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Bioplastik bleibt Plastik!

Immer mehr Produkte tragen Aufdrucke wie „biologisch abbaubar“, „kompostierbar“ oder „aus nachwachsenden Rohstoffen“. Was die wenigsten wissen: Produkte aus sogenanntem Bioplastik sind meist genauso umweltschädlich wie herkömmliches Plastik. Und damit nicht genug: Sie bringen oft sogar neue Umweltprobleme mit sich. Wir klären über die tatsächlichen Umweltauswirkungen von Bioplastik auf, kämpfen gegen dreistes Greenwashing und setzen uns für wirklich umweltfreundliche Alternativen ein!

Mit dem Zusatz „Bio“ darf sich alles Plastik schmücken, das entweder abbaubar ist oder anteilig aus pflanzlichen Rohstoffen hergestellt wurde. Das heißt im Umkehrschluss: Bioplastik kann auch nicht-abbaubar sein oder aus fossilen Rohstoffen wie Erdöl bestehen. In jedem Fall gilt: Bioplastik bleibt Plastik. Deswegen ist höchste Vorsicht geboten mit Blick auf falsche Umweltversprechungen. Unser Faktencheck zeigt, wie umweltschädlich Bioplastik tatsächlich ist. 

 

Bioplastik belastet Klima und Umwelt

Ob abbaubar oder nicht – in der Gesamtbetrachtung zeigt sich meist kein Umweltvorteil für Bioplastik-Produkte im Vergleich zu herkömmlichen Plastikprodukten. Das geht schon bei den pflanzlichen Rohstoffen los. Diese stammen oft aus der konventionellen Landwirtschaft und sind damit alles andere als „Bio“: Es kommen Pestizide und chemische Dünger zum Einsatz, die die Umwelt massiv belasten – von den klimaschädlichen Treibhausgas-Emissionen durch die Produktion von Bioplastik ganz zu schweigen. Und auch die vielfach als vorteilhaft dargestellte „Kompostierbarkeit“ von Bioplastik hält einem Realitätscheck kaum stand. Die Bedingungen bei den Laborprüfungen der „Kompostierbarkeit“ sind nicht auf natürliche Umgebungen wie Wald und Meer übertragbar. Ein Abbau kann daher in der Natur ähnlich langsam ablaufen wie bei herkömmlichem Plastik.

© cartoonralph
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Bioplastik gehört nicht in die Biotonne!

Nach der Bioabfallverordnung ist es verboten, Bioplastik-Verpackungen über die Biotonne zu entsorgen – völlig zu Recht. Eine von der DUH durchgeführte Entsorger-Umfrage belegt, dass 95 Prozent der Kompostierungsanlagen in Deutschland Bioplastikprodukte nicht normgerecht kompostieren können und 80 Prozent diese als Störstoff bewerten. Häufig wird Bioplastik daher vor der Kompostierung aussortiert und verbrannt. Bei einem unvollständigen Abbau von Bioplastik bei der Kompostierung kann der Kompost mit Plastikpartikeln verunreinigt werden – daher sollte Bioplastik nicht nur von der Biotonne ferngehalten werden, sondern auch vom Heimkompost.

Die Probleme durch Plastikprodukte, die als „kompostierbar“ oder „biologisch abbaubar“ beworben werden, veranschaulichte die DUH 2022 in mit einem öffentlichen Kompostierungsversuch in einer repräsentativen Kompostierungsanlage. Es zeigte sich, dass die getesteten Produkte wie Kaffeekapseln, Wegwerfteller, Riegelverpackungen oder Einweg-Rasierer sich nur teilweise oder gar nicht zersetzten. Die DUH fordert, Werbung zur Kompostierbarkeit und Abbaubarkeit  von Bioplastikprodukten zu verbieten, damit diese nicht mehr fälschlicherweise in der Biotonne landen und den produzierten Kompost verunreinigen können.

Greenwashing mit Bioplastik

Obwohl sich ein Großteil der Umweltvorteile von Bioplastik bei näherer Betrachtung als nicht zutreffend erweist, halten sich Fehlinformationen zur Umweltfreundlichkeit von Bioplastik in der Bevölkerung hartnäckig. Eine von uns in Auftrag gegebene repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Kantar zeigt: Viele Verbraucherinnen und Verbraucher assoziieren Bioplastik mit Umweltfreundlichkeit, Recycling und Klimaschutz. Die Hälfte der Befragten würden Plastikverpackungen mit Aufdrucken wie „abbaubar“ oder „kompostierbar“ fälschlicherweise in der Biotonne entsorgen und ein Viertel würde sie sogar bedenkenlos in der Natur zurücklassen. Werbeversprechen zur biologischen Abbaubarkeit sind nicht nur irreführend, sondern können auch unmittelbar Natur und Umwelt schaden. In einem Produktecheck zeigte die DUH auf, welche Alltagsprodukte mit Werbeaussagen wie „kompostierbar“, „abbaubar“, „plastikfrei“ oder „klimafreundlich“ locken und warum diese Aussagen problematisch sind. Für die meisten Verpackungen und Produkte aus Bioplastik gibt es umweltfreundlichere Alternativen, wie z.B. einen reduzierten Verpackungseinsatz oder die Nutzung von Mehrwegsystemen.

Verbreitete Irrtümer zu Bioplastik (Zum Vergrößern Klicken)

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Bioplastik löst das Müllproblem nicht!

© Finke / DUH

Bioplastik-Verpackungen tragen nicht dazu bei, die Müllberge durch den viel zu hohen Verpackungskonsum zu reduzieren. Eher im Gegenteil – Denn Bioplastik kann bei Verbraucherinnen und Verbrauchern falsche Assoziationen auslösen und dazu führen, dass diese „mit gutem Gewissen“ sogar noch mehr Einwegverpackungen verbrauchen. Bioplastik-Verpackungen könnten durch falsch verstandene Aufdrucke wie „biologisch abbaubar“ sogar noch häufiger in der Natur landen als andere Verpackungen. Fakt ist: Einwegverpackungen und kurzlebige Produkte sind umweltschädlich – egal aus welchem Material. Die Lösung für das Abfallproblem besteht darin, Abfälle zu vermeiden, Mehrwegverpackungen so häufig wie möglich wiederzuverwenden und Verpackungen aus recycelten Materialien herzustellen und im Kreislauf zu halten.

Ob Bio oder nicht: Wir kämpfen gegen die Plastikflut

Wir kämpfen für die Vermeidung von unnötigem Plastikmüll und das Angebot wirklich umweltfreundlicher Alternativen, wie zum Beispiel Mehrwegverpackungen. Dabei decken wir auch Umweltlügen und Täuschungsmanöver der einwegorientierten Verpackungsindustrie auf - natürlich auch zu Bioplastik-Verpackungen, von abbaubaren Kaffeekapseln über To-Go-Becher bis hin zu biobasierten Plastiktüten. Wir setzen uns gegen irreführende Werbung ein und konnten bereits zahlreiche Greenwashing-Versuche der Einwegindustrie stoppen. So zum Beispiel beim Activia-Joghurtbecher von Danone, den Bioplastiktüten von Aldi und Rewe oder Einwegbechern in Fußballstadien.

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Bereichsleiter Kreislaufwirtschaft
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