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Den Fischen in den europäischen Meeren geht es schlecht, denn viele Fischpopulationen sind überfischt. Sind unsere Fische bedroht, ist auch die Gesundheit der Meere massiv bedroht. Wir brauchen gesunde Meere, um die Erderwärmung aufzuhalten. Die Politik tut zu wenig für eine nachhaltige Fischerei! Gerade vor dem Hintergrund der Klima- und Biodiversitätskrise muss der Überfischung endlich ein Ende gesetzt werden. Dieses Jahr ist entscheidend für unsere Meere und unsere Fische. Die Deutsche Umwelthilfe kämpft gemeinsam mit anderen Organisationen dafür, dass sich in der EU und in Deutschland etwas bewegt. 

Der fortschreitende Klimawandel bedroht auch unsere Meere!

Die Meere bedecken 70 Prozent der Erdoberfläche und produzieren die Hälfte des Sauerstoffes, den wir atmen. Sie sind ein entscheidender Akteur im weltweiten Klimageschehen und somit enorm wichtig im Kampf gegen die Auswirkungen der Klimakrise. Weltweit haben unsere Meere in den letzten 50 Jahren 30 Prozent des Kohlenstoffdioxids aus der Luft aufgenommen und 90 Prozent der Wärme absorbiert, die aus dem menschengemachten Klimawandel resultierte. Um eine solche Leistung weiter erbringen zu können, müssten die Meere gesund und im Gleichgewicht sein. Der fortschreitende Klimawandel verändert auch unsere Meere. Sie werden wärmer, saurer, sauerstoff- und salzärmer. Zusätzliche Stressfaktoren wie Verschmutzung und Überfischung verschärfen die Lage enorm. Zerstörerische Fischereipraktiken haben den größten negativen Einfluss auf unsere Meeresökosysteme. Zusammen mit den Auswirkungen der Klimakrise hat das enorme Konsequenzen für unsere Meere.

Für den Klimaschutz: Überfischung beenden!

Schon heute können wir in den Meeren die Auswirkungen der Klimakrise besonders deutlich sehen. Durch die fortschreitende Erwärmung weiten sich sogenannte Todeszonen – Meeresbecken ohne Sauerstoff und damit ohne höheres Leben – in der Ostsee aus. In der Nordsee wandern Fischpopulationen in nördlichere Meeresgebiete. Ein Ende der Überfischung ist eine Möglichkeit, schnell etwas für den Klimaschutz zu tun. Denn ein nachhaltiges Fischereimanagement trägt dazu bei, dass sich Fischpopulationen erholen, Meeresökosysteme sich regenerieren und widerstandsfähiger werden können. So haben sie eine Chance, sich an die verändernden Umweltbedingungen anzupassen. Denn nur intakte und gesunde Meeresökosysteme können dazu beitragen, dass unsere Meere und die Ozeane weiterhin die Folgen des Klimawandels abmildern.

Mit der jetzigen Bundesregierung haben sich neue Chancen für den aktiven Schutz der Meere und für ein Ende der Überfischung, der illegalen Fischrückwürfe und der Zerstörung der marinen Lebensräume eröffnet. Die  Bundesregierung und insbesondere Cem Özdemir, der Bundesminister für Landwirtschaft und Ernährung, müssen jetzt schnell und entschlossen handeln, um die Meere und damit auch die Biodiversität und das Klima zu schützen und sich für eine gerechte und umweltschonende Fischerei einzusetzen.  Die Bundesregierung muss ihrem Versprechen aus dem Koalitionsvertrag schnell Taten folgen lassen und die angekündigte Meeresoffensive sofort umsetzen. Sie darf die Versäumnisse ihrer Vorgänger nicht wiederholen. Um sicherzustellen, dass sich die Bundesregierung und der Bundesminister für Landwirtschaft und Ernährung an ihre Versprechen halten und um zu verdeutlichen, wie wichtig der Schutz der Meere ist, schreiben Sie jetzt eine E-Mail an Bundesminister Cem Özdemir

Überfischung in Nord- und Ostsee

Die EU-Fischereiminister*innen hatten sich durch die Gemeinsame Fischereipolitik (GFP) gesetzlich dazu verpflichtet bereits bis spätestens 2020 die Überfischung in den europäischen Meeren zu beenden. Diese Frist ist schon längst abgelaufen. In der Ostsee sind auf Grund der jahrzehntelangen Überfischung bereits vier von zehn Fischpopulationen kollabiert und diese sind nun für die Fischerei nicht mehr nutzbar. Auch in der Nordsee und im Atlantik sind zu viele Fangquoten nicht im Einklang mit den wissenschaftlichen Empfehlungen. Die Überfischung wird auch hier für zu viele Bestände fortgesetzt. Die EU-Mitgliedstaaten verstoßen mit der Fortführung der Überfischung gegen die rechtlich verbindliche Frist der GFP. Die Deutsche Umwelthilfe und die Initiative Our Fish kritisieren diese verantwortungslose Entscheidung und kämpfen weiter für ein Ende der Überfischung in Europa.

Die wissenschaftlichen Empfehlungen des Internationalen Rates für Meeresforschung (ICES) bilden den Auftakt im Prozess zur Festlegung der Fangquoten. Sie liefern die wissenschaftliche Grundlage für den Vorschlag der EU-Kommission und für die anschließenden Beratungen des EU-Ministerrates (Agrifish Council) über die zulässigen Gesamtfangmengen, die Total Allowable Catches (TAC), in der Nord- und Ostsee. Der Ministerrat legt die Fangmöglichkeiten für die Nord- und Ostsee auf seinen jährlichen Ministerratstreffen im Oktober bzw. Dezember fest. Diese Verhandlungen finden hinter verschlossenen Türen statt. Das macht es für die Öffentlichkeit beinahe unmöglich, nachzuvollziehen, welcher EU-Staat die Überfischung weiter vorantreibt. Die wissenschaftlichen Empfehlungen wurden bei der Festlegung der Fangquoten in der Vergangenheit oft überschritten.

© BalticSea2020

Als die reformierte GFP im Jahr 2014 in Kraft trat, waren die meisten kommerziell genutzten europäischen Fischbestände überfischt. Fanggrenzen wurden regelmäßig zu hoch angesetzt, sodass die Fischbestände sich nicht kontinuierlich wieder selbst regenerieren konnten. Viele Fische in den europäischen Gewässern, insbesondere aus gemischten Fischereien mit mehreren Arten, wurden ungewollt Teil des Fangs und anschließend tonnenweise tot oder sterbend über Bord geworfen. Auch viele Jungfische teilten dieses Schicksal, was dazu führte, dass sie nicht selbst für neuen Nachwuchs sorgen konnten.

Mit der Reform der GFP gab es Grund zur Hoffnung, dass die Fischerei nachhaltiger werden könnte. Eine Reihe neuer Regelungen traten in Kraft, die die Auswirkungen der Fischerei auf unsere Meeresumwelt minimieren sollten. Die GFP verpflichtet die Mitgliedstaaten, alle kommerziellen Fischbestände so zu bewirtschaften, dass der höchstmögliche Dauerertrag (maximum sustainable yield, MSY) für jeden einzelnen Bestand bis spätestens 2020 erreicht wird.

Außerdem wurde durch die sogenannte Anlandeverpflichtung das Rückwurfverbot eingeführt. Damit müssen alle Fische, für die eine Fangmengenbegrenzung oder eine Mindestgröße gilt, mit an Land gebracht werden. Das betrifft auch zu kleine Fische, die nicht auf unseren Tellern landen dürfen oder ungewollte, z. B. geschützte Arten. Diese werden mit an Land gebracht und werden auf die Fangquoten eines jeden Schiffes angerechnet. Sie dürfen nicht für den menschlichen Konsum verkauft werden, sondern werden zu Fischmehl oder -öl verarbeitet.

Der Wissenschafts-, Technik- und Wirtschaftsausschuss für Fischerei der EU (STECF) kommt zu dem Schluss, dass die Anlandeverpflichtung in den Mitgliedsstaaten nur unzureichend umgesetzt wird. Offiziell ist die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) für die Kontrollen dieser Verpflichtung zuständig. Jedoch werden nur rund 1 Prozent der Fangfahrten auf der Nord- und Ostsee tatsächlich von Kontrolleuren begutachtet. Viel zu wenig! Logbucheinträge der Beifangmengen weichen stark von den errechneten Beifangschätzungen der Wissenschaftler*innen ab. Offenbar reichen eine eigenverantwortliche Dokumentation der Fischerei und traditionelle Kontrollen auf See nicht aus.

Wo es keine Kontrollen gibt, gibt es auch keine Konsequenzen. Doch um vertrauenswürdig Bestandschätzungen der Fischbestände in Nord- und Ostsee abgeben zu können, benötigen Wissenschaftler*innen ausreichend unabhängige Daten zu den einzelnen Fischarten und ausreichend Wissen über deren Biologie. Denn eine verlässliche Einschätzung tatsächlicher Bestandsgrößen ist extrem wichtig, um nachhaltige Fangquoten festlegen zu können, damit die Fischbestände nicht weiter über ein erträgliches Maß hinaus befischt werden. 

  • Festlegung nachhaltiger Fangquoten basierend auf wissenschaftlichen Empfehlungen
  • Schaffung eines gerechten Quotensystems mit Vorteilen für Fischer*innen, die nachhaltig fischen und die Gesetze nachweislich befolgen
  • Unterstützung der Entwicklung selektiver Fanggeräte, damit marine Lebensräume und das Leben darin geschont werden
  • Vollständige Dokumentation aller Fischfänge, damit man endlich weiß, wie viel Fisch tatsächlich aus den Meeren geholt wird, um ein nachhaltiges Management der Fischbestände zu garantieren

Dies entspricht alles den Zielen der GFP, auf die sich alle EU-Mitgliedstaaten geeinigt haben. Nun müssen sie ihre selbstgesteckten Ziele endlich umsetzen!

Guter Fisch: Wie kann ich ihn erkennen?

Im Supermarkt scheint das Angebot an Fisch oft groß und ansprechend. Jedoch ist die Kennzeichnung zur Fangmethode und der Herkunft häufig schwierig zu erkennen und zu verstehen. Das kann die Kaufentscheidung kompliziert machen. Deswegen haben wir gemeinsam mit WWF, NABU, dem GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel und der Verbraucherzentrale anhand von drei Kriterien eine Positiv-Liste für Verbraucher: innen erstellt, die nicht auf Fisch verzichten und eine informierte Wahl treffen wollen. Mehr Informationen zu den Fischen sowie zu den Auswahlkriterien finden Sie hier auf der Website der Verbraucherzentrale: www.verbraucherzentrale-berlin.de/guter-fisch

Starke Aktionen gegen Überfischung:

Bei unserer Arbeit wurden wir in den vergangenen Jahren von vielen engagierten Menschen unterstützt. Für unsere Stoppt-Rückwürfe-Kampagne sprangen u.a. Politiker*innen und Vertreter*innen aus dem Einzelhandel für unseren Fisch ins Wasser.

Unterstützung kam auch von prominenten Schauspieler*innen mit einer bildstarken Aktion innerhalb der weltweiten Foto-Kampagne „Fishlove“: Benno Fürmann, Nina Hoss, Vicky Krieps, Christiane Paul, Katja Riemann und Tom Wlaschiha ließen sich nackt mit einem Fisch ablichten und protestieren so gemeinsam mit der DUH und Our Fish für eine nachhaltige Fischereipolitik.

© Fishlove / Olaf Becker
© Fishlove / Olaf Becker
© Fishlove / Olaf Becker
© Fishlove / Alan Gelati
© Fishlove / Alan Gelati
© Fishlove / Alan Gelati
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