Verpackungswende jetzt! Politische Weichenstellung & innovative Praxis
3. Deutsche Mehrwegkonferenz
Datum: 06.11.2024
Ort: Spielfeld Digital Hub in Berlin, Skalitzer Straße 85/86, 10997 Berlin & per Livestream (via Zoom)
Die Deutsche Mehrwegkonferenz wird alle zwei Jahre von der Deutschen Umwelthilfe (DUH) veranstaltet. In diesem Jahr fand am 6. November 2024 die 3. Deutsche Mehrwegkonferenz unter dem Titel „Verpackungswende jetzt! Politische Weichenstellung & innovative Praxis“ statt, an der rund 200 Teilnehmende aus Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Zivilgesellschaft teilnahmen.
Die Veranstaltung bot einen wertvollen Raum für Austausch und Vernetzung zwischen Akteur*innen, die Mehrweg und Abfallvermeidung nach vorn bringen wollen. Es wurde deutlich: Um sicherzustellen, dass Mehrweg zum Standard wird, sind ambitionierte und effektive nationale Maßnahmen zur Mehrwegförderung notwendig, die über die Vorgaben der neuen EU-Verpackungsverordnung (PPWR) hinausgehen.
Die Parlamentarische Staatssekretärin des Bundesumwelt- und Verbraucherschutzministeriums Dr. Bettina Hoffmann eröffnete die Konferenz und betonte die Relevanz von Mehrwegsystemen für die Abfallvermeidung und Ressourcenschonung. Verpackungswende bedeute, dass wir uns verabschieden müssen vom „Auspacken und Wegschmeißen“, so Hoffmann. Delara Burkhardt, sozialdemokratische EU-Abgeordnete, die die PPWR als Schattenberichterstatterin begleitet hat und sich für starke Abfallvermeidungsmaßnahmen einsetzt, bewertet die PPWR insgesamt als Erfolg, da sie die Weichen für eine bessere Abfallpolitik in der EU stellt. Burkhardt stellte jedoch auch verpasste Chancen fest, die sich durch starke Interessen der Einwegindustrie durch abgeschwächte und verzögerte Vorhaben abzeichnen. Für sie ist das Ziel jedoch weiterhin klar: „weniger Müll, mehr Wiederverwendung“.
Beide Keynotes können Sie unten auf dieser Webseite noch einmal anschauen.
Mehrweg in der Praxis
Spannende Impulsvorträge zeigten notwendige politische Maßnahmen zur Abfallvermeidung und Mehrwegförderung auf (Elena Schägg, DUH), stellten eine Mehrweg-Poollösung für Weinflaschen dar (Werner Bender, Wein-Mehrweg eG) und machten anhand der Tübinger Verpackungssteuer deutlich, wie erfolgreiche Mehrwegförderung auf kommunaler Ebene gelingen kann (Tobias Staufenberg, Universitätsstadt Tübingen).
Die Konferenz präsentierte innovative Mehrweglösungen (u.a. Sykell GmbH mit REWE Group, dotch GmbH und CircON GbR), die zeigten, wie die Förderung und das Management von Mehrweg in den Bereichen Lebensmitteleinzelhandel, Logistik, Digitalisierung, Kommunen, Kinos und der Weinbranche erfolgreich umgesetzt werden können. Dafür braucht es sowohl ein ganzheitliches Mitdenken des gesamten Mehrwegkreislaufs – von der Produktion über die Logistik und den Handel bis hin zur Rücknahme und der Spülung – als auch politische Rahmenbedingungen, die bestehende und neue Mehrweginitiativen unterstützen.
In der Mittagspause ermöglichte ein interaktiver Markt der Möglichkeiten zahlreichen Anbieter*innen von Mehrwegsystemen ihre Geschäftsmodelle vorzustellen und sich mit anderen Mehrwegakteur*innen auszutauschen.
Auszeichnungen für starke Leistungen im Mehrwegbereich
Mit einer Würdigung durch Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch sprach die Deutsche Umwelthilfe Günther Guder, dem Geschäftsführenden Vorstand von Pro Mehrweg e.V., für seinen über 40-jährigen Einsatz für Mehrweg einen großen Dank aus. Als Nachfolge wurden Willy Schmidt, designierter Vorstand, und Henriette Schneider, Geschäftsführerin, begrüßt.
Zudem wurde auf der Konferenz zum 14. Mal der Mehrweg-Innovationspreis verliehen. Die diesjährigen Preistragenden sind die LOGIPACK Pool GmbH und die GEDAT Getränkedaten GmbH. LOGIPACK wurde für ihren neuen Mehrwegladungsträger „AllCare 54er Tray“ mit integrierter Leergutrückführung für Mehrwegflaschen ausgezeichnet, welches herkömmliche Pappdisplays im Verkaufsraum und beim Flaschentransport ersetzt und so jährlich mehr als 1.000 Tonnen Wellpappe einspart. Einen Preis erhielt ebenfalls GEDAT Getränkedaten GmbH, die mit ihrer Plattform für Datenströme zwischen Handelspartner*innen und Hersteller*innen „getSTOCK“ die Auslastung von Lager- und Transportkapazitäten verbessert, LKW-Auslastung pro Fahrt optimiert und so die Umlaufgeschwindigkeit der Mehrweggebinde steigert. Weitere Informationen zu den ausgezeichneten Innovationen erhalten Sie auf unserer Webseite zum Mehrweg-Innovationspreis.
„Quo vadis, Mehrweg? Welche politischen Instrumente die Verpackungswende beschleunigen können“
Die Beiträge auf der Konferenz haben verdeutlicht, dass der Verpackungsmüllberg nur mit Mehrweg kleiner wird. Gleichzeitig wurden aktuelle Herausforderungen für eine echte Verpackungswende hin zu Mehrweg identifiziert, bei denen dringender Handlungsbedarf besteht: Einweg ist zu billig und es mangelt an finanzieller Förderung der Mehrweginfrastruktur sowie an einer aktiven Ansprache der Verbraucher*innen durch die Gastronomie Mehrwegangebote auch zu nutzen.
„Eigentlich liegen die Lösungen auf dem Tisch und man muss sie nun national umsetzen“, so Barbara Metz, DUH-Bundesgeschäftsführerin. Mehrwegschutz und -förderung sollte deshalb über alle Parteigrenzen hinweg wirksam und langfristig über folgende Maßnahmen unterstützt werden. Dafür muss die neu zu wählende Bundesregierung die EU-Verpackungsverordnung ambitioniert umsetzen, indem sie über die Anforderungen hinaus geht:
- Es braucht finanzielle Anreize zur Mehrwegnutzung in Form einer nationalen Einweg-Abgabe von 20 Cent auf Einweg-Getränkeverpackungen wie Plastikflaschen und Dosen sowie 50 Cent auf Einweg-Takeaway-Verpackungen. Diese Einnahmen sollten für den Aufbau von Mehrweginfrastruktur eingesetzt werden.
- Einführung einer höheren Mehrwegquote für Getränkeverpackungen bis 2030 als die bisher vorgesehenen 10 Prozent sowie die Einbeziehung der Getränkesegmente Milch und Wein.
- Einführung zusätzlicher Mehrwegquoten für andere Produktgruppen, wie Aufstriche, Speiseöle, Wein oder Molkereiprodukte oder Drogerieprodukte.
Wir hoffen, Sie auf der 10. Europäischen REUSE Konferenz in 2025 in Brüssel sowie der 4. Deutschen Mehrwegkonferenz in 2026 in Berlin begrüßen zu dürfen. Lassen Sie uns im Austausch bleiben und Mehrweg gemeinsam zur Norm machen! Wir freuen uns auf Sie!
Downloads & Dokumente
Einladung 3. Deutsche Mehrwegkonferenz der Deutschen Umwelthilfe am 6. November 2024.pdf |
Vergangene Mehrwegkonferenzen in Berlin
Kontakt
Dolores Birk
Referentin Kreislaufwirtschaft
E-Mail: Mail schreiben