Pressemitteilung
24-Punkte-Plan: Deutsche Umwelthilfe fordert umfangreiches Programm für Natürlichen Klimaschutz und mehr Mittel für den Naturschutz
Berlin, 9.3.2022: Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) fordert von der Bundesregierung ein sofortiges umfangreiches Programm zum sogenannten Natürlichen Klimaschutz. Nur durch den damit gewährleisteten Schutz und die Renaturierung von Auen, Mooren, Wäldern und Meeren seien die deutschen Klimaziele und die 1,5-Grad-Grenze von Paris einzuhalten. Die DUH hat dafür heute einen 24-Punkte-Plan vorgelegt. Der Umweltverband fordert zudem die Finanzierung des Natürlichen Klimaschutzes durch einen adäquaten Anteil am Energie- und Klimafonds im Bundeshaushalt, der den Anteil natürlicher Ökosysteme am Erreichen der Klimaziele widerspiegelt.
Hintergrund ist, dass die Klimaziele sowie die angestrebte Klimaneutralität 2045 nur zu erreichen sind, wenn natürliche Senken existieren, die Kohlenstoff binden. Laut Klimagesetz sollen diese Senken bis 2030 Einsparungen von jährlich 25 Millionen Tonnen CO2-Äquivalenten beitragen, bis 2045 sogar 40 Millionen Tonnen. Doch natürliche Ökosysteme sind in Deutschland so zurückgedrängt und geschädigt, dass sie diese Funktion aktuell nicht wahrnehmen können. Die Folgen des Klimawandels werden dies noch verschärfen. Untersuchungen zeigen, dass die eingeplanten Senken bis 2040 deshalb sogar 22 Millionen Tonnen CO2 emittieren werden. Um dieses gravierende Problem zu lösen, muss neben den zwei intensiv geplanten und diskutierten Säulen des Klimaschutzes – Einsparungen durch Energieeffizienz und Ausbau der Erneuerbaren Energien – Natürlicher Klimaschutz als dritte Säule etabliert und mit sofort startenden konkreten Programmen und Finanzierung angegangen werden, verlangt die DUH.
Sascha Müller-Kraenner, Bundesgeschäftsführer der DUH: „Ohne Natürlichen Klimaschutz und den Erhalt von Ökosystemen als Kohlenstoffspeicher, sind die Klimaziele nicht zu erreichen. Durch Fehlentwicklungen in Land- und Forstwirtschaft sind Wälder, Moore und Böden jedoch in den vergangenen Jahren von Kohlenstoffsenken zu -quellen geworden. Bei den Küsten und Meeren sieht es nicht besser aus. Um die Klimaziele zu erreichen, braucht es deswegen nicht nur mehr Geld für den Naturschutz, sondern vor allem eine drastisch veränderte Land- und Forstwirtschaft und Fischerei. Die Bundesregierung muss sich zu einer klimagerechten Landnutzung bekennen und diese gegenüber der Agrarindustrie und Beharrungskräften innerhalb von Forstwirtschaft und Fischerei durchsetzen. Auch das Artensterben wird so bekämpft. Natürliche Ökosysteme sind widerstandsfähiger und anpassungsfähiger an den Klimawandel und zum Schutz vor den Folgen immer häufigerer Extremwetterereignisse wie Fluten, Hitze und Dürre unverzichtbar. Intakte Auen, Moore, Wälder und Meeresökosysteme sind die Lösung für gleich viele drängende Herausforderungen.“
Zu den 24 Punkten, die die DUH einfordert, gehört zentral die Wiedervernässung von Mooren und Auen, die unter anderem zur landwirtschaftlichen Nutzung trockengelegt wurden. Dazu brauche es konkrete finanzielle und praktische Unterstützung für Bäuerinnen und Bauern, die diesen Weg konsequent mitgehen müssen. Um die Klimawirksamkeit der Meere zu erhalten und ihre Kohlenstoffspeicherung zu erhöhen, müssten die Rahmenbedingungen der Fischerei endlich konsequent an wissenschaftliche Empfehlungen angepasst, Überfischung und zerstörerische Fangpraktiken gestoppt und nachhaltige Fischereimethoden gezielt ´gefördert werden. Zudem seien endlich wirksame Maßnahmen zu ergreifen, um beispielsweise den Verlust von Seegraswiesen zu stoppen und umzukehren. Für unsere Wälder fordert die DUH einen Umbau hin zu artenreichen, klimaresilienten Laub- und Mischwäldern. Zudem brauche es eine Nutzungsstrategie, die die langfristige Bindung von Kohlenstoff in nutzungsfreien Wäldern und in langlebigen Produkten fördert und die energetische Nutzung einschränkt, sowie eine strengere Regelung und Kontrolle von Importprodukten, deren Lieferketten aktuell häufig zur globalen Zerstörung von Wäldern beitrügen.
„Natürlicher Klimaschutz bietet die Chance, die Klima- und Biodiversitätskrise gleichermaßen anzugehen. Damit dies gelingt, darf das Konzept aber nicht für Aufrechnungen missbraucht werden, die mit zweifelhaften Kompensationsmechanismen den Umbau klimaschädlicher Wirtschaftsweisen hinauszögern. Ziele für natürliche Senken müssen auf einer klaren Definition beruhen, die Missbrauch verhindert, klimawirksame Renaturierung von Ökosystemen an wissenschaftlich fundierte Kriterien bindet und mit einer strengen Kontrolle einhergehen. Zudem müssen jetzt die Voraussetzungen geschaffen werden, um die Landnutzung und die Nutzungen der Gewässer, Küsten und Meere grundlegend umzugestalten. Dahinter steckt die Aufgabe eines Kulturwandels, der sektorale Ziele integriert und auf einen systemischen Ansatz hin ausrichtet, was mit einem tiefgreifenden Strukturwandel verbunden ist. Dieser Prozess muss in den Verwaltungen beginnen und könnte durch ein nationales Kompetenzzentrum eingeleitet und begleitet werden“, erklärt Sabrina Schulz, Stellvertretende Leiterin Naturschutz der DUH.
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Kontakt:
Sascha Müller-Kraenner, Bundesgeschäftsführer
0160 903 54 509, mueller-kraenner@duh.de
Sabrina Schulz, Stellv. Leiterin Naturschutz
0151 10645056, schulz@duh.de
DUH-Newsroom:
030 2400867-20, presse@duh.de