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Wie umweltfreundlich verpacken Aldi, Lidl und Co.?

In welchem Discounter sind Obst und Gemüse am häufigsten verpackt? Welcher Supermarkt macht verpackungsarmes Einkaufen möglich? Wir haben bei zwölf großen Ketten den Verpackungscheck gemacht.

Deutschland gehört in Europa mit 237 Kilogramm im Jahr 2021 zu den Spitzenreitern beim Verpackungsmüll.62 Prozent der Verpackungsabfälle, die zuhause weggeworfen werden, sind Verpackungen für. Höchste Zeit also, dass Kund:innen beim Einkaufen im Supermarkt verpackungsarme Angebote gemacht werden. Wie viele Mehrwegflaschen stehen in den Regalen? Wo gibt es Käse unverpackt an der Frischetheke? Wir machen den Verpackungscheck bei 12 großen Supermarkt- und Discounterketten und stellen im dritten Jahr in Folge fest: bei den meisten Märkten gibt es noch viel Luft nach oben, bis müllfreies Einkaufen Standard ist.

Müllflut bei Supermärkten und Discountern – Biosupermärkte zeigen, wie Abfallvermeidung geht

Bei stichprobenartigen Testbesuchen haben wir Verpackungen im Sortiment von Aldi Süd, Aldi Nord, Lidl, Penny, Netto Marken-Discount, Norma, Rewe, Edeka, Kaufland, Alnatura, Denns und Bio Company unter die Lupe genommen. Dabei konnte kein Discounter bei Abfallvermeidung und Ressourcenschonung überzeugen – sie alle haben von uns eine rote Karte erhalten, während sich die beiden Vollsortimenter Rewe und Edeka mit jeweils einer gelben Karte immerhin im Mittelfeld bewegen. Nur die Biosupermärkte schaffen im Gesamtergebnis eine grüne Karte und zeigen, dass weniger Verpackungen und mehr Mehrweg möglich und praktikabel sind.

Wir haben in 48 Testbesuchen (je 4 Märkte pro Kette) in Nord-, Ost- und Süddeutschland, von Januar bis Mai 2024 überprüft, welche Märkte Maßnahmen zur Verpackungsvermeidung umsetzen, etwa durch den Verkauf von unverpacktem Obst und Gemüse oder den Einsatz von Mehrwegverpackungen.

Wir haben 4 Kategorien getestet:

Jedes Jahr fallen in Deutschland über 100.000 Tonnen Verpackungsabfälle nur für Obst und Gemüse an, obwohl eine zusätzliche Verpackung oft völlig unnötig ist. Bei den besonders beliebten und robusten Sorten Tomaten, Gurken, Karotten, Paprika, Bananen und Äpfel haben wir untersucht, ob sie in den Testmärkten verpackt oder unverpackt angeboten wurden.

Das Ergebnis des DUH-Verpackungschecks für Obst und Gemüse ist, abgesehen von den Biosupermärkten, eine herbe Enttäuschung. Insgesamt schnitten Discounter besonders schlecht ab. Vollsortimenter landeten überwiegend im Mittelfeld. Einzig Biosupermärkte überzeugten mit größtenteils unverpacktem Obst und Gemüse.

Pro Jahr fallen in Deutschland die unglaubliche Menge von 16,4 Milliarden Einweg-Plastikflaschen als Abfall an. Hinzu kommen rund 5,3 Milliarden Dosen und 5 Milliarden Getränkekartons. Die aktuelle Mehrwegquote für Getränkeverpackungen beträgt lediglich 42,6 Prozent. Das ist weit entfernt von der im Verpackungsgesetz festgelegten Mehrwegquote von 70 Prozent. Um herauszufinden, welche Beiträge die Supermärkte zur Erfüllung der Mehrwegquote leisten, wurden einerseits Zahlen zum Umsatz sowie dem Anteil am Sortiment von Mehrweggetränkeverpackungen deutschlandweit von den 12 Supermarktketten abgefragt. Andererseits untersuchten DUH-Tester*innen, ob die besonders wichtigen Getränkesegmente Wasser, Saft, Softdrinks und Bier in den besuchten Filialen in Einweg- oder Mehrwegverpackungen angeboten wurden.

Das Ergebnis des DUH-Verpackungschecks für Getränke ist ernüchternd. Nur im Biohandel wird ganz überwiegend Mehrweg angeboten. Wieder liegen die klassischen Supermärkte im Mittelfeld. Bei den Discountern gibt es Unterschiede – allerdings auf niedrigem Niveau: Lidl, Aldi Nord und Aldi Süd setzen zu 100 Prozent auf Einweg. Netto Marken-Discount sticht hingegen unter den Discountern mit einer Mehrwegquote von 50 Prozent positiv hervor.

Im Schnitt konsumieren Deutsche rund 46 Liter frische Milch und 14 Kilogramm Joghurt im Jahr. Zum ganz überwiegenden Teil werden diese Produkte jedoch in Einwegverpackungen abgefüllt. Der Mehrweganteil im Milchsegment (Frisch- und H-Milch) lag 2021 nur bei 1,3 Prozent. So entstehen jährlich riesige Verpackungsmüllberge.

Die Testergebnisse des Verpackungschecks für Frischmilch und Joghurt sind erschreckend: Ein vollständiges oder auch nur überwiegendes Mehrwegangebot erreichte keine der Ketten in den von uns untersuchten Filialen. Selbst bei den vorne liegenden Biomärkten wurde nur etwa ein Drittel der Produkte in Mehrweg angeboten. Mit etwas Abstand folgen die klassischen Supermärkte und mit nahezu keinem Mehrwegangebot schneiden die Discounter besonders schlecht ab.

Ob Käse, Brot, Salat, Nudeln oder Kaffee: an Selbstbedienungs- und Frischetheken können mit Mehrweglösungen wie Kaffeebechern, Brotbeuteln oder wiederverwendbaren Dosen viele Verpackungen eingespart werden. Also haben wir an den Käse- und Wursttheken, bei Backwaren, Heißgetränken und für trockenes ‚Schüttgut‘ (Nudeln, Nüsse oder Müsli) geprüft, ob man sich die Waren in eigene Behältnisse abfüllen (lassen) oder nur vorverpackt kaufen kann.

Das Ergebnis: das Mitbringen eigener Mehrwegbehältnisse ist nach wie vor nur eingeschränkt möglich. Bei den untersuchten Discounter ist es quasi unmöglich, Käse- oder Wurstwaren, Heißgetränke oder Nudeln unverpackt in eigene oder vor Ort ausleihbare Gefäße abzufüllen. Bei den Biosupermärkten und den Vollsortimentern ist die Befüllung mitgebrachter Mehrwegbehältnisse an Käse-/Wursttheke außer bei Edeka in mehr als der Hälfte der Filialen eine Option – das ist noch zu wenig. Für den Coffee-to-go sollten vor Ort ausgegebene Mehrwegbecher längst Standard sein. Das ist lediglich bei den Biomärkten und den meisten der besuchten Rewe- und Edeka-Filialen der Fall. Gut lief in allen Filialen die Wiederbefüllung mitgebrachter Brotbeutel.

Zusätzlich zu den DUH-Tests haben mehr als 100 engagierte Unterstützer*innen der DUH in ganz Deutschland in insgesamt 20 verschiedenen Supermarktketten zusätzliche Testbesuche durchgeführt. Dabei haben sie sich das Mehrwegangebot bei Käse-, Wurst- und Salattheken angesehen. Darunter waren Märkte wie Rewe, Edeka und Kaufland, die neben Denns besonders häufig besucht wurden. Neben einzelnen Testbesuchen bei Alnatura, Penny, Netto Marken-Discount und Bio Company waren auch weitere Märkte, wie Marktkauf, Nahkauf, Famila oder Tegut, dabei. Stattgefunden haben die Testbesuche von Hamburg über Hannover, Nürnberg bis Ulm und von Köln und Dortmund bis Erfurt. Die Erkenntnisse decken sich weitestgehend mit denen der DUH-Testbesuchen und wurden durch Erkenntnisse zu Salattheken ergänzt: Von den Vollsortimentern stach dort Rewe positiv hervor, bei 40 76 Prozent der Salattheken gab es Mehrwegsysteme. Außerdem bot Kaufland bei der Hälfte der Testbesuche eine Mehrwegoption für Salat an und in den Edeka Filialen wurden knapp 40 Prozent erreicht. Die meisten Salattheken müssen durch die Mehrwegangebotspflicht sogar mit einer Mehrwegoption ausgestattet sein. Es ist daher besonders wichtig, dass dort nachgerüstet wird.

Gesetzliche Regelungen jetzt dringend notwendig

Es darf nicht sein, dass sich ressourcensparend und klimafreundlich verpackte Produkte auf wenige Biosupermärkte beschränken. Um möglichst vielen Menschen einen verpackungsarmen Einkauf zu ermöglichen, müssen die großen Lebensmitteleinzelhändler endlich aufholen und Klima- und Ressourcenschutz in der Breite umsetzen. Die wiederholt schlechten Ergebnisse unseres Verpackungscheck zeigen: Von sich allein werden die großen Discounter und Supermärkte die Verpackungswende nicht schaffen.

Deshalb muss Umweltministerin Steffi Lemke folgende Maßnahmen schnellstmöglich umsetzen, um Abfallvermeidung und nachhaltige Verpackungen zu fördern und diejenigen zu belohnen, die es richtig machen:

  • Festlegung eines Abfallvermeidungsziels für Verpackungen von 15 Prozent bis 2030 im Vergleich zu 2018, das somit über die Vorgaben der EU-Verpackungsverordnung hinausgeht
  • Umsetzung der Mehrwegquote für Getränkeverpackungen von 70 Prozent durch Einführung einer Einweg-Abgabe von mindestens 20 Cent zzgl. zum Pfand
  • Verpflichtende Mehrwegquoten für Milch und Wein
  • Mehrweg klar kennzeichnen
  • Abgabe auf Einwegverpackungen für verzehrfertige Speisen und Getränke, so wie in Tübingen
  • Umlage der EU-Plastiksteuer auf verursachende Unternehmen
  • Einführung einer Primärressourcensteuer, die für alle Verpackungsmaterialien gleichermaßen gilt. Denn eine alleinige Steuer auf Kunststoffverpackungen kann zu Ausweicheffekten auf Verpackungen aus anderen Materialien, wie zum Beispiel Papier oder Metall, führen
  • Finanzielle Anreize zum Einsatz von Recyclingmaterial und zur Recyclingfähigkeit von Verpackungen

Kontakt

Copyright: © Heidi Scherm

Thomas Fischer
Bereichsleiter Kreislaufwirtschaft
E-Mail: Mail schreiben

Copyright: © DUH / Klein

Elena Schägg
Stellvertretende Leiterin Kreislaufwirtschaft
E-Mail: Mail schreiben

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