigenen Erneuerbaren-Anlagen oder aus direkten Strombezugsverträgen beziehen, die sie mit Produzenten von Erneuerbaren Energien abschließen.
„Die fehlende Transparenz der Unternehmen irritiert uns sehr. Wer mit seinem grünen Ökostrom-Portfolio wirbt und ambitionierte Ökostromanteile anstrebt, sollte eine solche Umfrage mit Leichtigkeit beantworten können. Stattdessen haben wir mehrheitlich keine oder kaum auswertbare Daten bekommen. Das erweckt den Verdacht, dass die Unternehmen etwas zu verbergen haben. Wir fordern die Unternehmen auf, das Versteckspiel zu beenden und die Herkunft ihres Ökostroms transparent zu machen“, so Constantin Zerger.
Link:
- Die Broschüre "Woher kommt der Ökostrom? - Wie deutsche Unternehmen ihre Ökostrom-Ziele erfüllen und wie sie dabei tricksen" finden Sie am Ende dieser Seite.
Kontakt:
Constantin Zerger, Leiter Energie und Klimaschutz
0160 433 40 14, zerger@duh.de
DUH-Newsroom:
030 2400867-20, presse@duh.de