Falsche Entsorgung von Arzneimitteln
Rund 43 Prozent der Deutschen entsorgen zumindest gelegentlich flüssige Arzneimittel in der Toilette oder dem Waschbecken. Bei Tabletten nutzen rund 15 Prozent gelegentlich die Toilette zur Entsorgung - ein in höchstem Maße besorgniserregender Zustand. Viele Verbraucher sind sich nicht darüber bewusst, dass die Wirksubstanzen über das Abwasser den Weg in den Wasserkreislauf finden und negative Folgen haben können.
Mehr Medikamente, größere Verpackungen und Resistenzen
Das Problem im Abwasser entsorgter Medikamente wird immer größer, weil immer mehr Medikamente zugelassen, die Medikamentenpackungen im größer, die Menschen immer älter und immer unbesorgter Medikamente konsumiert werden. Allein auf dem deutschen Arzneimittelmarkt sind etwa 3.000 Wirkstoffe verfügbar. Für den Menschen bislang nachgewiesene Langzeitrisiken durch die Belastung der Gewässer mit Arzneimittelwirkstoffen, sind Antibiotikaresistenzen. So ist eine ansteigende Resistenz gegen Antibiotika für den Tuberkulose Erreger oder Salmonellen feststellbar. Wenn krankheitsverursachende Erreger eine derartige Robustheit entwickeln, können die hervorgerufenen Krankheiten im schlimmsten Fall nicht mit mehr mit Antibiotika therapiert werden.
Bundesweites Rücknahmesystem für Altmedikamente nötig!
Arzneimittel sind unverzichtbar für einen hohen Lebensstandard und letztlich eine hohe Lebenserwartung. Falsch entsorgt gefährden sie jedoch zunehmend die Umwelt. Das belegen schon seit den frühen 1990er Jahren zahlreiche Forschungsergebnisse. Deshalb fordert die Deutsche Umwelthilfe die Einführung eines bundesweit einheitlichen Medikamenten-Sammelsystems in Apotheken. Die Kosten für das Sammel- und Entsorgungssystem sollen die Arzneimittelhersteller tragen. Dieses sogenannte Prinzip der Produktverantwortung wird in verschiedenen Bereichen der Umweltpolitik seit vielen Jahren angewandt.
Im Übrigen ist Deutschland zur Einführung eines flächendeckenden und bundeseinheitlichen Sammelsystems für Medikamente verpflichtet. Die europäische Richtlinie 2004/27/EG (Artikel 127B) fordert die Einrichtung geeigneter Sammelsysteme für abgelaufene oder ungenutzte Medikamente.
Rücknahmesysteme in Spanien, Frankreich und Portugal
Andere EU-Länder zeigen wie es geht: in Spanien gibt es seit 2001 die Organisation Sigre, die für die Sammlung und Verwertung von Altmedikamenten verantwortlich ist. Finanziert wird das Rücknahmesystem durch den Apothekerverband, den Verband der pharmazeutischen Hersteller und den Dachverband der Pharmagroßhändler – also allen, die an Medikamenten auch verdienen. Ähnliche Sammelsysteme gibt es auch in Frankreich und Portugal.
Forderungen der DUH zur Verringerung von Medikamenten im Wasser:
- "Grüne Medikamente": Entwicklung von zielgenaueren und biologisch abbaubaren Arzneimitteln sowie Entsorgungshinweise auf Arzneimittelverpackungen
- Zulassung und Überwachung: Berücksichtigung der Umweltverträglichkeit als Zulassungskriterium bei Medikamenten sowie eine restriktive Handhabung der Rezeptfreigabe
- Nachhaltige Verschreibungspraxis und passgenaue Packungsgrößen
- Sachgerechte Entsorgung von Medikamenten: verpflichtende Einführung eines bundesweiten und verpflichtenden Rücknahmesystems in Apotheken.
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Hintergrundpapier Altmedikamente |
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Thomas Fischer
Bereichsleiter Kreislaufwirtschaft
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