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Interview mit den Panelrettern

Freitag, 19.07.2024
© Panelretter

Wie kam die Idee zur Gründung von Panelretter zustande und was macht Panelretter eigentlich genau?

Bei der Entsorgung einer Solaranlage stellte Chris, einer unserer Gründer, fest, dass viele der entsorgten Module noch voll funktionsfähig waren. Schnell haben wir entdeckt, dass jedes Jahr sehr viele Panels entsorgt werden, obwohl sie noch jahrzehntelang grünen Strom produzieren könnten.
Um diese Verschwendung wertvoller Ressourcen zu beenden, entschlossen wir uns, Panelretter zu gründen. Unser Hauptziel ist es, Solarmodule, die sonst verschrottet würden, aufzubereiten und wieder nutzbar zu machen – aktuell in erster Linie für Balkonkraftwerke. Durch dieses Refurbishing verlängern wir nicht nur die Lebensdauer der Module, sondern tragen auch aktiv zur Reduktion von Elektroschrott bei.

Unser Engagement geht allerdings über den bloßen Verkauf von Produkten hinaus; es umfasst auch Aufklärung und die Förderung eines nachhaltigeren Lebensstils. Wir sind überzeugt, dass unser Ansatz nicht nur die Umwelt schont, sondern auch zu einem tiefgreifenden sozialen Wandel hin zu bewussterem Konsum und nachhaltigeren Wirtschaftsformen beiträgt.

Wie ist die Leistungsfähigkeit eurer Module? Gibt es Unterschiede im Vergleich zu neuen Balkonkraftwerken?

Wir bieten zwei Hauptsegmente von Solarmodulen an:

  1. Gebrauchte Module aus großen Solarparks: Diese Module sind ein großartiges Beispiel dafür, wie robust und langlebig Solartechnologie sein kann. Unsere Balkonkraftwerke bieten die gleiche Leistungsfähigkeit wie moderne Anlagen, allerdings bei geringerer Leistung pro Modul. Das bedeutet, dass wir bei unseren Balkonkraftwerken mehr Module anbieten, um die gleiche Energieleistung zu erzielen, die man von neueren Modellen erwarten könnte. Dafür sind die Einzelmodule bei uns aber auch günstiger. Für diejenigen, die genügend Platz haben, stellt dies eine effektive Möglichkeit dar, nachhaltig Energie zu erzeugen, ohne dabei auf Leistung verzichten zu müssen.
  2. Module, die wie neu sind, aber nie im Einsatz waren: Diese Module sind praktisch identisch mit brandneuen Modulen. Sie sind aufgrund verschiedener Umstände wie kleine Makel, Transportschäden oder im Rahmen von Lagerräumungen zu uns gekommen, obwohl sie technisch einwandfrei funktionieren.

Sind alle eure Balkonkraftwerk-Komponenten Second-Life-Produkte?

Wir bemühen uns, so viele Komponenten wie möglich nachhaltig zu gestalten. Neben den Solarmodulen ist auch der Wechselrichter in unseren Sets wiederaufbereitet. Bei Verpackungs- und Füllmaterialien haben wir den Unperfekt-Karton ins Leben gerufen. Dafür sammeln wir Material bei lokalen Handwerksbetrieben ein und nutzen es für unseren Versand. Aber nicht alle Komponenten sind wiederaufbereitet. Vor allem die Halterungen und Kabel sind es nicht. Aber auch hier versuchen wir laufend, nachhaltiger zu werden.

Wie alt sind eure Solarpaneele im Durchschnitt?


Die älteren Panels aus Solarparks wurden aufgrund von Repowering-Maßnahmen ausgebaut. Sie sind meist zwischen 8-10 Jahren alt. Die neuen Panels stammen aus unterschiedlichen Quellen. Lagerräumungen, Transportschäden und Rücksendungen sind da nur einige. Es ist oft leider so, dass bei einem Transportschaden gleich die ganze Palette mit 30 Modulen weggeschmissen wird – obwohl viele dieser Module nicht einmal Beschädigungen aufweisen.

Warum sollten wir Solarmodule wiederverwenden, anstatt sie einfach zu recyceln?

Das Recycling von Solarmodulen ist zwar technisch möglich, aber nicht einfach. Solarmodule bestehen aus verschiedenen Materialien wie Glas, Kunststoffen, Silizium, Metallen und manchmal auch wertvollen seltenen Elementen. Die Trennung dieser Materialien ist oft komplex, kostenintensiv und man kann einige wertvolle Materialien nicht vollständig bzw. in der ursprünglichen Reinheit zurückgewinnen. Recyclingprozesse sind außerdem energieintensiv und können ihrerseits Umweltbelastungen verursachen. Außerdem entwickelt sich langsam eine "Solarmüll-Krise", die nicht allein durch Recycling bewältigt werden kann. Denn die zu erwartenden Mengen an ausgedienten Solarmodulen übersteigen die Kapazitäten unserer derzeitigen Recyclinginfrastrukturen in den kommenden Jahren.

Wie stellt Panelretter sicher, dass die gebrauchten Solarmodule qualitativ hochwertig sind und den Anforderungen für den Einsatz als Balkonkraftwerke entsprechen?

Wir garantieren die Qualität unserer gebrauchten Solarmodule durch rigorose Prüfungen und Aufbereitungen. Jedes Modul durchläuft Tests in einem TÜV-zertifizierten Labor, um sicherzustellen, dass es sicher und leistungsfähig ist. Dort wird alles getestet, was man an einem Modul testen kann. Kein Modul ist älter als 10 Jahre und jedes Modul hat noch mind. 90% der Nennleistung.

Sind die aktuell extrem niedrigen Preise für Solarmodule und auch Balkonkraftwerke ein Problem für euch?


Über 80% der Solarmodule in Deutschland kommen derzeit aus China, wo die Produktionskosten oft deutlich niedriger sind. Dies ist zum Teil auf günstigere Arbeitskosten, schlechtere Arbeitsbedingungen, weniger strenge Umweltauflagen und starke Subventionierung durch den chinesischen Staat zurückzuführen. Das stellt für uns tatsächlich eine Herausforderung dar.

Bei Panelretter liegt der Fokus jedoch auf Nachhaltigkeit und ethischer Verantwortung. Unsere Produktionsprozesse finden vollständig in Deutschland statt, und an jeder Station des Prozesses werden faire Löhne gezahlt. Dies steht im Gegensatz zu vielen der Billigmodule, die oft unter weniger fairen Bedingungen produziert werden. Diese ethischen Überlegungen reflektieren sich in unseren Preisen, und wir wollen nicht mit den Niedrigpreisen, vor allem der aus China importierten Panels, mithalten. Sind aber stolz sagen zu können, dass wir nicht teurer sind!

Haben die wiederaufbereiteten Module auch Nachteile?

Obwohl aufbereitete Module eine hohe Leistungsfähigkeit behalten, weisen ältere Module einen geringeren Wirkungsgrad auf. Das bedeutet aber nichts anderes als, dass man mehr Module braucht, um die gleiche Leistung zu bekommen. Deswegen gibt es in unseren großen Sets auch vier Module anstatt zwei. Der Preis ist jedoch gleich. Man hat also nur einen höheren Platzbedarf.

Außerdem haben unsere Module natürlich schon ein paar Jahre auf dem Buckel. Deswegen werden sie eine kürzere Lebensdauer als neue Module. Da Solarmodule aber ohnehin ein sehr langlebiges Produkt sind, werden die Module noch mind. 15-20 Jahre halten, wahrscheinlich sogar noch länger.

Begegnen euch Vorurteile oder Missverständnisse, die ihr häufig klären müsst?

Wir stoßen oft auf das Vorurteil, dass aufbereitete Module weniger effizient oder zuverlässig seien. Um dieses Missverständnis auszuräumen, erklären wir den Aufbereitungsprozess, das Alter und die Leistungsfähigkeit unserer Module. Außerdem haben wir seit letztem Sommer eine Datenbank mit echten Leistungsdaten unserer Balkonkraftwerken ins Leben gerufen, die wir live auf unserer Webseite veröffentlichen.

Ein weiteres häufiges Missverständnis ist die Annahme, dass aufbereitete oder refurbished Panels lediglich Gebrauchtware seien. Dabei macht das einen großen Unterschied! Denn wir stecken viel Mühe und Sorgfalt in die Aufbereitung, damit unsere Kunden sich der Qualität ihrer Module sicher sein können.

Zudem begegnen wir oft der Befürchtung, dass die Installation eines Balkonkraftwerks zu komplex sei. Wir möchten klarstellen, dass unsere Balkonkraftwerke speziell für eine einfache und schnelle Installation konzipiert sind. Die meisten Systeme können von den Nutzern selbst installiert werden. Einmal eingerichtet, erfordern sie minimalen Wartungsaufwand und liefern jahrzehntelang zuverlässig Energie.

Ihr habt gesagt, euer Engagement geht über die Wiederaufbereitung und den Verkauf von Balkonkraftwerken hinaus. Was kann man sich darunter vorstellen?

Wir bei Panelretter setzen uns leidenschaftlich dafür ein, Bewusstsein und Verständnis für die Bedeutung der Kreislaufwirtschaft zu stärken. Durch Bildungsangebote wie Seminare, informative Videos und Vorträge möchten wir unseren Kunden*innen die Vorteile nachhaltigen Handelns vermitteln und aufzeigen, wie jeder durch bewusste Kaufentscheidungen positiv zur Energiewende beitragen kann.

Wie sieht eure Vision für die Zukunft von Panelretter aus?

Wir möchten eine führende Rolle in der Erhöhung der Wiederverwendungsquote von Solarmodulen in Deutschland spielen, die aktuell bei nur 3% liegt. Das ist definitiv zu wenig, und wir sind überzeugt, dass wir das ändern können!

Bis 2030 wollen wir genügend Solarmodule refurbishen, um eine Stadt von der Größe Nürnbergs, mit rund 600.000 Einwohnern, dauerhaft mit umweltfreundlichem Strom versorgen zu können.
Zusammen können wir einen bedeutenden Schritt hin zu einer grüneren und gerechteren Zukunft machen!

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