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Zusammen mit weiteren 7 europäischen Partnern hat die DUH das Interreg Europe-Projekt Wildlife Economy (WLE) durchgeführt. Dieses basiert auf der Überzeugung, dass die Natur einen wirtschaftlichen Wert hat und Unternehmer in ländlichen Gebieten damit ihren Lebensunterhalt verdienen können.

Im Oktober 2022 stellten alle Projektpartner auf der Abschlusskonferenz in der Provinzregierung Limburg in Maastricht, Niederlande, ihre Ergebnisse vor und diskutierten diese gemeinsam in einer Podiumsdiskussion. Die Projektpartner wurden vom Kommissar für Natur, Umwelt und Kulturerbe Geert Gabriëls empfangen, Vorträge zur Schnittstelle von Natur und Ökonomie von Wouter Helmer, Rewilding Europe, und Ignace Schops, Direktor der belgischen NGO Regionaal Landschap Kempen en Maasland sowie eine Video-Zusammenfassung des WLE-Projekts folgten. Während einer Exkursion wurden Projekte zur Wiederherstellung von Ökosystemen in den jeweils anteilig in Belgien gelegenen ‘River Park Maas Valley’ und ‘Grenspark Kempen Broek’ besichtigt.

In Rieth am Stettiner Haff wurde eine neue Radwegebeschilderung des „Stettiner Haff Radrundweges“ freigegeben. Das Projekt des Landkreise Vorpommern-Greifswald, der Wojewodschaft Westpommern und weiterer Akteure, bei dem vorhandene Wege instandgesetzt, ausgebaut, vernetzt und als internationaler Radfernweg vermarktet werden, kann bspw. für Regionalproduzenten, Gastronomen, Naturführer bzw. „Nature Guides“ und andere Unternehmer in der Region ein wichtiger Bestandteil ihrer Tätigkeit werden.

Die erste Phase des WLE-Projektes ist beendet und die Projektpartner „Deutsche Umwelthilfe“ und „Kommunalgemeinschaft Pomerania e. V.“ haben mit dem "Regionalen Aktionsplan" (RAP) eine Grundlage für die weitere gemeinsame Entwicklung von Naturschutz und Wirtschaftswachstum im Oder Delta geschaffen.

Dieser beinhaltet zwei große „Aktions“-Vorschläge, die jeweils wiederum mit mehreren Maßnahmen unterlegt sind. Zum einen wird die Entwicklung eines „Landscape Business Plan“ (LBP) für die Region angestrebt. Es handelt sich hierbei um ein strategisches Dokument, welches die aktuelle wirtschaftliche Situation beschreibt und bestehende und neue Möglichkeiten für die Entwicklung nachhaltiger Strategien und einer naturbasierten Wirtschaft untersucht, bewertet und Umsetzungschancen auslotet.

Als erste Maßnahme wurde dazu eine „Netzwerk-Broschüre“ erarbeitet, in der rund 60 deutsche und polnische Unternehmen, Akteure und Initiativen vorgestellt werden, die im Bereich der „green economy“, des nachhaltigen Tourismus und des Naturschutzes tätig sind. Ziel in den nächsten Monaten ist es, mit einigen dieser Akteure und zusammen mit Experten der Stiftung „Rewilding Europe“ einen inhaltlichen und einen Zeitplan für den LBP zu entwickeln.

Im Rahmen der 2. WLE-Projektphase (02/2022 – 01/2023) soll weiterhin die Verbesserung der Infrastruktur für nachhaltigen Tourismus vorangetrieben werden. Ein Teilstück des internationalen Radweges „Rund ums Stettiner Haff“ bei Rieth bedarf dringend einer Sanierung. Die Beschaffung von Schildern mit Informationen zum aktuellen Zustand des Abschnittes, aber auch zu Ausflugszielen und Verbindungen zu anderen Radwegen, konnte bereits realisiert werden. Die WLE-Partner und touristische Akteure vor Ort bemühen sich nun, Optionen für die Finanzierung des Eigenanteils von 20% ermitteln, die für die mögliche Finanzierung der Sanierung mit Mitteln aus Interreg VI A notwendig ist.

Um die Flächen mit seltenen oder besonders zahlreich vorkommenden Vogel -und anderen Wildtierarten nachhaltig zu schützen und für Naturliebhaber im Rahmen geführter Touren zugleich attraktiv und zugänglich zu machen, sollen im Oder Delta exemplarisch die Insel Karsibor bei Swinemünde (Polen) und eine vergleichbare Fläche in Deutschland dahingehend untersucht werden, inwieweit das Aufstellen und „Betreiben“ mobiler Wildtierbeobachtungsstationen (sogenannter „Hides“) möglich und finanzierbar ist und alle „betroffenen“ Akteure (z.B. Flächeneigentümer, „Nature Guides“ bzw. Natur- und Landschaftsführer, Touristen und lokale Unternehmen) davon profitieren können.

Sehr hilfreich für die Erstellung des RAP waren im vergangenen Semester ein WLE-Partnertreffen im Oder-Delta Ende September 2021 sowie eine Studienreise ins Donau-Delta im Oktober 2021 (siehe Fotos). Während vor Ort der Austausch zu den geplanten Maßnahmen und die Besichtigung der vielfältigen Naturräume im Vordergrund stand, ermöglichte die Reise ins Donaudelta einen interessanten Einblick in die Umwandlung eines ehemaligen Fischfang- und Jagdgebietes zu einer bekannten und beliebten Region für Naturtourismus und Wildtierbeobachtung, wodurch wertvolle Naturräume erhalten und eine Vielzahl an neuen Arbeitsplätzen geschaffen werden konnten.

Aktuelle Informationen zum Projekt finden Sie weiterhin jederzeit unter: www.interregeurope.eu/wle/.

Partnertreffen in der Oder Delta Region© DUH
Studienreise ins Donau-Delta© Glenn Douglas/County of Norrbotten

Den Naturreichtum einer Region als wichtigen Faktor zur Unterstützung der regionalen Wirtschaft anzuerkennen und Ideen zu dessen nachhaltiger Nutzung zu entwickeln – diesem Ziel sind die Partner im WLE-Projekt auch im vergangenen Jahr einen großen Schritt nähergekommen.
Aufgrund Corona mussten die geplanten Treffen in den jeweiligen Partnergebieten leider abgesagt werden. Wir haben dennoch versucht, mittels Internet und Kurzfilmen aus den Regionen die Partner zumindest virtuell reisen zu lassen.

Die Partner- und Stakeholdertreffen fanden somit alle online statt; erfreulicherweise konnten erste Arbeitstreffen ab Juni 2021 wieder „offline“ starten.
Ein ausführliches Treffen im November mit Vertretern aus dem Naturschutz, der Schutzgebietsleitung, des Tourismus, der Deutschen Bundesstiftung Umwelt und des HOP - Transnationalen Netzwerks Odermündung generierte wertvolle Diskussionen und Vorschläge. Ebenfalls online wurde das Projekt im März dem polnischen Vogelschutzverein OTOP vorgestellt.

Zu persönlichen Treffen und Exkursionen kam es ab Juni: bei einer Vorstellung des Projektes beim stellvertretenden Landrat des Landkreises Vorpommern-Greifswald, Herrn Hasselmann; der Teilnahme an einer Radexkursion auf der polnischen Insel Wolin im Rahmen des Projektabschlusses INT 138 sowie einem Besuch bei OTOP auf der Vogelschutzinsel Karsibor bei Swinemünde. Alle Treffen und Austausche trugen dazu bei, die WLE-Ziele im Oder-Delta zu konkretisieren, Feedback und Unterstützung lokaler Akteure und Entscheidungsträger zu erhalten und die nächsten Projekt-Aktivitäten zu planen.

Mit folgenden 3 Projektvorschlägen soll in der Region der naturnahe Tourismus gefördert und die Jobsituation für „Nature-Guides“ bzw. „Natur- und Landschaftsführer“ verbessert werden. Ein Teil der zu erwartenden Mehreinnahmen soll schließlich für die Sicherung und Entwicklung der wertvollen Naturräume verwendet werden.

  • Projektvorschlag 1: Entwickeln einer „Netzwerk-Broschüre“ mit Kontaktdaten und Projekten von Akteuren in Naturschutz und Tourismus beiderseits der Grenze.
  • Projektvorschlag 2: Das Instandsetzen eines maroden Teilstücks des internationalen Radweges „Rund ums Stettiner Haff“ direkt an der deutsch-polnischen Grenze.
  • Projektvorschlag 3: die Herstellung mobiler Wildtierbeobachtungsstationen (sogenannter „Hides“) zum Beispiel für das Vogelschutzgebiet auf der Insel Karsibor bei Swinemünde zur Verbesserung geführter ornithologischer Beobachtungen im Mündungsgebiet der Swine.


Schwerpunkte des kommenden Semesters (08/2021-01/2022) werden ein WLE-Partnertreffen im deutsch-polnischen Projektgebiet im September 2021, die Fertigstellung der RAP sowie eine geplante Studienreise ins Donau-Delta im Oktober 2021 sein. Dort werden bereits heute beachtliche Umsätze bspw. durch Fotosafaris erzielt und diese z.T. in die Erhaltung des Schutzgebietes reinvestiert. Wir wollen uns darüber informieren, welche Ansätze ggf. auch im Oder-Delta verfolgt werden könnten.
Aktuelle Informationen zum Projekt finden Sie weiterhin jederzeit unter: https://www.interregeurope.eu/wle

Radexkursion auf der polnischen Insel Wolin© DUH
Vogelschutzgebiet Karsibor bei Swinemünde© DUH
WLE Projekttreffen 2019© WLE / R.A.M. Tilmans

Im 2. Projektsemester fanden neben Treffen mit den Akteuren (wie Landbesitzern, Umweltverbänden, Unternehmern und Jägern), in denen Ideen und mögliche Strategien entwickelt wurden und werden, wie attraktive Naturlandschaften mit hoher Biodiversität durch innovative Nutzung auch einen wichtigen Wirtschaftsfaktor in der Region darstellen können, auch weitere "Partnertreffen" statt.

Ein Partnertreffen fand im November 2019 in der Provinz Alava/Spanien statt und ein Onlinetreffen, bedingt durch die Corona-Pandemie, am 09.06.2020. Dort tauschten sich die Partner über den Stand der Umsetzung in den einzelnen Regionen aus, in Alava wurden interessante, regionale Projekte vorgestellt und diskutiert sowie an der Weiterentwicklung einer Online-Plattform zum kollektiven Lernen und Wissensaustausch zwischen den Partnern gearbeitet.

Für die deutsch-polnische grenzüberschreitende Region am Oder Delta erarbeitet die Deutsche Umwelthilfe zusammen mit ihrem Projektpartner Kommunalgemeinschaft Pomerania e. V. und weiteren Partnern vor Ort Möglichkeiten der wirtschaftlichen Wertschöpfung, zum Beispiel im Naturerlebnistourismus und in der Wildtierbeobachtung. Für die Umsetzung der zu entwickelnden Vorschläge und Strategien ist es unabdingbar, dass diese im Einklang stehen mit den Entwicklungszielen im Bereich „Natur & Umwelt“ des Entwicklungs- und Handlungskonzept der Euroregion Pomerania (EHK) für die Jahre 2021-2027, weil dadurch eine breite Akzeptanz bei den Interessensvertretern aus Politik, Wirtschaft und der Zivilgesellschaft erreicht werden kann.

Im Herbst 2020 wird das EHK veröffentlicht werden. Daraufhin ist ein 2. großes "Stakeholder-Meeting" im Oder-Delta geplant, in dem auf der Grundlage des EHK Vorschläge für einen "Regionalen Aktionsplan Wildlife Economy" entwickelt werden sollen. Außerdem wird die Möglichkeit der Teilnahme einer Studienreise ins Donaudelta als "best-Practice"-Beispiel vorgestellt, in dem das Thema schon seit einigen Jahren erfolgreich vermarktet und ein Teil der Einnahmen in den Naturschutz reinvestiert wird.

Wir suchen weiterhin Mitstreiter aus Wirtschaft, Verwaltung, Vereinen und Verbänden, die Ideen haben, wie Naturschutz und wirtschaftliche Entwicklung im Oder-Delta besser verknüpft werden können oder mehr darüber lernen möchten. Bei Fragen und Interesse wenden Sie sich bitte gern an Katrin Schikorr.

In 4 Regionen Europas haben die 8 Projektpartner neue und nachhaltige Geschäftsmodelle zur Regionalentwicklung in ländlichen Gebieten entwickelt. Kollektives Lernen und Wissensaustausch zwischen den Partnern war dabei einer der wichtigsten Aspekte des Projekts.

Es wird immer deutlicher, dass Natur und attraktive Naturlandschaften Wirtschaftsgüter sind, die innovative Antworten auf die wirtschaftlichen Probleme der ländlichen Regionen in Europa bieten können. Schätzungen prognostizieren die Stilllegung von mehr als 20 Millionen Hektar (circa 11 Prozent) landwirtschaftlicher Nutzfläche in Europa für den Zeitraum 2015 bis 2030. Fast ein Fünftel der Arbeitsplätze in Europa hängt direkt oder indirekt mit den natürlichen Ressourcen zusammen, und diese Zahl steigt weiter an. Eine lebensfähige Wirtschaft, die auf diesen natürlichen Ressourcen basiert, kann daher in vielen ländlichen Gebieten eine positive Chance für eine nachhaltige Zukunft bieten.

© Erwin Christis
canoe on the Peene river, Anklam, Germany© Solvin Zankl/Rewilding Europe
Big bull European bison, Bison bonasus, Drawsko Military area, Western Pomerania, Poland© Staffan Widstrand / Rewilding Europe
Hotel in Stolpe at the peene river, Germany© Solvin Zankl/Rewilding Europe
Peene river and flooded lands near Anklamer Stadtbruch, Germany© Solvin Zankl/Rewilding Europe
 

WLE trägt zu dieser nachhaltigen Zukunft bei, indem es mit Unterstützung lokaler Unternehmer, Gemeinden, Jäger, Landwirte und Fischer bewährte Verfahren zur Bewirtschaftung von Wildtieren austauschte und Aktionspläne für 4 Regionen erstellte. Darüber hinaushaben die Projektpartner gemeinsam mit einem internationalen Expertengremium eine Reihe von „Good practices“ zu einer Wissensbank hinzugefügt, die von politischen Entscheidungsträgern, Unternehmern und anderen Interessierten genutzt wird. Dieser Ansatz soll zu einem besseren Schutz der Natur in den Partnerregionen beitragen, was wiederum der regionalen Wirtschaft und den Unternehmern zugutekommt.

Für die deutsch-polnische grenzüberschreitende Region am Oder Delta erarbeitete die DUH zusammen mit ihrem Projektpartner, der Kommunalgemeinschaft Pomerania, und weiteren Partnern in der Region Möglichkeiten der wirtschaftlichen Wertschöpfung zum Beispiel im Naturtourismus und der Wildtierbeobachtung. Hierzu wurde auch der Entwurf des 2021 neu aufgesetzten Entwicklungs- und Handlungskonzepts der Euroregion Pomerania geprüft und kommentiert.
Das Projekt lief vom 1. August 2019 bis zum 31. Januar 2023 und wurde durch den Europäischen Fond für regionale Entwicklung finanziell unterstützt. Das Gesamtbudget betrug 1.234.146 Euro und auf 8 Partner aufgeteilt:

 

  • Provinz Limburg, Niederlande
  • Regional Landscape Kempen en Maasland, Belgien
  • Alava Provincial Council, Spanien
  • County Administrative Board in Norrbotten, Schweden
  • Rewilding Sweden, Schweden
  • Rewilding Europe, Niederlande
  • Kommunalgemeinschaft Europaregion Pomerania, Deutschland
  • Deutsche Umwelthilfe, Deutschland

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