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Wie sind Sie zur Kunst gekommen?

Ich kam durch ein Unglück zur Kunst, eine lange Krankheit, die mir Anfang der achtziger Jahre deutlich machte, dass vieles in meinem Leben völlig falsch lief. Es war ein schwieriger Prozess und brauchte ein lange Zeit, bis ich begriff, dass ich wieder studieren musste, diesmal aber Kunst. Verwandlung war das
Zauberwort.

Was bedeutet Kunst für Sie?

Kunst hat für mich mit kennen und können und künden zu tun. Sie macht eine Haltung zum Leben sichtbar. Die Kunst zeigt sich sowohl im Äußeren, im Allgemeinen des Lebens, und ist dann überall dort vorhanden, wo sich Verfeinerung, Übung, Erfahrung und Wissen die Hand reichen. Im Inneren, im Besonderen, umfasst sie für mich verschiedene Künste wie die bildenden, darstellenden, musischen und literarischen Künste.

Was inspiriert Sie?

Mich inspiriert alles - das gesamte Leben, mit Höhen und Tiefen, Glücksmomenten und Schmerzen,  Natur und Kultur, Gegenwart und Vergangenheit. Auch in meiner Lehre an der Hochschule Anhalt war das so.

Warum ist ihnen das Thema Umweltschutz wichtig?

Umweltschutz - was bedeutet das? Verantwortlich mit den Ressourcen umgehen, dazu wurde ich  indirekt erzogen. Ich wuchs in einer relativ armen Familie auf. Wir besaßen kein Auto, zum Teilen wurde man von der Mutter ‚gebracht’, das Licht wurde abends ausgeschaltet, Essen wurde nicht weggeworfen, die Kleider der Schwester (ungern) aufgetragen, das Fahrrad selbst repariert, Kleid und Pullover selbst genäht oder gestrickt. Wichtig war uns das Spiel mit einfachen Dingen, mit leeren Konservendosen, die mal Auto, Schiff oder Garage waren oder dazu dienten, den Hund zu ärgern. Mit Phantasie wurde die Welt schöner. Auf dem Lande teilte man die ersten Geheimnisse mit einer Freundin hoch droben auf einem Heuschober. In der Familie gab es einen großen Hund, einen Hamster, manchmal Katzen und einen kleinen Hahn. Liebe zu Pferden und Schmetterlingen kam hinzu, aber auch zu jeder kleinen Spinne oder auch Fliege, solange sie mich nicht auffressen wollten. Aus all dem entstand eine große Liebe zur Natur, zu Tieren und Landschaften. Als Erwachsene war ich über ca. 40 Jahre regelmäßig und oft draußen und habe in der Landschaft gearbeitet, gezeichnet und gemalt - in gemäßigten Zonen, im Heißen (dh. bei über 50 Grad) oder auch im Kalten (bei minus 10 Grad).

Ich empfinde mich als einen kleinen Teil der Natur, des Universums. Das Universum ist unermesslich groß: Ich bin ein Staubkorn auf der Erde, und die Erde ist ein Staubkorn im Universum. Die Natur gab und gibt mir mein Leben und meine Kraft. Der Einklang mit ihr ist ein großes Glück. Immer, wenn möglich, schütze ich sie, und gleichzeitig mich.

Was möchten Sie unseren Gästen mit auf den Weg geben?

 

„Ich wünsche ihnen, dass sie ähnlich tolle Erfahrungen mit der Natur machen wie ich, dass sie das Glück spüren, in ihr geborgen zu sein und auszuruhen, in der Stille die verbrauchte Energie wieder aufzutanken. Heute lenken Lärm und so viele Dinge vom Wesentlichen ab. Man hat oft den Eindruck, dass es verhindert werden soll, dass die Menschen wieder mehr zu ihrer Mitte finden. Ich hoffe, dass sie merken, das viele Reden in der heutigen Zeit braucht unbedingt auch Zeiten des Schweigens. Oft ist es wunderbar, mit Freunden zusammen zu sein, aber manchmal ist es ebenso notwendig, alleine zu sein. Für ein Gleichgewicht braucht es oft ein Gegengewicht, das Gegenteil.

Einfaches Leben tut gut. Vieles brauchen wir nicht, es wird uns von der Industrie nur eingeredet, ist aber im Grunde überflüssig. Vielleicht sollten wir uns ab und zu fragen: „Brauche ich das wirklich? Tut es mir gut?“ Das richtige Maß in allem muss man für sich selber finden. Es ist wichtig, nicht zu oft den Meinungen anderer zu folgen, eher wachsam zu bleiben, versuchen, sich möglichst oft ein eigenes Urteil zu bilden. Der Computer ist hilfreich in der Verbindung mit anderen und als Werkzeug zur Verwirklichung meiner Ideen, aber es ist auch klar: er umfasst nicht die gesamte Welt; er gibt nur einen kleinen Teil von ihr wieder. Die Welt ist viel schöner und komplexer, als er sie darstellt, und die Natur ist einzigartig in ihrer Vielfalt. Wir müssen sie erhalten und beschützen, auch – wenn wir selbst überleben wollen. Es gibt keinen anderen blauen Planeten.“

Video: Lisa M. Stybor 22.8.2022

©Sonya Schönberger/Stadtmuseum Berlin
An der Kamera: Cavo Kernich

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Einladung Vernissage Lisa M. Stybor

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Claudia Tauer
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Tel.: 030 2400867-641
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