Pressemitteilung
30 Jahre Tschernobyl – Nuklearkatastrophen machen nicht an Grenzen halt
Am 26. April 1986 explodierte der Reaktor in Block 4 des ukrainischen Atomkraftwerks Tschernobyl nahe der Landesgrenze zu Weißrussland. Es kam zum Super-GAU. Gewaltige Mengen radioaktiver Strahlung wurden freigesetzt, die tausende Menschen das Leben kosteten und ganze Landstriche auf Jahrhunderte verseuchten. Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) warnt angesichts des Jahrestages der Tschernobyl-Katastrophe vor den Gefahren, die noch immer von zahlreichen baufälligen und unsicheren Atomkraftwerken in Deutschland und im angrenzenden Ausland ausgehen. Sie fordert einen beschleunigten Ausstieg aus der Atomenergie in der Schweiz und in Frankreich, verbindliche Mindestanforderungen an AKW in Europa und die sofortige Abschaltung der gefährlichsten Meiler.
„Tschernobyl hat bewiesen, dass die nukleare Technik nicht beherrschbar ist. Dennoch war 25 Jahre später eine weitere nukleare Katastrophe in Japan nötig bis auch die deutsche Bundesregierung endlich erkannte, dass der Ausstieg aus der Kernenergie unvermeidbar ist. Die nukleare Gefahr macht aber nicht an der Grenze halt. Deshalb und auch wegen der jüngsten Zwischenfälle in Frankreich und Belgien müssen alle Risikomeiler innerhalb der EU sofort vom Netz gehen“, erklärt DUH-Bundesgeschäftsführer Sascha Müller-Kraenner.
Im Südwesten Deutschlands stehen einige der ältesten und baufälligsten Reaktoren Europas. Wie die jüngsten Vorfälle in Philippsburg und Biblis gezeigt haben, werden immer wieder Sicherheitsvorschriften missachtet. Die sich daraus ergebende Kombination von veralteter Technik und menschlichem Versagen wird nicht nur für Deutschland eine Gefahr, sondern auch für europäische Nachbarländer. Besonders die Schweiz und Frankreich wären von einer deutschen Reaktorkatastrophe betroffen. Umgekehrt verhält es sich genauso: Anfang 2016 ist das direkt an der deutsch-schweizerischen Grenze liegende Atomkraftwerk Leibstadt wegen unzureichender Wartung eines der Notstands-Kühlsysteme ausgefallen. Das 47 Jahre alte AKW in Beznau ist das älteste kommerziell betriebene Atomkraftwerk Europas. Sein Reaktordruckbehälter weist erhebliche altersbedingte Mängel auf. Obwohl das Kraftwerk bereits vor 17 Jahren abgeschaltet werden sollte, läuft es noch immer.
Auch das im elsässischen Fessenheim stehende AKW sollte aufgrund gravierender Sicherheitsmängel schon vor einigen Jahren stillgelegt werden. Das Kraftwerk liegt zudem im Rheingraben und ist hochwasser- und erdbebengefährdet. Letzte Woche wurde bekannt, dass die Druckbehälter der belgischen Reaktoren Tihange 2 und Doel 3 Risse aufweisen. Bezüglich des AKW Philippsburg 2, das seit 1985 in Betrieb ist und zu den ältesten der noch am Netz befindlichen Reaktoren gehört, wurde ebenfalls letzte Woche bekannt, dass Sicherheitsprüfungen vorgetäuscht wurden.
„Die Liste der Skandalreaktoren in Europa macht deutlich: Die Zeit der Kernenergie ist vorbei. Wer das, dreißig Jahre nach dem tragischen Unglück in Tschernobyl, nicht erkannt hat, verleugnet die Gefahr. Das von veralteten Kraftwerken ausgehende Risiko ist real und nicht zu rechtfertigen. Deshalb brauchen wir verbindliche AKW-Mindestanforderungen in Europa im Rahmen des Euratom-Vertrags, der dringend überarbeitet werden muss. Die gefährlichsten und ältesten Meiler müssen sofort abgeschaltet werden“, so Müller-Kraenner.
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