Nachhaltig Fischen im Stettiner Haff
Kinderstube für wandernde Fischarten, Refugium für Zugvögel, und selbst die Kegelrobbe kehrt zurück. Die einzigartige Natur im Nordosten Deutschlands zieht Anwohner und Touristen gleichermaßen an. Doch auch das Haff braucht seine Ruhezeiten. Zusammen mit Beteiligten vor Ort setzen wir uns für eine nachhaltige Nutzung zum Wohle aller ein.
Das Stettiner Haff stellt dank seiner spezifischen hydrographischen Gegebenheiten als Schnittstelle zwischen Ostsee und Odermündung einen besonderen Lebensraum für die Süßwasser- und Wanderfischarten aus den Küstengewässern Mecklenburg-Vorpommerns dar. Das geschützte Haff und die darin mündenden Flüsse sind wichtige Laich- und Aufzuchtgebiete unter anderem für Flussbarsch, Zander, Plötz und Blei, aber auch seltene Arten wie Flussneunauge, Ostseeschnäpel, Lachs und Stör. Auch bieten die flachen Gewässer mit ihren Schilfgürteln ausgewachsenen Fischen einen guten Schutz vor Feinden.
Das Stettiner Haff hat einen ganz besonderen Stellenwert für den Schutz dieser Arten. Deshalb muss die Fischerei in diesem sensiblen Gebiet – in Zusammenarbeit aller beteiligten Gruppen – nachhaltig reguliert werden, denn mit Ausnahme der Fahrrinnen zu den größeren Hafenstandorten nimmt die Fischerei aktuell sämtliche Teile des Haffs in Anspruch. Gefischt wird in der Regel mit Stellnetzen oder Reusensystemen, die eine erhebliche Gefahr für Säugetiere und Vögel darstellen. Häufig verenden sie als "Beifang" in den Netzen und Reusen – ein auch von den Fischern unerwünschter Nebeneffekt. Die DUH setzt sich am Stettiner Haff für eine nachhaltige Fischerei in diesem als Natura 2000 ausgewiesenen Gebiet ein. Ebenso engagieren wir uns durch Renaturierungsmaßnahmen und verstärkte Kontrolle der Fischwilderei für den Schutz wandernder Fischarten.
Für eine nachhaltige Fischerei ist eine intakte Natur Voraussetzung. Ausgewiesene Fischlaichgebiete müssen beachtet und die Schonzeiten eingehalten werden, damit sich die Bestände erholen können. Auch dürfen nur bestimmte Fangmethoden eingesetzt werden und die Mindest-Größenmaße müssen, durch entsprechende Maschengröße der Netze, beim Fischfang beachtet werden.
Bedroht ist die Wasserqualität und Fauna des Stettiner Haffs auch durch Infrastrukturmaßnahmen zum Ausbau der polnischer Häfen Szczecin (Stettin) und Swinouscje (Swinemünde) sowie die langfristigen Konsequenzen der Oder-Katastrophe. Hier kam es ab Juli 2022 zu einem Massensterben v.a. von Fischen, Muscheln und Schnecken, das maßgeblich durch ein Zusammenwirken von Salzeinleitungen, hohen Temperaturen, niedrigen Wasserständen und einer sich daraufhin stark vermehrenden toxischen Goldalge Prymnesium parvum verursacht wurde. Gemeinsam mit dem „Aktionsbündnis Lebendige Oder“ fordert die DUH eine lückenlose Aufklärung der Ursachen sowie die Wiederherstellung des Ökosystems Oder. Um der Tier- und Pflanzenwelt des Flusses Zeit zur Erholung zu geben und das wertvolle Ökosystem nicht zusätzlich zu belasten, müssen die Ausbauarbeiten an der Oder gestoppt werden.
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Ulrich Stöcker
Teamleiter Wildnis und Naturkapitalungen
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