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Auwälder als Hochwasserschutz

Naturnahe Auen sind in ganz Deutschland äußerst selten, gerade einmal 9 Prozent sind laut Auenzustandsbericht (2021) noch mehr oder weniger intakt. Dabei bieten sie, wenn sie intakt sind, den besten Schutz gegen Hochwasser. Vielerorts können Auen bei Hochwasser gar nicht mehr vom Fluss überflutet werden. An den großen Flüssen Deutschlands Rhein, Elbe, Donau und Oder ist die Situation besonders dramatisch: Hier sind zum Teil mehr als 80 Prozent der ursprünglichen Auen vom Fluss abgetrennt und für das Wasser nicht mehr erreichbar. Dies liegt insbesondere daran, dass die bei Hochwasser überfluteten Bereiche der Auen vielfach genutzt werden: allein ein Drittel als Acker-, Siedlungs-, Verkehrs- und Gewerbeflächen, 46 Prozent dagegen als Grünland. Nur 13 Prozent sind Wälder, die jedoch keinen Auwaldcharakter mehr besitzen, also nicht so gut an die extremen Bedingungen angepasst sind und sich nach Hochwasserereignissen nicht so gut erholen können.

In den letzten Jahrhunderten wurden Auen von ihren Gewässern durch Begradigungen und Eindeichungen abgeschnitten. Dies hat zur Folge, dass die Lebensräume der Auwiesen und -wälder immer schlechter mit Wasser versorgt werden und gleichzeitig umkehrt bei Hochwasser auch kein Wasser aufnehmen können. Heute sind nur noch 1 Prozent der Hartholzauwälder übrig.

Die Kräfte der Flüsse, die natürlicherweise flächenhaft auftreten, wirken nun in die Tiefe und graben sich immer tiefer in das Flussbett. Dadurch sinkt der Grundwasserspiegel ab. Verstärkt wird die prekäre Lage durch anhaltende Dürren in Folge der Klimakrise. Höhere Verdunstung, weniger Niederschläge insbesondere im Sommer und Extremereignisse setzten Auwäldern zu. Dabei gehören sie auch so schon zu den am stärksten gefährdeten Ökosystemen.

Um den mittel- bis langfristigen Anforderungen zur Anpassung an die Klimakrise gerecht zu werden, sind jedoch gerade intakte Auen wesentlich. Sie puffern die Auswirkungen der Klimakrise wie Häufung von Überflutungen (etwa bedingt durch Starkregenereignisse) und Niedrigwasserperioden, ab. Gleichzeitig tragen intakte Auen zur Regulierung des Klimas bei, haben eine hohe Biodiversität, sorgen für sauberes Trinkwasser und bieten uns Erholung und Inspiration.

Gewässer und ihre Auen sind artenreich und wertvoll und damit mit tropische Regenwäldern vergleichbar. Zwei Drittel der mitteleuropäischen Tier- und Pflanzenarten leben in Auen und Gewässern. Nicht nur Auenarten, darunter zahlreiche Insekten, sind von der Verschlechterung betroffen. Auch bei den Wildfischbeständen Europas wurden dramatische Einbrüche festgestellt. Auch sind überflutete Auwiesen wichtige Laichhabitate, heute liegen die einstigen Hechtwiesen aber weitgehend dauerhaft im Trockenen.

© C. Hildebrandt
© DUH
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Im Plötzkauer Auwald an der Saale in Sachsen-Anhalt sucht die DUH zusammen mit dem dortigen Naturpark und der Gemeinde nach Wegen für die Rettung des Plötzkauer Auenwaldes. Der Fluss wurde hier stark begradigt, mehrere noch sichtbare Altwässer sind vom Fluss abgetrennt. Das Wasser erreicht den angrenzenden Auwald nur noch bei großen Hochwässern, gefährdet dann aber auch zugleich die Siedlung. Deshalb begleiten wir mit zusätzlichen Untersuchungen und naturschutzfachlicher Beratung die Entwicklung eines Konzepts, das die Renaturierung des Auwald-Altarm-Komplexes ermöglicht und damit gleichzeitig den natürlichen Hochwasserschutz verbessert.

Kontakt

Copyright: © DUH/Erdmann

Sabrina Schulz
Stellvertretende Bereichsleiterin Naturschutz und Biologische Vielfalt
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