Nestlé erhält Goldenen Geier 2024
Der Goldene Geier 2024 für die dreisteste Umweltlüge geht an Nestlé Deutschland für seine scheinheilige Imagekampagne „#UnterwegsNachBesser“. Bei der Übergabe vor der Deutschlandzentrale in Frankfurt am Main nahm ein Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes den Schmähpreis von der DUH entgegen.
Mehr als 20.000 Verbraucherinnen und Verbraucher haben dieses Jahr online abgestimmt und sich für den Konzernriesen entschieden. Das Unternehmen wirbt damit, Plastik-Verpackungsmaterial einzusparen, hält aber an seinen kleinteiligen und besonders ressourcenverschwendenden Einweg-Verpackungen fest.
Zudem setzt Nestlé auf Scheinlösungen wie den Austausch von Plastik durch Papier, wodurch jedoch kein Gramm Müll weniger anfällt. Von 2021 auf 2022 konnte Nestlé Deutschland seine Verpackungsmenge von 145.000 Tonnen nicht reduzieren. Laut einer Untersuchung der „Break Free From Plastic-Bewegung“ belegt Nestlé weltweit Platz zwei bei in der Umwelt gefundenem Plastikmüll.
Anstatt Einwegmüll schönzureden, fordern wir von Nestlé den konsequenten Verzicht auf unnötige Verpackungen, den Einsatz von Mehrweg und intelligente Verpackungsgrößen. Nestlé wird damit bereits zum zweiten Mal mit dem Schmähpreis ausgezeichnet. Bereits 2019 erhielt der Konzern den Goldenen Geier für seine Einweg-Plastikflaschen der Marke Vittel, die mittlerweile nicht mehr auf dem deutschen Markt verkauft werden.
Hunderte Vorschläge von Bürgerinnen und Bürgern sind in diesem Jahr für den Goldenen Geier eingegangen. Nestlé hat die anschließende Abstimmung gewonnen (57 Prozent der Stimmen). Auf den weiteren Plätzen folgen:
Avia Heizöl mit 18 Prozent
CapriSun GmbH mit 17 Prozent
DHL GoGreen mit 8 Prozent
Weitere Informationen zu allen Nominierten 2024 findest du hier:
“#UnterwegsNachBesser”-Kampagne von Nestlé
Dreist, dreister, Nestlé: Mit Slogans wie “Wir finden Plastik okay: wenn’s weniger wird” gaukelt das Unternehmen in seiner aktuellen Kampagne unermüdlichen Einsatz für eine bessere Welt und Umweltengagement vor. Schlauer Schachzug von einem der weltweiten Hauptverursacher von Plastikmüll. Denn Nestlé produzierte im vergangenen Jahr laut eigenem Nachhaltigkeitsbericht fast 230 Milliarden Einwegverpackungen. Bestes Beispiel: Die allseits bekannten Kaffeekapseln von Nespresso. Wir fragen uns, ob Nestlé bei so vielen Einweg-Verpackungen, statt #UnterwegsNachBesser vielleicht doch eher eine Abkürzung über #UnterwegsNachGreenwashing im Sinn hat?
Mit der #UnterwegsNachBesser-Kampagne versucht Nestlé, sich in den Bereichen Verpackung, CO2-Emissionen, Kinderrechte und Wasser ein positives Image zu verschaffen. Es wird unter anderem damit geworben, dass Nestlé Plastik-Verpackungsmaterial einspart, indem beispielsweise die Smarties-Verpackung auf Papier umgestellt wurde. Der Effekt: Der Konzern suggeriert, er achte auf die Umwelt. Dabei fällt durch die Umstellung von Einweg-Plastik auf Einweg-Pappe kein Gramm weniger Müll an. Zudem gehört Nestlé laut Bffp Brand Audit nach wie vor zu den globalen Hauptverursachern von Plastikmüll und war im Jahr 2023 sogar auf Platz 2 des internationalen Rankings. Nach eigenen Angaben setzte das Unternehmen 2022 145.000 Tonnen Verpackungen in Deutschland ein. Bestes Beispiel für den Müllwahnsinn von Nestlé sind die Nespresso-Kaffeekapseln aus Aluminium.
Obwohl Kaffeekapseln rund 12-mal mehr Abfall erzeugen als Kaffee aus einer Großverpackung und ein unglaublich schlechtes Verhältnis von Füllmenge zum Materialeinsatz aufweisen, versucht das Unternehmen, sie mit zweifelhaften Recyclingversprechen grün anzustreichen: Denn Nestlé behauptet, dass die Nespresso-Kapseln bis zu 85 Prozent Recyclingmaterial enthalten. Ein so hoher Rezyklatanteil in den Kapseln ist praktisch nicht möglich. Denn: Kapseln, die über die dualen Systeme gesammelt und recycelt werden, können aufgrund technischer Restriktionen nicht wieder als Rezyklat in den Kaffeekapseln eingesetzt werden und finden sich stattdessen in anderen Produkten wie Leitern oder Transportboxen wieder. Die post-industrial-Rezyklate, also beispielsweise Stanzreste aus der Produktion, sind praktisch Neumaterial – so rechnet sich Nespresso umweltschädliche Einzelportionierungen schön! Nach Berechnungen der DUH verbrauchten die Deutschen 2022 insgesamt 3,3 Milliarden Kaffeekapseln. Also: Augen auf bei der Werbelüge, es ist nicht alles grün, was glänzt!
CO2-neutraler Versand mit DHL GoGreen
Einmal um die Welt jetten und das alles klimaneutral? DHL GoGreen macht’s möglich. Zugegeben: Dieser Service gilt nur für Briefe, Päckchen und Pakete, aber trotzdem: Totale Eskalation beim Onlineshopping mit anschließendem Retourenwahn wird so auch noch grüngewaschen – gar kein (Umwelt-)Problem also. Das gute Gefühl gibt‘s für Verbraucher*innen praktisch gratis obendrauf. Bei 6,3 Millionen verschickten Sendungen, die JEDEN TAG allein innerhalb Deutschlands transportiert werden, würde uns interessieren, wie DHL es schafft diese Menge an Pakete ohne klimaschädliche Auswirkungen zu verschicken? Oder handelt es sich bei den klimaneutralen Paketen etwa nur um dreistes Greenwashing?
“Seit 2011 transportieren wir mit GoGreen alle nationalen Päckchen und Pakete unserer DHL Privatkunden nachhaltig durch Investitionen in weltweite Klimaschutzprojekte und tragen damit zum Schutz der Umwelt bei. Seit Juli 2022 ist GoGreen auch automatisch bei internationalen Privatkunden-Sendungen inkludiert.” Das verspricht DHL auf ihrer Website und behauptet damit, dass ein “Ausgleich der beim Transport entstandenen CO2-Emissionen" stattfindet. Klar ist allerdings: Die auf der Webseite ausgewiesenen Kochofenprojekte in Ghana und Lesotho allein sind kein Allheilmittel. Denn Kochofenprojekte können den versprochenen Emissionsausgleich nicht gewährleisten, da unter anderem die angebliche Emissionseinsparung durch das Projekt nicht auf verlässlichen Daten über die tatsächliche Nutzung der Kochöfen durch die lokale Bevölkerung beruht. Also alles nur leere Worte?
Leider liefert DHL auch keine ausreichenden Informationen dazu, welche Emissionen überhaupt von der Kompensation berücksichtigt werden. Zum Teil fehlen auch weiterführende Informationen und Verlinkungen zu den Kompensationsprojekten. Doch seien wir mal ganz ehrlich: Ein Paket, das per LKW oder Flugzeug einmal quer durch die Republik reist, kann einfach nicht nachhaltig sein und hat immer schädliche Auswirkungen auf das Klima! Quelle Zitat: Die DHL Nachhaltigkeitsübersicht für Kunden
Capri-Sun von der Capri Sun GmbH
Auch Capri-Sun springt auf den Greenwashing-Zug auf und vermarktet seine große, grüne Zukunfts-Vision: “das nachhaltigste und leckerste Kindergetränk der Welt zu sein.“ Über Geschmack lässt sich ja bekanntlich streiten, aber beim Thema Nachhaltigkeit gibt es klare Regeln. Konkrete Pläne, wie das Unternehmen die rund 27.000 Tonnen Wegwerfmüll, die jährlich bei weltweit 6 Milliarden verkauften Trinktütchen zusammenkommen und oft in der Umwelt landen, vermeiden will – Fehlanzeige! Außerdem besteht der Trinkbeutel aus Neu- und nicht aus Recyclingmaterial. Wir bleiben also skeptisch: “Frei von künstlichen Aromen, Farb- und Koservierungsstoffen” – mag sein. Für uns schmeckt das alles vor allem nach dreister Umweltlüge!
Capri-Sun wirbt auf seiner Website damit, das nachhaltigste Kindergetränk der Welt werden zu wollen. Schwer zu glauben, denn immerhin setzt das Unternehmen weiterhin auf unbepfandete Einweg-Verpackungen, deren Inhalt häufig unterwegs konsumiert wird. So landen viele Trinkbeutel in der Umwelt oder in öffentlichen Mülleimern. Das hat zur Folge, dass sie in vielen Fällen nicht recycelt, sondern klimaschädlich verbrannt werden. Bleiben die Beutel in der Umwelt liegen, zerfallen sie zu Mikroplastik. Statt auf umweltfreundliche Mehrwegverpackungen zu setzen, bewirbt Capri-Sun auf der Webseite neue Plastik-Verschlusskappen oder die theoretische Recyclingfähigkeit der Trinkbeutel als Fortschritte in Sachen Nachhaltigkeit und Materialeinsparung. Dabei verschlechtern Plastikverschlüsse und Kappen grundsätzlich die Umweltbilanz des Trinkbeutels und sind bei den geringen Füllmengen komplett überflüssig.Zudem bedeutet die beworbene Recyclingfähigkeit der Trinkbeutel nicht, dass sie auch tatsächlich recycelt oder aus Recyclingmaterial hergestellt werden. Tatsächlich lässt Capri-Sun die Trinkbeutel aus Neuplastik fertigen.
Was uns ebenfalls aufhorchen lässt: Der Materialumstieg von Plastik auf Papier beim Strohhalm wird als Errungenschaft im Sinne der Umwelt verkauft. Was Capri Sun dabei auslässt: Erstens ist Papier nicht per se nachhaltiger als Plastik und zweitens setzt die Firma mit dem Umstieg im Jahr 2021 lediglich das gesetzlich vorgeschriebene Verbot von Plastikstrohhalmen um. Dass gesetzlicher Zwang als proaktiver Umweltschutz verkauft werden soll, geht uns gegen den Strich.
“CO2-kompensiertes Heizöl” von AVIA
Du fragst dich, wie AVIA klimaschädliches Heizöl grün zaubert? “Klimakompensationsprojekt” ist das Zauberwort. Echte Magie sucht man hier allerdings vergeblich! Für einen geringen Preisaufschlag scheinen bei Avia fossile Energien und der Einsatz für unser Klima Hand in Hand zu gehen. Wir sagen: Umweltlüge enttarne dich! Mit fossilen Energien grün zu heizen, geht nicht, egal ob irgendwo auf der Welt CO2 kompensiert wird. So zaubert man nur dreistes Greenwashing!
Hokus, Pokus, Klimakompensation – und schwupps wird aus einem eigentlich klimaschädlichen fossilen Heizöl direkt ein Umweltwunder? Leider nein! Doch immer wieder werben Unternehmen mit CO2-kompensierten oder CO2-neutralen Varianten ihrer Produkte. Wie das funktionieren soll? Für einen geringen Aufpreis können Verbraucherinnen und Verbraucher sich buchstäblich “freikaufen”. Das Beispiel Avia zeigt es deutlich: Geliefert wird immer noch klimaschädliches Heizöl, aber durch den Extraaufschlag finanzieren Verbraucher*innen ausgewählte “Kompensationsprojekte”. Schade nur, dass die ausgewählten Projekte von Avia gar nicht geeignet sind, um die tatsächlichen Emissionen auszugleichen.
Avia wirbt u.a. mit einem Aufforstungsprojekt in Uruguay, einem Waldschutzprojekt in Indonesien sowie Kochofenprojekten in Uganda und in der Mongolei. Doch die Waldprojekte können den versprochenen CO2-Ausgleich aber gar nicht gewährleisten, denn sie garantieren nicht, dass die Bäume im Projektgebiet so lange erhalten bleiben, wie das schädliche CO2 in der Atmosphäre wirkt. Das Aufforstungsprojekt in Uruguay hat eine Projektlaufzeit von 60 Jahren. Das Waldschutzprojekt in Indonesien soll lediglich 30 Jahre betrieben werden. Fossiler Kohlenstoff kann aber über Jahrtausende das Klima beeinträchtigen. Das Kompensationsversprechen mit Kochofenprojekten ist genauso untauglich, da unter anderem unklar ist, wie die Menschen die Öfen vor Ort konkret anwenden. Ob überhaupt Emissionen eingespart werden, lässt sich dadurch nicht sagen. Ein klarer Fall von Greenwashing, der Verbraucherinnen und Verbraucher an der Nase herumführt!