Prozessgestaltung
Wer mitbestimmt und mitgestaltet, fühlt sich ernst genommen und wird sich für das Projekt einsetzen. Eine Schulhofumgestaltung ist ein Prozess, an dem viele Akteure beteiligt sind. Deshalb ist es wichtig, von Anfang an zu klären, wie weit Sie die Beteiligung ausgestalten möchten und was zu Ihrer Schule passt. Im Folgenden finden Sie eine kleine Auswahl an Methoden, die an unterschiedlichen Zeitpunkten des Prozesses angewendet werden können.
Zu Beginn: Die Schulhofbegehung
Am Anfang gilt es, sich einen genauen Überblick über den IST-Zustand des Geländes zu verschaffen. Drucken Sie sich dafür beispielsweise über das Geoportal ihres Bundeslandes einen maßstabsgetreuen Plan Ihres Schulgeländes aus. Auf dieser Grundlage können anschließend Fragen wie "Was gefällt uns gut?", "Was wollen wir behalten?" und "Was funktioniert im Alltag nicht?" diskutiert werden. Gehen Sie dafür mit den verschiedenen Interessengruppen (Schüler*innen, Lehrkräfte, Schulsozialarbeit, Hausmeister*innen, etc.) und dem Plan über das Gelände und zeichnen Sie die Anmerkungen ein. Für einen Überblick kann es außerdem helfen, den Schulhof grob in verschiedene Nutzungszonen einzuteilen. Aus diesen Erkenntnissen können Sie dann Ziele und Prioritäten ableiten und mit der Schulgemeinschaft und dem Schulträger rückkoppeln.
Wichtig: Vergessen Sie nicht, auch die baulichen und funktionellen Anforderungen wie Zufahrten, Brandschutz und Ver- und Entsorgung mit entsprechenden Expert*innen wie dem Schulträger, der Feuerwehr und dem Gebäudemanagement abzuklären.
Für die Planung: Das Dillinger Modell
Ideen und Wünsche können natürlich unkompliziert über Umfragen gesammelt werden. Eine aktivere und kreativere Methode für die gemeinsame Planung ist das Dillinger Modell.
Das Dillinger Modell wurde als Methode zur Planung von Natur-Erlebnis-Räumen entwickelt und lässt sich niedrigschwellig für einen großen Personenkreis einsetzen. Unter dem Motto „Denken mit den Händen“ werden kleine Modelle des Traumschulhofs in einem Schuhkarton gebastelt. Hierbei kommen vorrangig Naturmaterialien zum Einsatz, wie beispielsweise Holz, Filz und Ton. So entstehen kreative Entwürfe, die die Grundlage für weitere Planungen bilden können. In der Auswertung werden die einzelnen Elemente nach den folgenden vier Bedarfen geclustert: „Spiel und Bewegung“, „Naturerlebnis und Artenschutz“, „Ruhe und Kommunikation“ und „Kunst und Kreativität“.
Tipp: Egal welche Methode Sie für die Visionsphase nutzen - es empfiehlt sich, die Schüler*innen nicht danach zu fragen, was Sie auf dem Schulhof haben wollen. Fragen Sie stattdessen, was sie auf dem Schulhof erleben wollen und was benötigt wird, um dies möglich zu machen. Solche vermeintlichen Kleinigkeiten machen einen großen Unterschied!
Bei der Umsetzung: Die Mitmachbaustelle
Nicht nur in der Planungsphase ist die Beteiligung der Schulgemeinschaft wichtig, auch bei der Umsetzung sollte diese unbedingt mitgedacht werden. Hierfür bieten sich kleinere oder größere Mitmachbaustellen an. Diese können im Rahmen von Aktionstagen oder einer ganzen Bauwoche geplant werden – vielleicht sogar gemeinsam mit der Bau- oder Planungsleitung. Schüler*innen können auf diesem Weg gemeinsam mit der Lehrerschaft, Eltern und weiteren Unterstützenden gestalten, bauen und erleben, wie ihre Ideen auf dem Schulhof zur Wirklichkeit werden. Gerade die Kinder arbeiten bei Mitmachbaustellen mit viel Elan, Energie und Einsatzwillen. Gemeinsam Hand in Hand die eigenen Ideen umzusetzen, fördert die Selbstwirksamkeit der Kinder und Jugendlichen und das Miteinander auf Augenhöhe. Es stärkt den Zusammenhalt, die Identifikation mit dem Schulgelände und bleibt als prägendes Erlebnis in Erinnerung. Viele Schulen berichten im Anschluss über einen viel verantwortungsvolleren Umgang mit dem, was selbst geschaffen wurde.
Exkurs: Animal Aided Design (ADD)
Für alle, die bei der gemeinsamen Schulhofgestaltung Lust auf Perspektivenwechsel und spielerische Bildung haben, könnte das sogenannte Animal Aided Design (ADD) eine tolle Methode sein. Entwickelt wurde die Methode zur Förderung von Biodiversität im städtischen Raum und kann damit auch bei der Planung von Schulhöfen genutzt werden.
Beim ADD geht es darum, die Perspektive eines Tieres einzunehmen, welches in Zukunft auf dem Schulhof wohnen soll. Am Anfang steht also die Frage: »Welche Tiere sollen hier vorkommen und welche Tiere sind bereits Bewohner*innen des Schulhofs?«. Aus diesem Blickwinkel wird daraufhin überlegt, wie der Schulhof gestaltet werden kann, um einen geeigneten Lebensraum zu schaffen. Die Recherche von Nahrungsquellen, Schlafplätzen und Nistmöglichkeiten können Schüler*innen hervorragend übernehmen und ihre Ergebnisse beispielsweise in Form von Plakaten festhalten. Mithilfe dieser Methode kann den Schüler*innen sowie der ganzen Schulgemeinschaft spielerisch der Zusammenhang zwischen Bepflanzungen, den Ansprüchen bestimmter Tierarten und der Bedeutung von Artenvielfalt erlebbar gemacht werden. Vor allem mit dem Blick auf biodiversitätsfördernde Flächen auf dem Schulhof kann ein Animal Aided Design bei der Gestaltung große Vorteile mit sich bringen.