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Schluss mit Palmöl- und Soja-Importen auf Basis von Naturzerstörung und Menschenrechtsverletzungen!

Immer noch werden Regen- und Trockenwälder, Moore und Graslandschaften in Südamerika und Asien zerstört, um Palmöl- und Sojafuttermittel zu gewinnen, die auch in der hiesigen Massentierhaltung verfüttert werden. Dabei werden Ökosysteme vernichtet, Klimagase freigesetzt und unvergleichlicher Artenreichtum bedroht. Das DUH-Futtermittel-Radar fordert deshalb Unternehmen entlang der gesamten Lieferkette tierischer Erzeugnisse auf, ihre Ziele für die Sicherstellung nachhaltiger, entwaldungsfreier Futtermittel und den verstärkten Einsatz heimischer Futteralternativen aufzuzeigen.

Die Folgen für unser Klima, entlegene Ökosysteme und die Artenvielfalt sind verheerend, wenn Futtermittelimporte so fortgeführt werden wie bisher. Für Soja, aber auch Palmöl, werden immer noch artenreiche Landschaften in den Tropen zerstört, die Unmengen von Treibhausgasen speichern und damit für den Klimaschutz von zentraler Bedeutung sind. Auch wenn Palmöl ein kleiner Bestandteil von Futtermitteln ist, landen über die Menge des Futters jährlich rund 150.000 Tonnen Palmöl in den Ställen von Legehennen, Masthühnern, Kälbern und Schweinen.

Die Futtermittelindustrie hat damit den drittgrößten Anteil am deutschen Palmölverbrauch – nach dem Energie- und Lebensmittelsektor. Während Palmöl als Bestandteil von Lebensmitteln schon zu 90 % aus nachhaltig zertifiziertem Anbau bezogen wird, liegt der nachhaltige Anteil bei Palmöl in Futtermitteln erst bei 25 %. Bei Soja fällt der nachhaltige Anteil mit rund 22 % noch geringer aus.

Unser Ziel: 100 % zertifiziert nachhaltige Palmöl- und Sojafuttermittel

Das Beispiel Palmöl zeigt: Rund drei Viertel der Palmöl-Futtermittel stammen aktuell aus unsicheren, nicht-zertifizierten Quellen, bei denen gegen Rodungen von Primärwäldern und Verstößen von Umwelt- und Menschenrechten kaum oder gar nicht vorgegangen wird. Ein Umstieg auf 100 % zertifiziert entwaldungsfreie Ware ist jedoch dringend erforderlich – als Zwischenschritt und „Erste-Hilfe“-Maßnahme auf dem Weg zum Einsatz alternativer, heimischer Futtermittel. Im zertifiziert nachhaltigen Ölpalmenanbau sind…

  • neue Rodungen wertvoller Wälder und anderer wichtiger Ökosysteme verboten; das Palmöl stammt so weitestgehend von bereits existierenden Landwirtschaftsflächen oder degradierten Flächen
  • Mindestvorgaben zum umwelt- und sozialverträglichen Anbau vorausgesetzt, bei dem grundlegende Menschenrechte und umweltschonende Anbaupraktiken eingehalten werden müssen.

Das DUH-Futtermittel-Radar

© ArtistGNDphotography/iStock

Das DUH-Futtermittel-Radar soll für mehr Klarheit sorgen, ob Unternehmen, die von Verarbeitung und Handel der Futtermittel und tierischen Erzeugnissen profitieren, Verantwortung übernehmen und Palmöl und Soja fortan nur noch zertifiziert beziehen sowie vermehrt heimische Rohstoffe einsetzen. Die DUH fordert Selbstverpflichtungen mit klaren Zielvorgaben zum Einsatz 100 % zertifiziert nachhaltiger Palmöl- und Sojafuttermittel von allen Unternehmen entlang der Lieferkette tierischer Erzeugnisse: Von der Futtermittelproduktion, über die Fleischverarbeitung und Molkerei, bis hin zu Eigenmarken im Groß- und Einzelhandel und Schnellrestaurants. Denn gesetzliche Vorgaben zum Import ausschließlich zertifizierter Ware fehlen bislang noch.

Da die industrielle Tierproduktion von den Sojafuttermitteln massiv abhängig ist, sind hier gegebenenfalls Zwischenschritte beim Umstieg auf zertifizierte Alternativen oder heimisch produzierte Eiweiße wie Ackerbohne, Erbse und Lupine erforderlich. Bei Palmöl eröffnen sich jedoch zwei Sofortmaßnahmen: Palmöl kann durch heimische Öle wie z.B. Raps- oder Sonnenblumenöl ersetzt oder zumindest aus zertifiziert nachhaltigem Anbau bezogen werden.

Alle Akteure müssen an einem Strang ziehen

Bisher scheuten die Futtermittelproduzenten die mit der Umstellung auf zertifiziertes Palmöl verbundenen Mehrkosten, solange die Tierhalter*innen als ihre direkten Abnehmer nicht die notwendige Unterstützung von Verarbeitung und Handel erhalten. Dabei dürften die Mehrkosten für zertifiziertes Palmöl in der Tierhaltung relativ gering sein, wie Beispielrechnungen der DUH ergeben: Aufpreise betragen schätzungsweise 0,02 bis 0,6 Cent pro Liter Milch, Zehnerpackung Eier oder pro Masthuhn. Klar ist, dass die Landwirt*innen nicht auf den Kosten sitzen bleiben dürfen.

Der von der DUH im November 2020 durchgeführte „Runde Tisch für nachhaltiges Palmöl in Futtermitteln“ hat für neue Bewegung gesorgt: Der Verband Deutsche Tiernahrung signalisierte, dass die Futtermittelindustrie bereit sei, ausschließlich Palmöl aus sicheren, nachhaltigen Quellen zu beziehen, insofern der Rest der Lieferkette dies klar unterstütze und den Mehraufwand mittrüge. Daher sind nun gemeinsame Anstrengungen gefragt – durch Selbstverpflichtungen der Akteure auf allen Ebenen der Verarbeitung und des Handels. 

Rund 80 % des Palmöls im Futtermittelsektor landen in der Mastgeflügel- und Legehennenhaltung. Auf künstliche Kälbermilch entfallen 10 %, auf Schweinefutter 8 % der Palmöl-Futtermittel. 2 % des Palmöls wird an sonstige Nutztiere verfüttert (Meo Carbon Solutions, 2018). Der nachhaltige Anteil bei Palmöl-Futtermitteln liegt insgesamt bei rund 25 %.

Bei den Soja-Futtermitteln wird der größte Anteil mit 34 % in der Mastgeflügelhaltung eingesetzt, gefolgt von 27 % für die Schweinehaltung, 23 % für die Milchviehhaltung und 11 % in der Legehennenhaltung (Schätzungen auf Basis von Eurostat, 2020; FEFAC, 2019; Hoste, R., 2016). Der nachhaltige Anteil bei Soja-Futtermitteln liegt insgesamt bei rund 22 %.

Zertifizierungen für nachhaltigen Anbau nach Mindestanforderungen (z.B. RSPO) machen Vorgaben zu umwelt- und sozialverträglicheren Anbaupraktiken und prüfen deren Einhaltung vor Ort. Sie legen den Grundstein für die Einhaltung strengerer Standards, die zu fairen Arbeits- und Lebensbedingungen von Millionen von Kleinbäuer*innen und Plantagenarbeiter*innen beitragen können. Zudem unterstützen sie Unternehmen bei einer vollständigen Rückverfolgung des Palmöls bis zu den Ursprungsplantagen. Dennoch besteht bei den Zertifizierungssystemen im Allgemeinen noch erheblicher Nachbesserungsbedarf bezüglich der Einhaltung der Vorgaben vor Ort. Jedoch sind Unternehmen im Sinne ihrer umwelt- und menschenrechtlichen Sorgfaltspflicht auch dazu angehalten, Missstände selbst zu identifizieren und durch eigene Maßnahmen gegen diese anzugehen.

Der Bezug von ausschließlich zertifiziertem Palmöl und Soja sollte als erster Schritt betrachtet werden – als eine „Erste-Hilfe“-Sofortmaßnahme. Die immer wieder bekannt werdenden Mängel und Verstöße in der Umsetzung der Zertifizierung vor Ort machen deutlich, dass Unternehmen eigene Maßnahmen im Sinne einer unternehmerischen Sorgfaltspflicht einführen müssen. Es reicht nicht aus, sich darauf zu verlassen, dass Warenlieferungen mit Zertifizierungen gekennzeichnet und Bestimmungen eingehalten werden. Unternehmen müssen ihre Lieferanten in den Anbaugebieten kennen, Risiken von Menschenrechtsverletzungen und Umweltzerstörung ermitteln, Beschwerdesysteme einrichten, die Situation vor Ort prüfen und, wo nötig, Verbesserungsmaßnahmen einleiten. Wirksamere Zertifizierungen könnten Unternehmen allerdings dabei unterstützen, effektiver mit ihren Lieferanten zusammenzuarbeiten. Hier sind künftig viel strengere Qualitätsvorgaben für glaubwürdige Zertifizierungssysteme gefragt.

Abgesehen von zertifiziert entwaldungsfreien Rohstoff-Lieferketten und unternehmerischen Sorgfaltspflichten entlang von Lieferketten braucht es zwingend weitere politische Vorstöße, um die Zerstörung wertvoller Ökosysteme auch außerhalb unserer Lieferketten zu bekämpfen. Dies ist auch für den Schutz der vom Aussterben bedrohten Tierarten, wie den Orang-Utan, unabdingbar.

So braucht es zur Eindämmung der Regenwaldabholzung entlang des Äquators ein ganzes Bündel an Strategien und Maßnahmen: Dazu zählt beispielsweise eine Lösung zur gemeinsamen Finanzierung von Regenwaldschutzgebieten, ein Stopp der Expansion landwirtschaftlicher Flächen in Waldgebiete mittels einer konsequenten Umsetzung des Waldschutzes durch die Regierungen der Tropenländer sowie eine Förderung alternativer Einkommensmöglichkeiten.

Wichtig wären außerdem strenge Vorgaben für nachhaltige, entwaldungsfreie Importe und Handelsabkommen, die an den Erhalt wichtiger Ökosysteme geknüpft sind. Nicht zuletzt mangelt es auch an gesetzlicher Regulierung für einen verantwortungsvollen Finanzsektor, um diesen an Geschäften auf Basis der Zerstörung wertvoller Ökosysteme zu hindern.

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