Ein blaues Netz für den Artenschutz
Flüsse bilden weit verzweigte Netze, die von den kleinsten Quellbächen bis zu den großen Flussmündungen an der Küste reichen. In Zeiten der Klimaerwärmung und des Artensterbens bergen diese linearen Ökosysteme eine große Chance für die biologische Vielfalt. Zwei Drittel aller in Mitteleuropa heimischen Tier- und Pflanzenarten kommen in Flüssen und Auen vor. Viele sind gefährdet oder gar vom Aussterben bedroht.
Allein bei den Süßwasserfischen sind 28 von 89 Arten im Bestand gefährdet oder extrem selten, zehn weitere Arten gelten bereits als ausgestorben. Der Fischotter steht in manchen Bundesländern auch noch in dieser Spalte. Sein Comeback u. a. in Sachsen-Anhalt, Thüringen und wohl auch bald in Nordrhein-Westfalen und Hessen zeigt: Es gibt die Chance für eine Trendwende.
An den Flüssen kann sie verwirklicht werden. Mit ihrer Dynamik, mit dem lebendigen Zusammenspiel von Wasser und Land formen sie unzählige Lebensräume. Manche davon sind nur für hartgesottene Spezialisten bewohnbar. Vögel etwa, die auf blanken Schotterbänken nisten, wie der Flussregenpfeiffer, oder Fische wie der Schlammpeitzger, die eingegraben im Schlamm auf das nächste Hochwasser warten.
Noch besteht die Chance, dass solche einfallsreichen Flussbewohner zurückkehren, wenn wir ihre Nischen in der Flusslandschaft wieder zulassen und die Vernetzungsfunktion der Flüsse wieder stärken. Wenn Flüsse als Lebensraumkorridore die Mittelgebirge mit der Küste verbinden, können verschwundene Arten wieder einwandern. Seltene Tiere können zueinander finden und sich wieder vermehren. Von der Klimaerwärmung bedrohte Arten können neue Lebensräume erreichen.
Doch Flüsse wurden über Jahrhunderte gravierend verändert. Heute sind ihre Läufe begradigt, ihre Ufer befestigt, die Auen entwässert und eingedeicht. Der Wasserstand wird mit Wehren reguliert und die Wasserkraft in Turbinen gelenkt. So wurde viel gewonnen: Ackerland und Siedlungsfläche, Kühlwasser und Energie. Zugleich gingen viele Funktionen der Flüsse verloren: die Artenvielfalt, die Versorgung mit Nahrung und Trinkwasser, die natürliche Hochwasser-Regulation. Und allen Gesetzen zum Trotz gibt es noch immer Pläne, die Situation nicht besser, sondern schlechter zu machen: die Fahrrinnen von Weser und Elbe zu vertiefen, das Zwischenoderland einzudeichen oder die Werra weiter mit Kalilauge zu versalzen.
Deshalb setzen wir uns entschieden für eine Trendwende an den Flüssen ein. Die Deutsche Umwelthilfe...
- bringt die Renaturierung von Flüssen voran
- schafft Wanderkorridore für Fischotter, Biber und andere Arten
- kämpft für mehr Überflutungsraum und naturnahe Auen
- verbreitet gelungene Beispiele unter Fachleuten zur Nachahmung und
- gewinnt die Bevölkerung für das Blaue Netz
Jedes Jahr werden viele Biber, Fischotter, Nerze und andere tierische Wanderer entlang der Flüsse und Bäche beim Versuch Straßen zu queren überfahren. Gerade Raubtiere wie der Fischotter sind unverzichtbar für ein stabiles ökologisches Gleichgewicht - deshalb müssen wir ihre Rückkehr unbedingt unterstützen. Bitte unterstützen Sie unsere Arbeit!
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Sabrina Schulz
Stellvertretende Bereichsleiterin Naturschutz und Biologische Vielfalt
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