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Klimafreundliche und naturnahe Schulhöfe können ganz unterschiedlich aussehen. Je nach den räumlichen Gegebenheiten und Bedürfnissen der Schulgemeinschaft ist von Grünen Klassenzimmern, gemeinsamen Hochbeeten oder Wildblumenwiesen bis zum eigenen Schulwäldchen ist alles möglich. Den einen Plan, der für alle passt, gibt es demnach nicht. Trotzdem lässt sich die Schulhofgestaltung an vier grundlegenden Bausteinen ausrichten:
(1) Bodenschutz,
(2) Begrünung und Beschattung,
(3) Förderung von Biodiversität und
(4) Schaffung von Lernorten.

Das Konzept der NaturErlebnisRäume bettet diese Grundsteine in einen gesamtheitlichen Rahmen und verknüpft darüber hinaus wertvolle ökologische Funktionen mit pädagogischen Aspekten.

Wie selbstverständlich laufen wir jeden Tag auf ihm herum, werden uns der Bedeutung unseres Bodens im Alltag aber nur selten bewusst. Dabei erfüllt dieser wichtige Ökosystemdienstleistungen für den Menschen und die Natur: zum Beispiel beim Anbau von Lebens- und Futtermitteln, die Speicherung von Wasser sowie die Filterung von Schadstoffen. Böden sind außerdem ein wichtiges Element im natürlichen Klimaschutz, da sie CO2 aus der Atmosphäre aufnehmen und langfristig binden. Lokal kann ein gesunder Boden sogar das Mikroklima verbessern. Bodenschutz ist also auch Klimaschutz.

 
Durch großflächige Versiegelung mit Beton und Asphalt, wie man sie häufig auch auf Schulhöfen findet, werden diese Bodenfunktionen jedoch stark eingeschränkt. Das kann dazu führen, dass sich der Schulhof im Sommer extrem aufheizt oder Starkregen das Gelände überflutet. Die gute Nachricht: Viele dieser Versiegelungen sind überhaupt nicht notwendig und Schulhöfe können von ihrer Asphaltdecke befreit werden! Als alternative Befestigung können dann wasserdurchlässige Bodenbeläge eingesetzt werden, zum Beispiel Rindenmulch, Rasengittersteine oder eine wassergebundene Wegedecke. Wo nicht großflächig entsiegelt werden kann, können einzelne Inseln oder Flächen am Rand ein Kompromiss sein. 

Tipp:

© DUH

Feuerwehrzufahrten und die Ver- und Entsorgung werden schnell als Totschlagargumente gegen eine Entsiegelung genutzt. Sprechen Sie hier direkt mit den Verantwortlichen über die notwendigen Zufahrtswege. Oftmals nehmen Sie weniger Raum ein als gedacht.

Nach der Entsieglung gilt es, auf häufige Eingriffe zu verzichten, um die Flächenstruktur nicht unnötig zu (zer-)stören. Einfach mal das Laub liegen lassen, seltener mähen und natürlichen Dünger benutzen – das tut dem Boden richtig gut.

© DUH

Sind die Flächen erst einmal von Asphalt und Beton befreit, kann endlich erstes Leben einziehen. Vom (Hoch-)Beet über die Naschhecke bis zur Wildblumenwiese gibt es dafür zahlreiche Möglichkeiten. Bei der Pflanzenauswahl sollten jedoch immer Regionalität, Klimaresilienz und Standortfaktoren beachtet werden. Lassen Sie sich hierbei am besten von fachkundig beraten. Kleinere Flächen können aber auch hervorragend als Experimentierzonen genutzt und von Kindern in Eigenregie bepflanzt werden. In der Anfangsphase der Umgestaltung ist es jedoch ratsam, die neuen Pflanzen mit Absperrungen vor den Kinderfüßen zu bewahren, um ein gutes Anwachsen zu ermöglichen. Bei einem bepflanzen Hügel oder einer großen Wildblumenwiese bietet es sich an, von Anfang an klare Wege mit einzuplanen. So werden die Pflanzen geschützt und sind gleichzeitig aus der Nähe erlebbar.

Achtung!

Diese fünf Pflanzen sind sehr giftig und haben nichts auf dem Schulgelände zu suchen: Goldregen, Seidelbast, Pfaffenhütchen, Stechpalme und Riesenbärenklau.

Fassaden- und Dachbegrünung bieten ein großes Kühlungspotential, sind in der Praxis aber leider mit einigen Hürden verbunden: Nicht jedes Turnhallendach trägt beispielsweise die zusätzliche Last der Pflanzen. Rankgewächse an der Fassade können unter anderem zu Schwierigkeiten beim Brandschutz führen.

Tipp:

© DUH

Im Stadtgrün-Online-Tool vom Hessischen Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie finden sich hilfreiche Tipps und Leitfäden zu Bauwerksbegrünung und klimaresilienten Baumarten.

Um den Schulhof auch an Hitzetagen nutzen zu können, braucht es unbedingt beschattete Bereiche. Die Neupflanzung von Bäumen schafft hier aber erst mittel- bis langfristig Kühlungseffekte. Für Sitzbereiche oder Grüne Klassenzimmer können berankte Pergolen schneller weiterhelfen. Und sollte eine Entsiegelung nicht möglich sein, können auch Sonnensegel zur Beschattung eingesetzt werden.

Biodiversität beschreibt die Vielfalt allen Lebens – von der genetischen Vielfalt innerhalb einer Art über die Vielfalt der Arten bis hin zu der Vielfalt der Ökosysteme. Ein buntes Potpourri an Lebensformen, das auch für uns Menschen unverzichtbar ist. Mit dem massiven Rückgang der Biodiversität in den letzten Jahrzehnten, drohen wir jedoch diese Grundlage unserer Existenz zu verlieren. Umso wichtiger und schöner, dass wir uns alle am Artenschutz beteiligen können!

Auch Schulhöfe können einen wichtigen Beitrag leisten und Lebensraum für Tiere und Pflanzen bieten. Besonders wichtig ist es, Nahrungsangebote und Nist- bzw. Lebensräume zusammenzudenken. Das schönste Sandarium für Erdbienen wird unbewohnt bleiben, wenn die Tiere keine Nahrung in der Nähe finden. Mit der Natur als Vorbild sollte regional- und standortgerecht gepflanzt werden. Ganz besonders bei Wildblumensamenmischungen sollte auf diese Faktoren geachtet werden!

Tipp:

Möchte man bestimme Tierarten auf dem Schulhof einziehen lassen, empfiehlt sich die Methode des Animal-Aided-Designs. Mehr dazu unter Werkzeuge & Tools.

© DUH

Für einen möglichst biodiversen Schulhof kommt es außerdem auf Kleinräumigkeit und Strukturvielfalt an. Totholzhaufen, Trockenmauern und Heckenstreifen schaffen abwechslungsreiche Lebensräume für unterschiedliche Bedürfnisse. Und Nisthilfen für Bienen und Vögel lassen sich toll mit Kindern und Jugendlichen selbst herstellen.

Tipp:

Anleitungen zur Anfertigung von Nisthilfen, die wirklich helfen, finden sich beispielsweise bei Naturgarten e. V. oder beim NABU. Für das Anlegen von diversen Kleinststrukturen gibt es detaillierte Ausführungen in unseren Lesetipps.

© DUH

Wurden erst einmal Nahrungsangebote und Lebensräume für unterschiedlichste Arten geschaffen, dauert es nicht mehr lang bis neue tierische Mitbewohnende auf dem Schulhof zu entdecken sind. Der Schulhof wird somit zu einem Draußenklassenzimmer, das die Möglichkeit bietet, im Biologie- oder Sachkundeunterricht direkt am lebendigen Objekt zu Lernen. Dafür können zum Beispiel auch feste Lernstationen auf dem Gelände etabliert und markiert werden. Die Lerninhalte werden so greifbar und sind hautnah zu erleben. Auch bei Themenkomplexen wie Ernährung, Volumen- und Flächenberechnung oder auch Fremdsprachenerwerb lässt sich ein bunter, klimafreundlicher Schulhof hervorragend nutzen.

Das informelle Lernen - also das beiläufige Lernen etwa bei Naturbeobachtungen - macht sowohl bei Kindern als auch bei Erwachsenen den Großteil des Wissenszuwachses aus. Kinder und Jugendliche können durch durch den Prozess der Schulhofumgestaltung im Sinne einer Bildung für nachhaltige Entwicklung wichtige Kompetenzen erwerben, die für die Persönlichkeitsbildung essenziell sind. Kompetenzen wie vorrausschauend Denken und Handeln oder das Erkennen und Abwägen von Risiken, Gefahren und Unsicherheiten, können bereits während der Planungs- und Umsetzungsphase praktisch erprobt werden. Außerdem ermöglicht ein klimafreundlicher Schulhof Kindern und Jugendlichen, sich praktisch mit Themen wie Klimaschutz und Biodiversität auseinanderzusetzen.

Ein Trend, der sich nicht zuletzt in den Corona-Zeiten durchgesetzt hat, ist das Grüne Klassenzimmer. Der Vorteil des draußen Unterrichtens ist nicht nur die frische Luft, die konzentrationsfördernd ist, sondern auch das Aufbrechen des Frontalunterrichts. Es gibt unterschiedlichste, kreative Ideen für die Gestaltung von grünen Klassenzimmern. Beispiele finden sich in unserer Bildergalerie.

© DUH

Thüringen ist bisher das einzige Bundesland, in dem Schulgartenunterricht verpflichtend im Lehrplan steht. Und das, obwohl ein Schulgarten unglaublich viele Möglichkeiten zur fachlichen Einbindung in den Unterricht bietet.

Tipp:

Der Verein Acker e.V. ist deutschlandweit Vorreiter in der Umsetzung von Schulgärten und bietet ein vielseitiges Bildungsprogramm rund um das Thema Schulgarten und Lebensmittelverwertung an. Weitere Informationen zum Schulgarten finden sich außerdem in unseren Lesetipps.

NaturErlebnisRäume

© Birgit Helbig

Das Konzept der NaturErlebnisRäume ist in den 90ern von Naturgartenplanenden entwickelt worden. Es verbindet ökologische und pädagogische Aspekte von Spielräumen und stellt die naturnahe Gestaltung in den Fokus. Natur soll hierbei alltäglich und nebenbei erlebbar sein. Vielfältige Nutzungszonen auf dem Schulhof ermöglichen es Kindern und Jugendlichen, ganz individuell ihren Bedürfnissen nachzugehen. Konfliktpotentiale werden dadurch gesenkt und Lehrkräfte entlastet. Die vier Nutzungszonen eines NaturErlebnisRaums sind: (1) Naturerleben, (2) Spiel und Bewegung, (3) Ruhe und Kommunikation sowie (4) Kunst und Kreativität.

Die konkrete Ausgestaltung zeichnet sich durch einen minimalen Versiegelungsgrad, einheimische Wildpflanzen, hohe Biodiversität, natürliche Baumaterialien, organische Formen und eine abwechslungsreiche Geländemodellierung (Hügel, Senken, etc.) aus. Tipp: Weitere Informationen zu NaturErlebnisRäumen finden sich in den Lesetipps.

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