Es war ein schauerliches Bild: Vor einem Jahr wurden in der Oder massenweise tote Fische gefunden – darunter Bleie, Plötzen, Karpfen, Zander und eine Brutanlage für den streng geschützten Stör. War die Ursache zunächst unklar, sind sich Fachleute heute einig, dass die giftige Alge Prymnesium parvum, auch Goldalge genannt, das Massensterben ausgelöst hat. Ein sprunghaft angestiegener Salzgehalt, Niedrigwasser und erhöhte Wassertemperaturen haben sie rasant wachsen lassen. Grund für den hohen Salzgehalt waren die Einleitungen von Unternehmen, die Salze aus ihrer Produktion in den Fluss leiteten. Der Fischbestand in der Oder ist seitdem um mehr als die Hälfte zurückgegangen. Doch wie geht es der Oder heute?
„Das gesamte Ökosystem der Oder ist nach der Umweltkatastrophe im Sommer 2022 nach wie vor stark geschädigt“, sagte Bundesumweltministerin Steffi Lemke kürzlich. Aktuelle Messwerte, die Auskunft über den Zustand des Ökosystems geben, sind bedenklich, die Salzfrachten sind noch immer viel zu hoch und gleichen denen aus dem Sommer 2022. Zugleich ist die Goldalge mittlerweile im gesamten Flusssystem vorhanden. In zwei Seitenarmen der Oder wurden im Juni auf polnischer Seite erneut 45 Kilogramm tote Fische entdeckt. Dank der regenreichen letzten Wochen können wir einer Algenblüte im Ausmaß des letzten Jahres vermutlich entgehen. Trotzdem besteht für die kommenden Jahre die Gefahr, dass Hitzeperioden und niedrige Wasserstände der toxischen Goldalge gute Bedingungen für eine massenhafte Vermehrung bieten. Damit das nicht passiert, müssen wir zügig handeln!
Die Oder ist einer der letzten großen, naturnahen Flüsse in Europa. Über 500 Kilometer fließt sie ohne größere Hindernisse in die Ostsee. Die Umweltkatastrophe hat uns gezeigt, wie fragil unsere Flüsse in Zeiten der Klimakrise sind. Unkontrollierte Einleitungen von Industrieabwässern können dann fatal sein! Und noch immer hat sich Verkehrsminister Wissing nicht von den Ausbaumaßnahmen am deutschen Oder-Ufer distanziert. Auch andere Gewässer in Deutschland werden einfach wie Abwasserkanäle und Schifffahrtsstraßen behandelt. Die Bundesregierung muss der Nationalen Wasserstrategie nun auch Finanzierung und konkrete Maßnahmen folgen lassen, um unsere Gewässer besser schützen. Wir fordern eine konsequente Überprüfung und Reduzierung von Einleitungen und wir müssen wieder langfristig in natürliche Flusslandschaften investieren. Strapazieren wir unsere Flüsse weiter wie bisher, sind sie Dürren, Hitzestress und Industrieabwässern nahezu schutzlos ausgeliefert. Unterschreiben Sie unsere Petition zum Schutz unseres Wassers an die Bundesregierung und leiten sie Sie weiter!
|