Jährlich überfluten rund 10 Millionen Tonnen Plastikmüll die Weltmeere. Um die Vermüllung zu stoppen, müssen Politik, Industrie und Verbraucher*innen an einem Strang ziehen. Denn herausgefischt werden kann das Plastik nicht mehr.
Das Meer ist inzwischen einer der dreckigsten Orte der Welt. In fünf großen Müllstrudeln treiben Plastiktüten, Plastikflaschen, Strohhalme und Zahnbürsten. Wahre Plastikmüll-Wellen werden an den Stränden angespült. Tun wir nichts dagegen, wird 2050 mehr Plastik im Meer schwimmen als Fische.
Von der Müllkatastrophe sind mehr als 663 Tierarten sind direkt betroffen. Jedes Jahr sterben etwa eine Million Seevögel und hunderttausend Meeressäuger an der Vermüllung. Oft verwechseln sie Plastikteile mit Nahrung und verhungern dann mit vollem Magen. Wale, Delfine und Schildkröten verfangen sich etwa in Sixpack-Trägern und alten Fischernetzen und ertrinken qualvoll.
Das falsche Spiel großer Konzerne in der Plastikkrise
Mitverantwortlich für die Plastikmüllkrise sind Großkonzerne wie Coca-Cola, Nestlé oder Danone. In dem umfassenden Bericht „Verwirren, verzögern, verhindern: Das falsche Spiel großer Konzerne in der Plastikkrise“ belegt die Stiftung Changing Markets, dass diese Unternehmen seit Jahrzehnten bewährte Lösungen des weltweiten Problems von zu viel Plastikmüll gezielt versuchen auszubremsen. Anhand konkreter Fallbeispiele wird in dem Bericht aufgezeigt, wie die weltweit zehn größten Plastiksünder ihre selbstgesteckten Ziele nicht einhalten, Umweltinitiativen kapern, gezielt Falschinformationen verbreiten und versuchen den Verbraucher*innen die Schuld an der Vermüllung unserer Umwelt und unserer Ozeane zu geben .
Talking Trash
Videoserie #PlanA
Mit der siebenteiligen Videoserie "Plan A" macht die DUH gemeinsam mit Sänger und Entertainer Friedrich Liechtenstein auf das Problem der Plastikvermüllung der Meere aufmerksam. Denn: „Die Vermüllung der Meere ist eines der größten Umweltprobleme unserer Zeit. Unser Planet hat einen Plan – wir sollten ihn nicht vereiteln. Algen spielen darin eine große Rolle. Ich liebe Algen und saubere Ozeane“, sagt Liechtenstein.
Videoserie Plan A mit Friedrich Liechtenstein: Folge 7 - Meisterin der Symbiose
Plastik überlebt
Nach Angaben des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP) treiben inzwischen auf jedem Quadratkilometer Meeresoberfläche bis zu 18.000 Plastikteile unterschiedlichster Größe. Doch was wir sehen ist nur die Spitze des Müllbergs, mehr als 70 Prozent der Abfälle schwimmen in tieferen Wasserschichten oder sinken auf den Meeresboden. Das Abfischen des Plastikmülls aus dem Meer ist deshalb unmöglich. Und Plastik ist gekommen, um zu bleiben. Im schlechtesten Fall baut es sich erst nach mehreren hundert Jahren ab. Durch äußere Faktoren, wie Licht, Temperatur und mechanische Beanspruchung werden Kunststoffe im Laufe der Zeit spröde und zerfallen in immer kleinere Fragmente, das so genannte Mikroplastik. Die kleinen Plastikteilchen sind besonders gefährlich, denn sie enthalten nicht nur giftige Additive, sondern ziehen weitere Umweltgifte aus der Umgebung wie Magneten an. Über die Nahrungskette gelangen die Schadstoffe so auch auf unsere Teller.
Wie kommt der Müll ins Meer?
Zum einen tragen Schifffahrt, Fischerei und Offshore-Industrie zur Meeresvermüllung bei: 20.000 Tonnen Müll gelangen auf diesem Wege Jahr für Jahr allein in die Nordsee. Eine weitaus größere Rolle spielt jedoch der Abfall, der vom Land kommt – Plastikmüll, der achtlos in der Umwelt entsorgt wird.
Kunststofftüten, Folien oder Plastikflaschen sind besonders leicht. Lässt man Sie in der Landschaft liegen, werden sie häufig von Wind und Regen erfasst und als sogenannter „Blow Trash“ über die Bäche und Flüsse in die Meere gespült. Auch Mikroplastik, das zum Beispiel über Kosmetika und Reinigungsmittel oder beim Waschen synthetischer Kleidung ins Abwasser gelangt, findet seinen Weg in die Ozeane – von modernen Kläranlagen kann nur ein Teil herausgefiltert werden.
Deutschland ist Müll-Europameister
Deutschland ist seit Jahren trauriger Rekordhalter in der Produktion von Verpackungsabfällen. 2016 waren es 220 Kilogramm pro Kopf. Durch immer kleinere Packungsgrößen, mehr Single-Haushalte und den Boom von To-Go-Angeboten stieg die Menge an Verpackungsabfällen aus Kunststoff innerhalb von 20 Jahren um etwa 94 Prozent. Mittlerweile werden hierzulande etwa zwei Drittel des Obsts und Gemüses sinnlos vorverpackt und auch der Plastiktütenkonsum bleibt mit 4.500 Stück pro Minute viel zu hoch. Der hohe Verbrauch von Einwegtüten, Einwegbechern und Einweg-Plastikflaschen verursacht nicht nur enorme Abfallberge, sondern verschwendet auch unnötig Ressourcen.
Plastik in der Umwelt
Nicht nur im Meer, auch in den Böden ist Plastik ein Umweltproblem. Das Institut für europäische Umweltpolitik (IEEP) schätzt die Mikroplastik-Belastung an Land auf bis zu 32 Mal höher, als in den Ozeanen. In die Böden gelangt das Plastik unter anderem durch Reifenabrieb, landwirtschaftlich eingesetzte Kunststoffe und das Düngen mit Mikroplastik belastetem Kompost. Viel zu häufig werden Plastiktüten und andere Kunststoffteile falsch im Biomüll entsorgt und landen so letztendlich als Mikroplastik auf den Feldern. Hinzu kommt der Eintrag über das Regenwasser. Denn auch in der Luft schwirrt Mikroplastik herum, zum Beispiel Mikrofaser aus synthetischer Kleidung. Eine aktuelle Studie zählte etwa in Paris täglich rund 300 Partikel pro Quadratmeter.
Was wir tun können?
Es ist eigentlich ganz einfach: Abfall, der nicht entsteht, landet am Ende auch nicht im Meer. Im Alltag gibt es viele Wege, Abfälle zu vermeiden: Zum Beispiel durch unverpacktes Einkaufen, die Nutzung eines Mehrwegbechers für Coffee to go oder den bewussten Griff zur Mehrwegflasche im Supermarkt. Einkäufe können im Rucksack oder Fahrradkorb transportiert werden und ein zusammenfaltbarer Mehrwegbeutel für den spontanen Umweg über den Wochenmarkt passt in jede Jackentasche.
Die Politik muss handeln
EU-weit werden Millionen Tonnen Plastik in der Umwelt entsorgt, bis zu 500.000 Tonnen davon landen in den Ozeanen. Unter den am häufigsten im Meer gefundenen Gegenständen aus Plastik liegen Plastikflaschen und -tüten, Essensverpackungen, Strohhalme und Plastikbesteck weit vorne. Die EU-Kommission plant deshalb neben anderen Maßnahmen auch Verbote für bestimmte Einwegprodukte. Damit setzt sie ein wichtiges Zeichen, um die Müllflut zu beenden.
Problematisch ist jedoch der Gegenwind aus Deutschland. Hierzulande tut die Bundesregierung praktisch nichts für die Vermeidung von Abfällen und den Meeresschutz. Mit einer eigenen Plastikstrategie sollte Deutschland Plastik und andere Ressourcen teurer machen, damit es sich lohnt, Produkte langlebiger zu machen und Verpackungen zu vermeiden oder erneut zu verwenden. Auf besonders umweltschädliche Wegwerfartikel wie Plastiktüten, Plastikflaschen und Coffee-to-go-Becher sollte eine Abgabe von mindestens 20 Cent eingeführt werden. Um den Eintrag von Mikroplastik in die Meere zu reduzieren, muss der Zusatz von Mikroplastik zu Kosmetikprodukten und Reinigungsmitteln verboten werden.
Geht Plastik auch umweltfreundlich?
Heutzutage gibt es immer mehr Produkte und Verpackungen aus Plastik, die mit Begriffen wie „biologisch abbaubar“ oder „kompostierbar“ beworben werden. Doch ist das sogenannte Bioplastik wirklich eine Lösung? Leider nein, denn Bioplastik hat meist keinen gesamtökologischen Vorteil gegenüber konventionellem Plastik. Die biologische Abbaubarkeit bezieht sich zumeist auf Laborbedingungen – in der Landschaft oder im kalten Salzwasser baut sich Bioplastik normalerweise nicht schneller ab als konventionelles Plastik. Auch aufgrund des Ressourcenverbrauchs bei der Produktion ist der Ersatz eines Einwegprodukts durch ein anderes Einwegprodukt – egal aus welchem Material – nicht die Lösung. Wer sich ökologisch verhalten will, sollte Abfälle vermeiden und Mehrwegverpackungen nutzen.
Weiterführende Links
- Abfallvermeidung
- Bioplastik
- Mehrweg to go: Werde Becherheld!
- Planetare Grenzen
"Ich liebe Algen und saubere Ozeane. Unsere Ozeane sind keine Müllhalden: Macht endlich Schluss mit unnötigem Plastikmüll!"
Friedrich Liechtenstein, Sänger und Entertainer
Alle Videos aus der Serie "Plan A" finden Sie nach Veröffentlichung in unserer Youtube-Playlist #PlanA: http://l.duh.de/plana
Folge 1: Das Zeitalter der Alge
Folge 2: Algenasche
Folge 3: Algenkirche
Folge 4: Algen im Fell
Folge 5: Algenmaske
Folge 6: Algenpudel
Kontakt
Thomas Fischer
Bereichsleiter Kreislaufwirtschaft
E-Mail: Mail schreiben
Elena Schägg
Stellvertretende Leiterin Kreislaufwirtschaft
E-Mail: Mail schreiben