Schluss mit Verbrauchertäuschung: Werbung mit angeblicher Klimaneutralität verbieten!
Konsumieren, kaufen, fliegen, Auto fahren, … und das alles ohne schädliche Auswirkungen auf das Klima? Genau diesen Eindruck erwecken Unternehmen, wenn sie ihre Produkte oder Dienstleistungen als „klimaneutral“, „CO2-neutral“ oder sogar „klimapositiv“ bewerben. Doch das stimmt nicht! Für all diese Dinge wird weiterhin klimaschädliches CO2 ausgestoßen – teils sogar massiv. Die Unternehmen kaufen einfach nur sogenannte „CO2-Zertifikate“ für einen meist absurd niedrigen Preis. Die Händler dieser Zertifikate behaupten, dass dafür irgendwo anders auf der Welt CO2 eingespart wird, meist durch Waldschutzprojekte im globalen Süden. Aber das ist häufig mehr als zweifelhaft.
Das darf so nicht weitergehen! Etwas „klimaneutral“ zu nennen, wenn man sich dabei nur auf Kompensation beruft, führt Konsument*innen in die Irre und verhindert wirklichen Klimaschutz. Deshalb fordere jetzt mit uns: Schluss mit der Verbrauchertäuschung!
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Unsere Petition:
CO2-Zertifikate sind zu einer weit verbreiteten Greenwashing-Strategie geworden. Tausendfach reduzieren Unternehmen ihre verursachten klimaschädlichen Emissionen nicht selbst, sondern kaufen sich von ihrer Klimaschutz-Verantwortung billig frei. Sie investieren durch den Kauf von CO2-Zertifikaten meist nur Cent-Beträge pro Produkt, bewerben sie dann aber sogar mit Siegeln und schönen Bildern als „klimaneutral“ oder „CO2-neutral“.
Dieser Ablasshandel ist für die Unternehmen deutlich billiger, als die Emissionen ihrer Produkte tatsächlich zu reduzieren. Und als wäre das noch nicht schlimm genug, kommt das Geld bei den Projekten vor Ort nur zu einem Bruchteil an: Am lukrativen Geschäft mit den Klimaneutralitätssiegeln verdienen vor allem die Händler der Zertifikate und die Zertifizierer, die den vermeintlichen CO2-Einspar-Projekten ihren Segen geben. Studien beweisen aber, dass viele dieser Projekte ihre Versprechen zur CO2-Einsparung gar nicht halten können. Das ist möglich, weil der Zertifikatehandel völlig unreguliert ist. Es gibt keine gesetzlichen Mindeststandards oder unabhängige Kontrollen – ein Paradies für Greenwashing!
Auch fatal: Hat ein Unternehmen erst einmal das Siegel „klimaneutral“ gekauft, sinkt zumeist die Motivation, die eigenen Emissionen tatsächlich zu reduzieren. Warum investieren, wenn man den Kunden bereits vormachen kann, dass es eigentlich gar keinen Schaden mehr gibt. Das Label verhindert so echten Wandel und Klimaschutz. Und das nicht nur bei Unternehmen, sondern auch bei Verbraucher*innen. Denn wir werden im Glauben gelassen, ohne schädliche Klimaauswirkungen konsumieren zu können. Und wer will bei dem Dschungel an Klimaneutralitäts-Siegeln noch einschätzen, welche Produkte wirklich gut fürs Klima sind – und welche das nur behaupten.
Diese Probleme hat mittlerweile auch die EU erkannt und eine entsprechende Richtlinie auf den Weg gebracht – ein erster Erfolg. Gemeinsam fordern wir deshalb von Bundesjustizminister Marco Buschmann und Verbraucherschutzministerin Steffi Lemke: Nutzen Sie den europäischen Rückenwind und handeln Sie JETZT. Wir dürfen nicht noch länger Greenwashing zulassen und falsche Anreize für Verbraucherinnen und Verbraucher sowie Unternehmen setzen.
Wir brauchen dringend die staatliche Regulierung dieses Label-Wahnsinns und ein Ende der Täuschung von Verbraucher*innen: Werbung mit Begriffen wie „klimaneutral“ und „CO2-neutral“ muss auch in Deutschland schnellstmöglich verboten werden, wenn diese auf der Kompensation von Emissionen und dem Zertifikate-Handel beruhen!
Das Wichtigste kurz erklärt:
Kompensation macht die Emissionen, die bei der Produktion, beim Transport und bei der Entsorgung entstehen, nicht rückgängig. Klimaschädliches CO2 gelangt also weiter in die Atmosphäre. Wäre es wirklich so einfach, müssten wir in den westlichen Industrienationen alle nur genug CO2-Zertifikate kaufen, um unser Handeln klimaneutral zu machen. Damit hätten wir unsere Pflicht erfüllt und die Klimakrise wäre kein Problem mehr. Doch so ist es leider nicht.
Studien zeigen, dass die genutzten Aufforstungs- oder Waldschutzprojekte im globalen Süden nicht annähernd so viel CO2 einsparen, wie von den Projektbetreibern und Zertifikate-Anbietern dargestellt. Damit der CO2-Ausgleich funktioniert, müsste der klimaschädliche Kohlenstoff außerdem über viele Jahrhunderte, sogar Jahrtausende in den Wäldern gespeichert bleiben. Angesichts von Waldbränden, Dürren und Überschwemmungen wird es immer schwieriger, Kohlenstoff im Wald langfristig zu speichern. Unabhängig davon mangelt es vor allem an Transparenz, denn Informationen über die Projekte sucht man bei den werbenden Unternehmen oft vergebens. Vielleicht auch, weil die Projekte oft mit Landnutzungskonflikten verbunden sind und die lokale Bevölkerung benachteiligen.
Zwei Beispiele:
Kochofenprojekte, die Kompensationsgutschriften generieren, stehen z.B. in der Kritik die Menge an vermeintlich eingesparten Emissionen aufgrund mangelhafter Methoden systematisch zu überschätzen. Ein solches Projekt ist das "Hifadhi Effiziente Kocher" Projekt in Kenia, das eine Methodik des GoldStandards verwendet, die bis zu einer Wahrscheinlichkeit von über 90 % die vermeintlichen Emissionsreduktionen überschätzt. Es werden somit für dieses Projekt mehr CO2-Gutschriften ausgestellt als Emissionen tatsächlich eingespart.
Ein weiteres Beispiel ist das Projekt „Waldschutz mit nachhaltigem Paranussanbau Tambopata, in Peru“ („REDD Project in Brazil Nut Concessions in Madre de Dios“ in Tambopata, Peru), das ebenfalls nicht hält was es verspricht. Die vermeintlichen Emissionseinsparungen basieren auf aufgeblähten Daten. Das heißt, das Projekt kann trotz steigender Entwaldung CO2-Gutschriften ausstellen. Es bestehen auch keine Beweise dafür, dass die Projektversprechen, bspw. der Bau von Paranuss-Verarbeitungsanlagen, um die lokale Bevölkerung zu unterstützen, eingehalten wurden.
Ganz grundsätzlichen müssen Kompensationsprojekte folgende Voraussetzungen erfüllen: Emissionen müssen durch die Projekte dauerhaft eingespart werden, Einsparungen dürfen nicht doppelt oder mehrfach angerechnet werden und sie müssen zusätzlich sein, d.h. nur durch die Erlöse aus dem Gutschriftenhandel ermöglicht werden. Aktuell fehlt es aber noch an verbindlichen Qualitätsstandards und so kann jeder Zertifikate-Anbieter eigene Standards setzen. Keiner dieser Anbieter kann dabei garantieren, dass die Klimaschutzprojekte tatsächlich für die Kompensation von CO2-Emissionen geeignet sind.
Ja, denn dadurch wird nur der aktuell unregulierte Kompensationsmarkt unterstützt. Am besten wäre es, Emissionen ganz zu vermeiden, zu verringern oder Klimaschutzprojekte direkt zu unterstützen, statt die Verantwortung für die eigenen Emissionen abzugeben. Auch, wenn einige Anbieter versprechen, dass sie für nur 42 Euro pro Jahr die kompletten CO2-Emissionen einer Privatperson ausgleichen können: Mit der reinen Kompensation stoppen wir die Klimakrise nicht! Wenn ein Flug unvermeidbar ist, dann also besser direkt in ein sinnvolles Klimaschutzprojekt investieren.
Die stammt ausgerechnet vom britischen Mineralölkonzern bp. Vor fast 20 Jahren hat der Konzern einen Online-Rechner veröffentlicht, mit dem Privatpersonen ausrechnen konnten, wie viele CO2-Emissionen sie verursachen. Ein cleverer Trick, um vom eigenen klimaschädlichen Handeln und dem enormen CO2-Fußabdruck der Erdölkonzerne abzulenken. Dabei trifft Privatpersonen nur eine geringe Verantwortung. Tatsächlich haben vor allem große Konzerne Einfluss auf die weltweiten Treibhausgasemissionen.
Zum einen, weil Unternehmen sich so nur ein grünes Image erkaufen können, ohne die eigenen Emission tatsächlich reduzieren zu müssen. Und zum anderen, weil Verbraucher*innen dadurch fälschlicherweise im Glauben gelassen werden, dass sie ohne schädliche Klimaauswirkungen konsumieren können. So unterstützen gerade Menschen, die eigentlich die richtige Wahl fürs Klima treffen möchten, nicht nur weiter das klimaschädliche Handeln von Unternehmen. Sie werden gleichzeitig davon abgehalten, ihr Geld in tatsächlich nachhaltigere Alternativen zu investieren oder auch ihren Konsum zu reduzieren. Das untergräbt das Vertrauen der Verbraucher*innen und kann langfristig das Engagement für tatsächlichen Klimaschutz behindern.
Wir gehen seit Mai 2022 gegen Unternehmen vor, die in besonders dreister und intransparenter Weise ihre Produkte, Dienstleistungen oder gar das ganze Unternehmen als „klimaneutral“ oder „CO2-neutral“ bezeichnet haben. Wie wichtig das ist, zeigen unsere Erfolge: So darf etwa der Mineralölkonzern TotalEnergies sein Heizöl nicht mehr als klimaneutral bewerben. Zudem sehen immer mehr von uns kontaktierte Unternehmen ein, dass sie mit ihrer Werbung Verbraucher in die Irre führen. Der 1. FC Köln, der 1. FC Mainz05, die Füchse Berlin, die Beiersdorf AG, das Flüssiggasunternehmen Tyczka Energy und viele andere Unternehmen haben bereits Unterlassungserklärungen unterzeichnet, mit denen sie sich verpflichtet haben, zukünftig transparenter zu werben. Zahlreiche Unternehmen verzichten auf unseren Druck hin sogar komplett auf diese Irreführung von Verbrauchern.
Auch die Europäische Kommission hat erkannt, dass immer mehr Unternehmen ihre Produkte mit vermeintlichen Umweltvorteilen bewerben, ohne zu erklären, wie diese zustande kommen und mehrere Gesetzesinitiativen ins Rollen gebracht, welche Verbraucherinnen und Verbraucher vor Greenwashing schützen sollen. Wir haben uns dafür eingesetzt, dass in diesem Zuge Werbung mit vermeintlicher Klimaneutralität ganz verboten wird. Am 19.09.2023 hat auch die EU eine Richtlinie auf den Weg gebracht, mit welcher Werbeaussagen wie „klimaneutral“ verboten werden sollen, wenn diese auf der Kompensation von Emissionen beruhen – ein erster Erfolg für den Verbraucherschutz.