Palmöl – nur noch aus nachhaltigem Anbau
Palmöl steht stark in der Kritik und ist doch in sehr vielen Alltagsprodukten zu finden. Seit den 1970ern muss immer mehr artenreicher Regenwald den Ölpalmenplantagen weichen, vor allem in Südostasien. Unser Konsum hat so über Jahrzehnte das Artensterben und den Klimawandel mitverursacht. Weltweit nimmt der Verbrauch des Pflanzenöls zudem stetig zu. Gleichzeitig wird nachhaltiges Palmöl als Alternative angeboten. Was ist zu tun? Sollten wir gänzlich auf Palmöl verzichten oder auf Palmöl aus zertifiziertem Anbau setzen?
Wichtigster Schauplatz der anhaltenden Umweltzerstörung und Menschenrechtsverletzungen sind mit 85% der Anbaufläche die tropischen Länder Indonesien und Malaysia. Weitere kleinere Produzenten befinden sich in Südamerika, Afrika und Asien. Die Weltproduktion an Palmöl beträgt aktuell mehr als 70 Mio t und hat sich seit 1961 um das 60-fache erhöht. Das Palmöl landet bei uns in Produkten des täglichen Lebens: in Biodiesel, Lebensmitteln, Tierfutter, Körperpflegeprodukten, Waschmitteln, Kosmetik und Chemieprodukten.
Europa ist mit 15% zweitwichtigster Importeur von Palmöl. Indien und China gehören zu den Top 3 der Importeure. Indonesien verbraucht auch einen großen Teil seines Palmöls im eigenen Land. Insgesamt hat die EU einen erheblichen Beitrag an der historischen Ausdehnung der Anbaufläche, die sich seit 1990 verdoppelt hat. Die Gesamtfläche an Ölpalmen beansprucht nun etwa 20 Mio ha. Eine Fläche mehr als halb so groß wie Deutschland. Die EU hat die maßgebliche Verantwortung den Schutz verbliebener Regenwälder mitzugestalten. Dazu haben sieben Länder, darunter Deutschland, sich das Ziel von 100% entwaldungsfreiem Palmöl bis 2020 gesetzt.
Nachhaltigkeitssiegel – ein Ansatz mit Potenzial
Vor rund 20 Jahren begann die Entwicklung von Nachhaltigkeitszertifizierungen, die eine Ölpalmenkultivierung auf neu entwaldeten Flächen meist verbieten (z.B. keine Waldrodungen mehr nach 2008). Die Einhaltung der Regeln wird mithilfe von Satellitenbildern überwacht. Zusätzlich wird ein ökologischer und sozialverträglicher Anbau auf den bestehenden Plantagen gefördert. Aktuell gibt es eine Reihe von Produktsiegeln (z.B. RSPO, Bio, Fair for Life, Rainforest Alliance), deren positive Wirkung jedoch oft nicht empirisch nachgewiesen wurde. Gerade weil es in regelmäßigen Abständen zu Berichterstattungen über Verstöße kommt, sollten die Nachhaltigkeitszertifikate von der Politik, aber auch von Unternehmen, überprüft und unterstützt werden. Das Vertrauen der Konsumenten in die Siegel muss wiederhergestellt werden. Dazu sind Anpassungen notwendig, die eine Umsetzung der guten Anbaupraktiken vor Ort sicherstellen. Verbraucher sollten indes weiter auf Siegel achten, wenn Sie palmölhaltige Produkte kaufen.
Insgesamt macht das nachhaltig zertifizierte Palmöl weltweit bereits ein Viertel der Menge aus. Leider ist die Nachfrage viel geringer. Die Aufpreise für zertifiziertes Palmöl sind zudem oft nur gering, so dass Produzenten kaum motiviert sind, sich zu verbessern. Deutschland muss nun zusammen mit der EU die Nachfrage nach nachhaltig zertifiziertem Palmöl endlich gesetzlich verankern.
Nachhaltiges Palmöl fördern, das Regenwälder und Klima schützt
Wo heute Ölpalmen stehen, stand ursprünglich überwiegend tropischer Regenwald. Je nach Region konnten Forscher bis zu 60% der stattgefundenen Waldverluste direkt auf den Anbau der Ölpalme zurückführen. Alljährlich werden die Rodungen von Wäldern und Moorflächen, oft unter Einsatz von Feuer für die Holz- und Palmölindustrie fortgesetzt. Die freiwerdenden Klimagase stellen einen erheblichen Beitrag zum Klimawandel dar. Außerdem wird klimaschädliches Methan aus dem Abwasser der Ölmühlen frei.
Der zertifiziert nachhaltige Anbau ist also ein wichtiges Hilfsmittel, um Rodungen zu verhindern und umfangreiche Klimaschutzmaßnahmen im Sektor einzuführen. Unternehmen müssen vollständig auf zertifiziertes Palmöl umsteigen und die Siegel gut sichtbar auf Verpackungen abbilden. Viele Unternehmen befürchten bei Abdrucken der Siegel jedoch, dass Konsumenten so erst auf den Inhaltsstoff „Palmöl“ oder dessen chemische Folgeprodukte (z.B. bei Drogerieartikeln) aufmerksam werden und den Rohstoffe trotz nachhaltiger Herkunft noch ablehnen. Dieser Umstand verhindert wiederum, dass Hersteller die Mehrkosten für nachhaltiges Palmöl freiwillig tragen. Im Jahr 2017 stammte deshalb in Deutschland noch immer rund die Hälfte des Palmöls (exklusive Energiesektor) aus zweifelhaften Quellen. Gesetzliche Vorgaben zu nachhaltigen Bezugsquellen sind also längst überfällig – sonst konsumieren deutsche Verbraucher potenziell unwissentlich Regenwald. Zudem würde eine Kennzeichnungspflicht für alle palmölhaltigen Produkte Konsumenten helfen, auf nachhaltiges Palmöl zu achten.
Unser Konsum beeinflusst das Artensterben
Der Rückgang von rund 400 Tierarten wird mit dem Lebensraumverlust durch die Ausbreitung der Ölpalmplantagen in Verbindung gebracht. Davon gelten 193 Tierarten als gefährdet, stark gefährdet oder vom Aussterben bedroht. So hat sich die Anzahl der stark bedrohten Orang-Utans zwischen 1999 und 2015 um mehr als 100.000 Tiere reduziert. Holzeinschlag, Entwaldung und Plantagen haben auf Borneo 50% der Orang-Utan Population bereits ausgelöscht. Vom Sumatra-Nashorn existieren nur noch weniger als 300 Exemplare existieren. Wilderei ist ein weiterer zentraler Treiber des Artensterbens. Europa steht vor der großen Herausforderung sicherzustellen, dass importierte Rohstoffe, wie Palmöl, andernorts nicht weiter Wald- und Artensterben vorantreiben. Viele Siegel für nachhaltigen Ölpalmenanbau unterstützen den Erhalt von Schutzgebieten und Wiederaufforstung bereits gerodeter Flächen.
Boykott von Palmöl ist keine Lösung
Schwellen- und Entwicklungsländer des globalen Südens sind auf wirtschaftliche Entwicklung angewiesen. Ein großer Teil der Arbeitsplätze hängt dort vom Anbau und Handel mit Palmöl ab, das die EU schon seit Jahrzehnten bezieht. Vor allem für Millionen von Kleinbauern-Familien stellt Palmöl eine wichtige Einkommensquelle dar. Sie müssen im Wandel zu nachhaltigeren Anbaumethoden unterstützt und vor der Ausbeutung durch benachbarte Großplantagen bewahrt werden. Die Zertifizierungssysteme bieten den Kleinbauern teils wertvolle Hilfestellungen, um diese Ziele zu erreichen (z.B. höhere Preise, Schulungen, Finanzierungsquellen). Zertifiziertes Palmöl ist also ein wichtiges Hilfsmittel im Kampf gegen Armut und für eine nachhaltige Entwicklung.
Auch die Wiederaufforstung bestimmter Nutzflächen wird durch die Siegel unterstützt, um Naturschutzgebiete wieder miteinander zu verbinden. Darüber hinaus könnte eine Abkehr von den riesigen Monokulturen hin zu Mischkulturen gefördert werden. Palmöl sollte auch deshalb nicht vollständig durch andere Öle ersetzt werden, da Ölpalmen fünf bis achtmal so viel Öl auf der gleichen Fläche liefern wie z.B. Raps, Sonnenblumen und Kokospalmen. Angesichts der weltweit schrumpfenden landwirtschaftlichen Flächen und der steigenden Weltbevölkerung ist die Ölpalme außerdem eine wichtige Verbündete zur Sicherung der Nahrungsversorgung. Ohne eine europäische Nachfrage nach zertifiziertem Palmöl werden Großplantagen und Kleinbauern voraussichtlich wenig Anreize erfahren, einen Wandel zur nachhaltigen Landwirtschaft zu bestreiten.
Nicht zuletzt fließt etwa die Hälfte des Palmöls in Deutschland derzeit noch in den energetischen Sektor, hauptsächlich aufgrund der Produktion von Biodiesel. Die andere Hälfte des Palmöls wird v.a. im Lebensmittel-, Futtermittel- und Chemiesektor verwendet. Weil die EU bereits einen schrittweisen Ausstieg aus der Beimischung von Palmöl im Diesel bis 2030 beschlossen hat, ist ein umfangreicher Verzicht in den anderen Sektoren zunächst nicht zwingend notwendig. Nachhaltiges Palmöl muss nun auch außerhalb des Energiesektors verpflichtend werden.
Deutschlands Ziel bis 2020: 100% nachhaltiges Palmöl
Deutschland verbraucht mit rund 1,2 Mio t Palmöl derzeit etwa 2% der Weltproduktion. Deutschland und andere europäische Mitgliedsstaaten haben sich das Ziel von 100% nachhaltigem, entwaldungsfreiem Palmöl bis 2020 gesetzt – dieses wird bisher aber nur freiwillig verfolgt. Dazu wurde die Initiative „Forum für Nachhaltiges Palmöl“ von der Bundesregierung mitinitiiert. An der freiwilligen Plattform beteiligen sich aber bislang nur wenige Unternehmen, da die Mitgliedschaft eine vollständige Umstellung erfordert. Zwar hat sich in allen Sektoren der Einsatz des nachhaltig zertifizierten Palmöls über die letzten Jahre stetig erhöht. Trotzdem waren im Jahr 2017 erst 78% des Palmöls, dass in Deutschland verbraucht wird, nachhaltig zertifiziert. Lässt man den energetischen Sektor außen vor, in dem der Einsatz nachhaltigen Palmöls schon verpflichtend ist, kommt man zur enttäuschenden Anteil von rund 55%. Dieser wird 2020 voraussichtlich höher ausfallen, aber das Ziel von 100% nachhaltig zertifizierten Palmöl wird mit aller Wahrscheinlichkeit auch bis Ende des Jahres nicht erreicht.
Für die Zielverfehlung werden vor allem die Futtermittel- und Chemiebranche verantwortlich gemacht, sowie Teile der anderen Sektoren. Genau können einzelne Unternehmen aber meist nicht ermittelt werden, da öffentliche Angaben zur Verwendung nachhaltigen Palmöls nicht verpflichtend sind. Zudem stellen bisherige Datenerhebungen zur Marktabdeckung mit nachhaltigem Palmöl nur grobe Schätzwerte dar. Genaue Angaben zum Absatz von Nachhaltigkeitszertifikaten werden in deutschen Handelsstatistiken noch nicht abgefragt.
Häufige Fragen rund um das Thema Palmöl
Palmöl ist weltweit das meistverwendete Pflanzenöl und in Deutschland in fast jedem zweiten Supermarktprodukt zu finden. Doch wieso? Palmöl ist preiswerter als andere Pflanzenöle, u.a. aufgrund geringer Lohnkosten in den Produktionsländern und der hohen Ölmenge pro Fläche. Aufgrund ihres überlegenen Ertrags deckt sie mit nur 10% der Anbaufläche ca. 35% des globalen Ölbedarfs. Ihr Ölertrag ist ungefähr fünf- bis acht Mal höher als bei Raps, Soja, Sonnenblume und der Kokospalme. Deshalb ist es bei zunehmendem Flächenmangel und steigender Weltbevölkerung nicht sinnvoll, Palmöl überall durch andere Speiseöle zu ersetzen. Auch seine vielfältigen Einsatzmöglichkeiten haben das Palmöl zum „Liebling“ der Industrie werden lassen. In der Lebensmittel- und Chemiebranche gilt es aufgrund seiner hohen Haltbarkeit, des neutralen Geschmacks und einer veränderbaren Konsistenz als idealer Inhaltsstoff. Palmöl trägt zudem zur Ernährungssicherung bei, denn es wird weltweit (noch) überwiegend als pflanzliches Nahrungsmittel eingesetzt - im Gegensatz zu Europa, wo mehr als die Hälfte des importierten Palmöls im Autotank landet. Ein Ersatz von Palmöl durch andere Öle ist in fast allen Produkten zwar technisch möglich, aber aus oben beschriebenen Gründen nicht sinnvoll.
Grundlegend sollte ein Bio-zertifiziertes Produkt (z.B. EU Bio) in Kombination mit einem Fairhandels-Siegel (Fair for Life, Fairtrade, Hand in Hand) gegenüber rein RSPO-zertifiziertem Palmöl (engl. Roundtable on Sustainable Palm Oil) vorgezogen werden. RSPO-zertifiziertes Palmöl ist jedoch auch unterstützenswert, denn es ermöglicht Produzenten erste Schritte in Richtung des nachhaltigen Anbaus zu gehen. Die Einführung des Bio oder fairen Ansatzes ist oft mit noch größeren Hürden verbunden. RSPO ist zudem weit verbreitet und bietet seit 2019 Möglichkeiten Kleinbauern systematisch einzubinden. Oft sind Bio- oder faire Betriebe sogar parallel RSPO-zertifiziert, dies wird jedoch nicht immer auf Endprodukten deklariert. Das „perfekte Siegel“ gibt es noch nicht. Jedes hat Stärken und Schwächen. Weitere Verbesserungen sind also bei allen Siegeln notwendig. Verzichten sollten Sie auf Palmölprodukte, die keines der genannten Siegel aufweisen.
Das bekannteste Gütezeichen, welches derzeit den Markt mit 19% dominiert, ist das RSPO-Siegel des Runden Tisches für nachhaltiges Palmöl (Roundtable on Sustainable Palm Oil). Die Kriterien des RSPO haben laut vieler Studien zwar die höchsten Anforderungen auf dem Papier, jedoch gibt es Schwachstellen im Bereich der Umsetzung, z.B. der ökologischen Kriterien. Ein positives Hinwirken des RSPO im Bereich Preis-Transparenz für Bauern und bei sozialen Aspekten konnte in Einzelfällen jedoch nachgewiesen werden. Insgesamt stellt der RSPO aber nur einen Mindeststandard zum Schutz von Natur und Mensch dar. Da RSPO-zertifiziertes Palmöl folglich die geringsten Mehrkosten verursacht (2-4 Cent/kg), ist es für alle Unternehmen und nachgelagerten Verbraucher erschwinglich. Ein RSPO-zertifiziertes Produkt ist keine schlechte Wahl. Gänzlich unzertifizierte Produkte hingegen schon.
Bio-zertifiziertes Palmöl kommt bisher v.a. aus Südamerika und Afrika. Der Einsatz von chemischen Düngemitteln und Herbiziden ist im Anbau weitestgehend verboten, was gegenüber anderen Siegeln zu einer besseren ökologischen Wirkung führt. Es spart auf diesem Weg Klimagase ein, schont Wasserressourcen und schützt Insekten und andere Tiere. Da Bio-Siegel jedoch oft nicht explizit neue Entwaldung verbieten (z.B. EU-Bio), ist es sinnvoll, wenn Betriebe zusätzliche Siegel aufweisen (z.B. RSPO oder Rainforest Alliance). Untersuchte Bio-Betriebe, die gleichzeitig Fairhandels- oder RSPO-zertifiziert waren, punkteten in Untersuchungen außerdem durch höhere Preise für zuliefernde Bauern, soziale Investitionen und aufgrund der Anwendung umweltschonender Praktiken. Eine gleichzeitige Zertifizierung durch den RSPO, wie es häufig der Fall ist, zeigte zudem einen Mehrwert bei der sozialen Verantwortung, denn Bio-Standards fokussieren Umweltaspekte und kaum oder gar nicht Menschenrechtsaspekte.
Wer zusätzlich zum RSPO/Bio-Produkt noch auf ein Siegel für fairen Handel achtet, hat schließlich das Palmöl mit dem höchsten Standard im Einkaufskorb. Zum fairen Handelsmodell zählen z.B. das Fair for Life-Siegel oder individuelle Initiativen, wie Rapunzels Hand in Hand-Kriterien, die gleichzeitig einen Bioanbau nach EU Anforderungen garantieren. Der Vorteil der fairen Siegel liegt v.a. in langfristigen und vertrauensvollen Handelsbeziehungen, einer Stärkung von Bauern-Kooperativen, höheren Preisen und Preisprämien, die für soziale Investitionen genutzt werden können.
- Kauf von palmölhaltigen Produkten nur mit Nachhaltigkeitssiegel. Leider aufgrund der weitläufig fehlenden Kennzeichnungspflicht - welche die DUH fordert - leichter gesagt, als getan. Palmöl ist einerseits schwierig zu erkennen. Andererseits wird selbst der Einsatz von nachhaltigem Palmöl oft nicht offen kommuniziert, obwohl Siegel eingehalten werden.
- Auf eine gesunde Ernährung achten. Konsumieren Sie wenig Fertigprodukte und Süßigkeiten oder achten Sie dabei explizit auf nachhaltig gekennzeichnete Produkte. Neben Palmöl, stellen Produkte mit gesunden Ölen wie z.B. Raps-, Sonnenblumen- oder Olivenöl eine gute Alternative dar. Kochen Sie bevorzugt mit regionalen, frischen Lebensmitteln.
- Weniger tierische Erzeugnisse essen: Essen Sie weniger konventionelles Fleisch und andere tierische Erzeugnisse. So kann ein Großteil des nicht-nachhaltigen Palmöls, das für Futtermittel importiert wird, eingespart werden. Kaufen Sie stattdessen qualitativ hochwertiges Bio-Fleisch, Bio-Eier, Bio-Milch, Bio-Käse, usw. So stellen Sie sicher, dass als Futtermittel kein Palmöl eingesetzt wurde (Bio-Palmöl wird bisher nicht verfüttert).
- Gemäßigter Konsum von palmölhaltigen Produkten, insbesondere solche die keine Lebensmittel sind. Sparsamer Einsatz von palmölhaltigen Reinigungs- und Pflegeprodukten.
- Konsum von herkömmlichen „Luxusprodukten“ reduzieren, für die es ggf. nachhaltige Ersatzprodukte gibt (z.B Kerzen mit entwaldungsfreiem Palmöl oder langlebige LED-Kerze, v.a. in der Gastronomie).
Allen voran ist eine Reduktion des Pflanzenölverbrauchs der erste Schritt (z.B. Biodiesel, Kerzen oder Süßigkeiten). Technisch ist der Ersatz von Palmöl durch andere Öle in fast allen Verwendungsfeldern möglich. Aber das bedeutet nicht, dass es in jedem Fall sinnvoll ist. Es gibt Argumente, die für und gegen einen Ersatz von Palmöl durch heimische Öle sprechen. Im Lebensmittelbereich erscheint es logisch, möglichst die gesündesten Öle einzusetzen, wie z.B. Sonnenblumen- und Rapsöl, die sehr reich an mehrfach gesättigten Fettsäuren sind. Olivenöl punktet bei den einfach ungesättigten Fettsäuren. In Deutschland könnten durchaus einige der zahlreichen Flächen, die bisher zur übermäßigen Futtermittel- bzw. Fleischproduktion verwendet werden, für die Rapsproduktion zur menschlichen Ernährung umgewandelt werden. Gegen einen Austausch von Palmöl durch andere Öle sprechen jedoch eine Reihe von Argumenten, die eine nachhaltige Entwicklung der globalen Wirtschaft betreffen. Denn ein weitreichender Palmöl-Boykott bzw. Ersatz durch andere Öle – heimisch wie tropisch – kann negative Folgen nach sich ziehen, an die man zunächst nicht denkt:
- Wird Palmöl durch weniger effiziente Pflanzenöle aus nicht nachhaltigem Anbau (z.B. Kokosöl) ersetzt, (s. Margarine, Eiscreme, Pflegeprodukte), wird mehr Anbaufläche benötigt und Entwaldung ggf. gesteigert.
- Wenn wir bestehende Plantagen nicht durch einen nachhaltigen Handel zur Einführung von Klimaschutzmaßnahmen und Respekt vor Schutzgebieten bewegen, werden weiterhin Klimagase frei, z.B. Methan aus Abwässern der Ölmühlen.
- Palmöl, das wir nicht nachhaltig beziehen und ablehnen, wird von anderen Ländern wie China und Indien abgenommen, die sich bisher kaum gegen Entwaldung stark machen. Deutschland und die EU müssen weiter an Lösungen arbeiten und Vorbild für nachhaltigen Palmölkonsum werden.
- Ein Boykott von Palmöl führt nicht automatisch zu Verbesserungen vor Ort oder einem Rückgang oder Stabilisierung der Anbauflächen, da der Bedarf aufgrund der steigenden Weltbevölkerung stetig wächst.
- Durch den Bezug von nachhaltig zertifiziertem Palmöl werden weltweit Lösungsansätze entwickelt und umgesetzt (z.B. Schulungen für Kleinbauern und satellitengestützte Überwachung des Waldbestands), die im Falle eines kompletten Verzichts ausbleiben.
Zur Auflösung des Palmöl-Dilemmas braucht es seitens der Produzentenländer vor allem wirksame Vorgaben zur Land- und Ressourcennutzung, eine gute Landnutzungsplanung, sowie Bildungsmaßnahmen. Abnehmerländer können dies durch den Einkauf von nachhaltig und fair angebautem Palmöl unterstützen. Nachhaltigkeitszertifizierungen bzw. Siegel sind ein Ansatz unzureichende Umwelt- und Sozialgesetze oder deren Nicht-Einhaltung in Anbauländern auszugleichen. Sie legen Anforderungen zum umwelt- und sozialverträglichen Anbau fest. Idealerweise umfassen diese auch ein strenges Verbot neuer Rodungen und den Erhalt von Schutzgebieten. Die Einhaltung prüfen die Siegel z.B. durch unabhängige Kontrollen vor Ort und Satellitenüberwachung. Aufgaben, die normalerweise die Länder mithilfe von Behörden selbst übernehmen. Dies ist in Regionen, die z.B. stark durch Korruption geprägt sind, nicht in ausreichendem Maße zu erwarten. Der ausschließliche Bezug nachhaltig zertifizierter Ware durch Deutschland und die gleichzeitige Verbesserung der Zertifizierungssysteme sind deshalb zentrale Ziele der DUH. Zertifizierungen sind jedoch keine „Wunderwaffe“ und dürfen den Erhalt oder den Aufbau der Rechtsstaatlichkeit von Produzentenländern nicht untergraben. Unabdingbar sind z.B. politischer Druck, nachhaltige Handelsabkommen, ein regulierter Finanzmarkt, der nur nachhaltige Produzenten und verarbeitende Branchen fördert, uvm.
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Peer Cyriacks
Leiter Internationaler Naturschutz
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