Was ist CCS?
Carbon Capture and Storage (CCS) ist eine Technologie, die darauf abzielt, Kohlendioxid (CO2) abzufangen und in geologischen Formationen tief unter der Erde zu lagern, damit das CO? nicht in die Atmosphäre gelangt. Bei genauerem Hinsehen entpuppt sich CCS allerdings als Scheinlösung: Es ist weitgehend unerprobt, teuer und in den meisten Anwendungsfällen kein wirksamer Klimaschutz. Damit ist CCS eine riskante Ablenkung von der einzig wirklichen Lösung für die Klimakrise: Wir brauchen eine radikale Reduktion von CO2-Emissionen. Deshalb setzen wir uns für die sofortige Abkehr von fossilen Brennstoffen, die Förderung erneuerbarer Energien und Investitionen in Energieeffizienz ein.
CCS ist in der Theorie für verschiedene Anwendungen möglich; einerseits für Industrien, die ansonsten schwer zu dekarbonisieren sind, wie die Zement- und Kalkindustrie, anderseits auch für Bereiche wie dem Stromsektor, die man durchaus mit anderen Mitteln klimaneutral gestalten könnte. Besonders bei Kohle- und Gaskraftwerken erweist sich CCS als sehr problematisch, da die Technologie sehr teuer und ineffizient ist. Der Regulierungs- und Förderungsrahmen für CCS, der gerade in Deutschland geschaffen werden soll, zielt jedoch mitnichten nur auf unvermeidbare Restmengen aus der Zement- und Kalkindustrie ab. Für diese Bereiche allein, die nur einen Bruchteil deutscher Emissionen ausmachen, ist der Aufbau teurer CCS-Infrastruktur geplant. Dies ist wohl einer der Gründe, warum die Bundesregierung den Einsatz von CCS an Gaskraftwerken ermöglichen will. Ein Blick auf die geplanten Anwendungsbereiche zeigt, dass CCS kein Klimaschutz, sondern vor allem Rettungsanker für fossile Geschäftsmodelle ist. Das erklärt den Enthusiasmus, mit dem sich fossile Unternehmen weltweit auf CCS stürzen.
Es eilt!
Trotz großer Wissenslücken wird in Deutschland im Eiltempo der Rechtsrahmen für eine großskalierte CO2-Speicher- und Transportinfrastruktur geschaffen. Mit der Carbon Management Strategie und dem Kohlenstoffspeicherung- und Transportgesetz (KSpTG) soll die Einlagerung von CO2 in der ausschließlichen Wirtschaftszone (AWZ) der Nordsee ermöglicht werden. Dort soll das CO2 in salzwasserführende Grundwasserleitern in Sandsteinformationen, die in 800 bis 4.000 m Tiefe unter dem Meeresgrund der deutschen Nordsee liegen und größtenteils geologisch unerforscht sind, verpresst werden.
Dabei übersehen fossile Industrieakteure und die Bundesregierung absichtlich, dass CCS in großem Maßstab und über einen längeren Zeitraum unerprobt ist. Deutschland möchte das abgefangene CO2 tief unter der Nordsee deponieren. Bisher gibt es weltweit erst drei Offshore-CCS-Projekte – und bei allen sind unvorhergesehene Probleme aufgetreten und keines hat die angestrebten Abscheidungsraten bislang erreicht. Diese Erfahrungen schließen die kurzfristige technische und finanzielle Machbarkeit von CCS aus und stellen sie auch langfristig in Frage.
Meeresschutz ist gefährdet!
Die CCS-Pläne sind auch eine konkrete Gefahr für die Meeresumwelt. Die Nordsee ist bereits stark übernutzt und das Ökosystem befindet sich in keinem guten Zustand – das UNESCO Weltnaturerbe Wattenmeer ist in Gefahr! Der Bau und Betrieb von Pipelines und Injektionsplattformen würde die Industrialisierung dieses Naturraums weiter vorantreiben. Laute seismische Messungen zur Überwachung der Speicher gefährden empfindliche Meeressäuger wie Schweinswale und im Störfall könnten CO2-Leckagen am Meeresgrund lebende Organismen schädigen.
Wir setzen uns gegen die Scheinlösung CCS und für wirklichen Klimaschutz ein: Deutschland muss konsequent in den naturverträglichen Ausbau erneuerbarer Energien, Energieeffizienz und Kreislaufwirt¬schaft investieren und unsere Nordsee schützen. CCS muss auf die Anwendungsfälle begrenzt sein, in denen es keine Alternative gibt. Ansonsten ist es eine Scheinlösung!
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Deep Trouble: Risiken von Offshore-Carbon Capture and Storage (2024) |
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Nadine Bethge
Stellv. Leiterin Energie und Klimaschutz
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