Der Tieflandstrom der unteren Mittelelbe
Oberhalb von Riesa erreicht die Elbe das Norddeutsche Tiefland. Vor Jahrtausenden bahnte sie sich ihren Weg durch mehrere schon vorhandene eiszeitliche Urstromtäler und Moränenzüge bis zur Mündung in die Nordsee: das Elbetal entstand.
Charakteristisch für den Bereich der Mittleren Elbe ist das geringe Gefälle des Flussbettes von im Mittel 17cm pro Kilometer. Dies lässt den Fluss im flachen Gelände des sehr breiten Tales stark ausschwingen. Hierdurch entstehen Flussschlingen, Altwässern, Flutrinnen und Sedimentablagerungen im Auenbereich. Die hinzu tretende Formung durch menschliche Aktivitäten (Hochwasserschutzdeiche, Flussbegradigungen, Buhnen und Grünland im Überflutungsbereich) verleihen der Landschaft ihren typischen Charakter. Nördlich von Pretzsch bis nach Magdeburg befinden sich die Elbe und ihre Auen auf einer Länge von 129 km im Landschaftsschutzgebiet « Mittlere Elbe ». In ihm eingelagert sind 15 Naturschutzgebiete mit strengerem Schutz. Der größte Teil des Landschaftsschutzgebietes ist identisch mit dem UNESCO Biosphärenreservat "Mittelelbe", einem Teilgebietes des Biosphärenreservat „Flusslandschaft Elbe“. Weltweit gibt es 482 Biosphärenrservate (Stand Juni 2005).
Die Schutzwürdigkeit der Elbauenbereiche mit ihren Auwaldresten, Altwässern und Überschwemmungsflächen wurde bereits vor längerer Zeit erkannt. Insbesondere alte Flutrinnen und ihre Verlandungszonen erhielten Naturschutzgebietsstatus.
Das bereits 1979 gebildete und 1988 und 1990 erweiterte Biosphärenreservat "Mittlere Elbe" ist mit einer Fläche von 430 km² das bisher einzige Schutzgebiet dieser Art in Sachsen-Anhalt. Es ist Bestandteil des seit 1998 bestehenden Biosphärenreservats "Flusslandschaft Elbe".
Der größte zusammenhängende Auwald an der Elbe
Im Teilgebiet des Biosphärenreservat "Mittelelbe" befinden sich von der Muldemündung bis zur Saalemündung mit 117,4 km² die größten zusammenhängenden Auwälder an der Elbe. Der Schwerpunkt befindet sich im Naturschutzgebiet "Steckby-Lödderitzer Forst" mit einer Fläche von 38,5 km². Bei den vielfältigen Funktionen der Biosphärenreservate stehen der Schutz, die Pflege und die Entwicklung von Natur und Kulturlandschaft im Vordergrund.
An der oberen Mittelelbe sind dies vor allem folgende Aufgaben:
- Die Erhaltung der gebietstypischen Arten und der Schutz naturnaher Ökosysteme.
- Gebietsentwicklung zu einer Modellregion für nachhaltige Wirtschaftskreisläufe und eine naturverträglichen Regionalentwicklung.
- Bewahrung, Pflege und Rekonstruktion der international bedeutsamen Dessau-Wörlitzer Kulturlandschaft.
- Erhaltung des größten zusammenhängenden Auenwalds.
- Entwicklung des Biosphärenreservates zu einem international repräsentativen Forschungsraum und Beispielgebiet für Landschaftsplanung, Landschaftspflege und Naturschutz im Rahmen des UNESCO-Forschungsprogramms „Der Mensch und die Biosphäre“ (Man and Biosphere = MAB).
- Regeneration geschädigter Landschaftsteile und deren Entwicklung zu Modellbeispielen einer ökologisch verträglichen Landnutzung.
Die Aufgaben des Biosphärenreservates können nicht in allen Landschaftsteilen in gleicher Weise erfüllt werden. Deshalb wurden diese in Schutzzonen gegliedert und mit speziellen Schutzzielen und Richtlinien für ihre Pflege und Entwicklung versehen. Diese werden deren Naturausstattung, kulturhistorischer Entwicklung, bisheriger Nutzung und spezifischer Eignung gerecht.
1997 ist das Biosphärenreservat „Mittlere Elbe“ in das UNESCO Biosphärenreservat „Flusslandschaft Elbe“ aufgegangen. In diesem bundesweit größten Schutzgebiet dieser Kategorie wird angestrebt, das Elbetal als Natur-, Lebens-, Wirtschafts- und Erholungsraum unter Einbindung von regionalen Partnern aus der Wirtschaft, der Landwirtschaft, den Umweltverbänden und Tourismusorganisationen zu entwickeln.
Die Gesamtfläche des länderübergreifenden Biosphärenreservates „Flusslandschaft Elbe“ beträgt 374.432 ha.
Beteiligt sind die Bundesländer:
Brandenburg | 56.000 ha |
Mecklenburg-Vorpommern | 39.150 ha |
Niedersachsen | 56.920 ha |
Sachsen-Anhalt | 221.850 ha |
Schleswig-Holstein | 512 ha |
Das Elbtal in Sachsen-Anhalt von Magdeburg bis zur Havelmündung
Bereits oberhalb der Stadt Schönebeck zweigt der heutige Elbeumflutkanal ab, der unterhalb von Magdeburg bei der Gemeinde Lostau wieder in die Elbe mündet. Dieser Umflutkanal bildete bis zum 10. Jahrhundert den eigentlichen Elbelauf. Heute werden nur bei größeren Hochwässern ca. 20% der Hochwassermassen der Elbe durch das Öffnen des Pretziener Wehres in den Umflutkanal abgeleitet. Das unter Denkmalschutz stehende Pretziener Wehr, das 1876 in Betrieb genommen wurde, ist das größte Schützentafelwehr Europas. Beim Öffnen des Wehres werden 324 Schützentafeln gezogen. Das Wehr wurde als technische Meisterleistung auf der Weltausstellung 1889 in Paris mit einer Goldmedaille ausgezeichnet. Eine Wanderung zu diesem historischen Bauwerk lohnt sich immer.
In Magdeburg spaltet sich der Fluss auf: in die Stromelbe (mit Schiffsverkehr) und die Alte Elbe. Deren Cracauer Überfallwehr wird nur bei erhöhter Wasserführung der Elbe überströmt. Die Elbestrecke in der Stadtlage Magdeburg ist durch die an der Sohle der Elbe befindlichen Felsrippen, den Magdeburger Domfelsen und den Herrenkrugfelsen gekennzeichnet. Auf der 113 km langen Strecke bis zur Havelmündung passiert der Strom von Magdeburg bis Jerichow in nordöstlicher und ab Jerichow bis Havelberg in nördlicher Richtung zahlreiche schutzwürdige Auen. Trotz Abdeichung weiter Auenflächen - das Elbetal ist hier bis über 20 km breit - und der fast vollständigen Vernichtung der Auenwälder unterhalb Magdeburgs sind noch weitläufige und von der Naturausstattung her repräsentative Überschwemmungsgebiete erhalten geblieben. Die Auen, die Wiesen und Weiden im Überflutungsgebiet mit zahlreichen Altwässern und Altarmen prägen, werden oft durch mächtige Solitäreichen, Wildobst und Baumgruppen gegliedert.