In Deutschland werden täglich etwa 52 Hektar Fläche als Siedlungs-, Gewerbe- und Verkehrsflächen neu ausgewiesen. Das entspricht 204 Quadratkilometer im Jahr oder einer Fläche der Stadt Hannover. Etwa die Hälfte der Siedlungs- und Verkehrsflächen ist versiegelt, sprich betoniert, gepflastert, verdichtet oder mit Tiefgaragen unterbaut. Die Folgen für die Umwelt, das Klima und die Gesundheit sind erheblich.
Die Sommer in Deutschland brechen seit Jahren immer neue Hitze-Rekorde. Mit Fortschreiten der Klimakrise werden extrem hohe Temperaturen zur Regel. Darauf sind die meisten Kommunen nicht ausreichend vorbereitet. Der erste Hitze-Check der Deutschen Umwelthilfe zeigte im Juli 2024: Der Großteil der Städte in Deutschland ist zu stark versiegelt und verfügt nicht über ausreichend kühlendes Grün, um die Menschen vor den gesundheitlichen Risiken der Hitze zu schützen.
Auch bei anderen Wetterextremen sind unversiegelte Böden und üppiges Grün wichtig, da sie zum Beispiel bei Starkregen Wasser aufnehmen und vor Überschwemmungen schützen. Trotzdem nimmt die Flächenversiegelung in Deutschland immer weiter zu.
Das bestehende Ziel der Bundesregierung, den Flächenverbrauch bis 2050 zu stoppen, ist mit Blick auf den fortschreitenden Klimawandel unzureichend. Mit den aktuell bestehenden Regelungen kann jedoch nicht mal dieses Ziel erreicht werden. Eine effektive Steuerung des Flächenfraß wird unter anderem durch uneinheitliche Datengrundlagen und Maßnahmen der Bundesländer behindert.
Eine Möglichkeit, wie Kommunen relativ einfach und ohne aufwändige und teure Klimaanalysen Versiegelung, Grünanteile und Klimakomfort bis in einzelne Quartiere hinein messen könnten, bietet die Auswertung von Satellitendaten. Auf diese Weise hat die Luftbild Umwelt Planung GmbH im Auftrag der Deutschen Umwelthilfe den Verlust wertvollen Grüns und die Zunahme der Versiegelung in deutschen Städten und Gemeinden im Zeitraum 2002 bis 2023 analysiert.
Auf einer solchen Basis ließen sich bundesweit einheitlich Versiegelungs- und Flächenverbrauchsbilanzen erstellen. Hier könnten dann gezielt kommunale Planungen ansetzen, um Klimaanpassungsmaßnahmen zu entwickeln.
Um den Flächenverbrauch endlich wirkungsvoll einzudämmen und die kommunale Anpassung an den Klimawandel voranzutreiben, fordert die Deutsche Umwelthilfe von der Bundesregierung, im Raumordnungsgesetz eine Obergrenze für Neuversiegelung festzulegen, die in der Flächenplanung von Bund, Ländern und Kommunen nicht überschritten werden darf. Außerdem braucht es ein einheitliches Instrument zur Messung und Dokumentation der tatsächlichen Versiegelung. Stadtquartiere und Kommunen müssen so entwickelt werden, dass die Menschen vor Hitze und Überschwemmungen geschützt sind. Damit Freiräume, Begrünung und andere Faktoren bereits bei der Planung mitbedacht werden, muss das Baugesetzbuch angepasst werden. Insbesondere in den Städten braucht es außerdem mehr Platz für Gewässer und Natur, die das Stadtklima stabilisieren helfen. Das Prinzip „Schwammstadt“ muss verpflichtend werden. Auch auf dem Land, wo besonders viel Fläche für Einfamilienhaussiedlungen und Gewerbeparks verloren geht, muss Um- vor Neubau priorisiert werden. Da ein Ende der Netto-Neuversiegelung bis 2050 nicht ausreicht, fordert die Deutsche Umwelthilfe die Bundesregierung außerdem auf, das Ziel auf 2035 vorzuziehen.
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Markus Zipf
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