Den gesamten Lebenszyklus in den Blick nehmen

Der Bausektor gehört zu den ressourcenintensivsten Wirtschaftssektoren. Die Hälfte der Abfallmenge Deutschlands (ca. 209 Millionen Tonnen) entsteht im Bausektor und er trägt mit seinen vor- und nachgelagerten Prozessen circa 8 Prozent zu den deutschen Treibhausgas-Emissionen bei. Bei der aktuellen Neubauoffensive und notwendigen Sanierungstätigkeiten muss von einem weiter ansteigenden Verbrauch an Energie und Rohstoffen für Baumaterialien ausgegangen werden.

Um die Klimaziele zu erreichen, muss deshalb der gesamte Lebenszyklus von Gebäuden in den Blick genommen werden. Dazu gehören neben dem Energieverbrauch der Nutzungsphase auch die Klimawirksamkeit der Herstellung von Baustoffen, die Errichtung von Gebäuden, sowie deren Rückbau und Entsorgung (sog. „graue Energie“ oder „graue Emissionen“). Bisher wird bei der staatlichen Förderung von Gebäuden und im Ordnungsrecht ausschließlich die Nutzungsphase von Gebäuden betrachtet. Vorgaben und eine Betrachtung zur Klimawirksamkeit von Baustoffen und der Errichtung und Entsorgung von Gebäuden fehlen gänzlich. Doch inzwischen gehen bei einem typischen Neubau die Hälfte der Treibhausgas-Emissionen und des Energieaufwands, die über den gesamten Lebenszyklus von 50 Jahren verursacht werden, auf die Herstellung der Baumaterialien und des Gebäudes zurück. Entscheidend ist in diesem Zusammenhang ein grundsätzliches Umdenken hin zu Lebenszyklusbetrachtungen von Gebäuden. Das betrifft auch den Rohstoffeinsatz, denn Gebäude gelten als Rohstofflager, die heutzutage noch nicht ausreichend genutzt werden. Zudem kommt aus Ressourcengesichtspunkten der energetische Gebäudesanierung eine wichtige Rolle zu: Der Materialbedarf einer Sanierung ist um zwei Drittel geringer als der eines Neubaus. Daher sollte wo möglich, die Sanierung gegenüber dem Neubau bevorzugt werden. 

Um Klimaschutz und Ressourceneffizienz im Gebäudebereich ganzheitlich zu adressieren und nachhaltiges Bauen in die Breite zu tragen, setzen wir uns dafür ein, dass im  „Gebäude-Energie-Gesetz“ (GEG) und die „Bundesförderung für effiziente Gebäude“ (BEG) auch Anforderungen auf die Umweltwirkungen von Gebäuden über den gesamten Lebenszyklus berücksichtigt werden. Nur so können die enormen Einsparpotenziale beim Bauen und Entsorgen zielgerecht angegangen werden. Denn je schneller die Rahmenbedingungen gesetzt werden, desto schneller startet die Umsetzung und desto mehr Häuser werden mit dem verbesserten Klimastandard errichtet.Darum fordern wir in einem breiten Bündnis von Akteuren aus Zivilgesellschaft, Wissenschaft, Wirtschaft und Praxis die Bundesregierung auf, die klimafreundliche Errichtung, Erhaltung sowie den Rückbau von Gebäuden zu forcieren. Den Aufruf „Den ganzen Lebenszyklus beim Bauen in den Blick nehmen - eine Schlüsselfrage für den Klimaschutz“ haben über 80 Unterstützerinnen und Unterstützer, von Baustoffherstellern über Energieberater-Verbände und andere Baufachleute bis hin zu großen Umweltverbänden und den Architects for Future, unterzeichnet. (Stand: 28.01.21)

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