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Wie Barbara Metz Greenwashing den Kampf ansagt

Montag, 27.05.2024

Mit dem Goldenen Geier setzt sich Barbara Metz, Bundesgeschäftsführerin der DUH, seit 2019 gegen Greenwashing und Verbraucher*innentäuschung durch Unternehmen ein. In diesem Interview verrät sie, was der Goldene Geier erreichen soll, wo ihr Greenwashing im Privaten begegnet und Näheres zu den Nominierten dieses Jahr.

© Stefan Schejok/DUH

Was ist das Besondere am Goldenen Geier? 

Wir sehen es als unsere Aufgabe, immer wieder auf Missstände, Greenwashing und Ambitionslosigkeit von Politik und Unternehmen hinzuweisen. Häufig tun wir das im Gerichtssaal oder in Form von Petitionen. Der Goldene Geier, den wir seit 2019 verleihen, ist in der Hinsicht aber einzigartig. Er ist nicht nur unsere einzige Kampagne mit einem eigenen Maskottchen mit hohem Wiedererkennungswert – quasi unsere Version der “Goldenen Himbeere” – sondern ermöglicht auch eine direkte, verbrauchernahe Auseinandersetzung mit Unternehmen, die es in der Form sonst nicht so bei uns gibt. Mit dem Geier bündeln wir die Beschwerden von Verbraucher*innen über die dreisten Greenwashing-Taktiken von Unternehmen und setzen sie ihnen vor die Nase – bei der Verleihung sogar wortwörtlich. Über die letzten Jahre haben wir es so geschafft, den Goldenen Geier als wichtigen Schmähpreis gegen Greenwashing zu etablieren, der viel Resonanz erzeugt – nicht nur bei Verbraucher*innen, die jedes Jahr mit großer Motivation unzählige Nominierungen einreichen und tausendfach abstimmen, sondern auch den Unternehmen.  

Warum ist Greenwashing ein Problem?  

Nachhaltigkeits-Versprechen sind mittlerweile kaum zu übersehen. Egal wo man hinschaut beim Einkaufen, sieht man „biologisch-abbaubare Kaffeekapseln“, Einweg-„Kreislaufflaschen“ und ähnliche Versprechen. „Grüne“ Produkte sind im Trend. Unternehmen scheinen sich damit dem anzupassen, was Verbraucher*innen wollen: Nachhaltigkeit als Kriterium wird beim Einkaufen immer wichtiger. Aber nur weil Nachhaltigkeit draufsteht, steckt sie noch lange nicht drin. Claims wie „umweltneutral“, „klimaneutral“, „nachhaltig“ oder „grün“ sind nicht geschützt. Dahinter verstecken sich leere Marketing-Versprechen und keine echten Bemühungen um nachhaltige Prozesse. Anstatt Produkte wirklich nachhaltig zu produzieren, wird das gute Gewissen der Käufer*innen missbraucht. Das ist vor allem eins: Verbraucher*innentäuschung! Und dazu untergräbt es das Vertrauen in tatsächlich nachhaltige Produkte.  

Wer waren die Gewinner der letzten Jahre? 

In den letzten Jahren haben unter anderem Shell für die Behauptung der CO2-Kompensation beim Tanken und McDonald's für seine dreiste Plakatkampagne zu angeblich nachhaltigem Einwegmüll die Negativauszeichnung erhalten. Den ersten Preis 2019 gewann Nestlé mit seiner Vittel-Einwegflasche.  

Können Sie uns mehr zu den Nominierten dieses Jahr verraten? 

Klar. Erst einmal hätten wir unseren alten Bekannten Nestlé, die dieses Jahr wegen ihrer Versprechen, “#UnterwegsNachBesser” zu sein, wieder zur Abstimmung standen. Von Besserung kann da kaum die Rede sein, weil sie weiterhin unzählige Tonnen Plastikmüll produzieren, unter anderem mit ihren Nespresso Einweg-Kaffeekapseln. Ein weiterer Anwärter auf den Goldenen Geier ist Capri-Sun. Sie haben es sich zum Ziel gesetzt, zum “nachhaltigsten Kindergetränk” der Welt zu werden – gleichzeitig füllen sie aber weiterhin ihre Getränke in diesen winzigen Einweg-Verpackungen ab, die die Umwelt hoffnungslos verschmutzen. Wo da die Nachhaltigkeit sein soll, kann ich bei bestem Willen nicht sehen. Dann hätten wir noch DHL GoGreen, die es sich auf die Fahne geschrieben haben, “klimaneutrale” Pakete zu verschicken – mit massiv CO2 emittierenden Flugzeugen. Und abschließend konnte auch noch für AVIA abgestimmt werden. Die bieten “CO2-kompensiertes Heizöl” an – ein besonders dreister Widerspruch, wenn man die desaströse CO2-Bilanz von Heizöl bedenkt. Als mein Team und ich das gesehen haben, konnten wir unseren Augen erst gar nicht trauen.  

Begegnet dir Greenwashing auch im Privaten? 

Ja, ständig sogar. Meine Kinder sind beispielsweise verrückt nach Capri-Sun, und fragen mich immer beim Einkaufen, ob ich ihnen die besorgen kann. Da muss ich leider dagegenhalten und kaufe ihnen stattdessen lieber was zum Trinken, das umweltfreundlicher verpackt ist.  

Wie genau läuft so eine Übergabe ab? Wie reagieren die Unternehmen darauf? 

Das ist jedes Jahr anders. Die Reaktionen der Unternehmen darauf, wenn wir mit dem Geier vor deren Türen auftauchen, fallen sehr unterschiedlich aus. In manchen Fällen hat nur ein Pförtner den Preis entgegengenommen, während wir draußen warten mussten, in anderen wurden wir im Anschluss noch zu einem kurzen Gespräch eingeladen. Ich bin auf jeden Fall gespannt, wie die Übergabe dieses Jahr aussehen wird!  

Für uns ist natürlich besonders wichtig, wie die Unternehmen mit unserer Forderung zum Stopp des Greenwashings umgehen. Dafür sind die Petitionen nach der Verleihung immer besonders wichtig. Denn sie zeigen den Unternehmen, wie viele Menschen ihre dreisten Werbelügen durchschaut haben. Mit dem Druck von 158.000 Verbraucher*innen haben wir es beispielsweise geschafft, dass Nestlé die Einweg-Marke Vittel in Deutschland und Österreich vom Markt nimmt. Das zeigt: Hartnäckig bleiben und Druck ausüben lohnt sich! 

Kannst du uns schon mehr zum Gewinner des Goldenen Geiers 2024 sagen? 

Leider kann ich noch nicht zu viel verraten, aber der Geier steht in den Startlöchern. Natürlich haben wir auch wieder eine groß angelegte Übergabe geplant. Auf unseren Social Media Kanälen kann man die Übergabe Mitte Juli sogar live verfolgen. Außerdem haben wir jetzt eingeführt, dass man das ganze Jahr über Vorschläge einreichen kann für den Geier. Insofern sind wir schon jetzt gespannt auf die Vorschläge der Verbraucher*innen! 

 



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