Was ist die dreisteste Umweltlüge 2025?
Bereits zum siebten Mal zeichnen wir mit dem Goldenen Geier die dreisteste Umweltlüge des Jahres aus. Stimme bis zum 3. April für deinen Favoriten 2025 ab und sag uns, wer in die Fußstapfen von Shell, McDonalds, Nestlé und Co. treten soll:
Die „1 Cent für die Umwelt”-Obst- und Gemüsetüte von Kaufland

Die Supermarktkette Kaufland bittet ihre Kund*innen für die Umwelt zur Kasse: „Um die Umwelt zu schützen und Plastik zu sparen” werden seit Januar ganze 1 Cent für die dünnen Einweg-Plastiktüten für Obst und Gemüse fällig. Inwiefern dieser Betrag Kund*innen wirklich für einen bewussteren Verbrauch von Einweg-Plastik sensibilisiert, um die Umwelt zu schützen, bleibt mehr als fraglich. Ein Lenkungseffekt hin zu einem geringeren Verbrauch ist so eigentlich nicht zu erwarten. Bei uns klingeln alle Greenwashing-Alarmglocken und der Geier wittert bereits eine sehr dreiste Umweltlüge.... Was meinst du?
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In Deutschland werden insgesamt 2,4 Milliarden dünne Einweg-Plastiktüten pro Jahr verbraucht. Ein Tüten-Cent wird den Verbrauch nicht maßgeblich reduzieren. Damit tatsächlich weniger von den dünnen Tütchen verbraucht werden, sollten sie nach unserer Auffassung mindestens 20 Cent kosten. Am besten wäre es, die Einweg-Tütchen ganz abzuschaffen. Nach der neuen EU-Verpackungsverordnung werden dünne Einweg-Plastiktüten mit einer Wandstärke bis zu 15 Mikrometern für Obst und Gemüse ohnehin ab 2030 europaweit verboten sein. Anstatt die umweltschädlichen Plastiktütchen bereits heute aus dem Sortiment zu nehmen und konsequent auf wiederverwendbare Mehrwegnetze zu setzen, setzt Kaufland auf das neue Bezahlmodell. Das als Maßnahme für den Umweltschutz zu verkaufen ist an Dreistigkeit kaum zu überbieten.
„Ökologisches Feuerwerk” mit den Böllern aus der Nico Green Line Serie

Dass Feuerwerk und Böller jedes Jahr Tausende Tonnen Müll verursachen, Tiere verschrecken und per se alles andere als ökologisch sind, weiß jedes Kind. Doch Feuerwerksanbieter Nico versucht mit seiner neuen grünen Linie das Gegenteil zu beweisen: Auf der Website wird die grüne Linie als „Konzept der Zukunft” beworben, das „zu allen zeitgenössischen Entwicklungen und Umweltzielen” passe und als Kundenmagnet auch an Nachhaltigkeit interessierte Menschen anlocken soll. Netter Versuch, aber Klimakompensationsversprechen, Verpackungen aus Altpapier und ein paar nette Buzzwords zum Umweltschutz finden wir ziemlich dreist!
© Bildschirmfoto der Nico-Webseite
Die NICO Europe GmbH bewirbt das Feuerwerk ihrer „Green Line” in irreführender Form mit unterschiedlichsten Umweltvorteilen. Sie behauptet beispielsweise, ihr Feuerwerk sei „ökologisch”, klimaneutral und nehme Rücksicht auf Tiere und erklärt, das Feuerwerk sei das „Konzept der Zukunft – passt zu allen zeitgenössischen Entwicklungen & Umweltzielen”. Das Problem? Sie verwendet viele umweltbezogene Buzzwords ohne ausreichend zu erläutern, wie diese Begriffe zu verstehen sind und die Umweltvorteile erreicht werden sollen.
Denn das vom Unternehmen vorgenommene Werbeversprechen der Klimaneutralität durch CO2-/Klimakompensation für die neue Produktreihe ist irreführend, weil diese durch das von ihm genutzte Kochofenprojekt in Ruanda oder Myanmar* nicht garantiert werden kann. (*Es ist auf der Website nicht einmal nachvollziehbar, welches Projekt es aktuell zur Kompensation nutzt.) Wieso? Verschiedene Studien kommen zu dem Ergebnis, dass energieeffiziente Kocher zwar in der Theorie messbare Ergebnisse mit sich bringen können, aber sich aufgrund bestehender Anwendungsbarrieren kein vergleichbar realistisches Ergebnis abzeichnen lässt. (Hoffmann, in: Bauriedl (Hrsg.): Wörterbuch Klimadebatte, S. 65 (67)). Ein Beispiel einer solchen Barriere ist die zusätzliche Funktion von traditionellen Kochöfen als Licht- und Wärmequellen. Die effizienteren Öfen bieten diese Funktion i.d.R. nicht.
Inwiefern ein Feuerwerk überhaupt rücksichtsvoll gegenüber Tieren sein kann, wenn es per Definition nicht auf Geräusche und Lichteffekte verzichten kann, steht auf einem ganz anderen Blatt. Fakt ist: 120dB sind in Deutschland erlaubt – das entspricht in etwa einem Flugzeugantrieb – wie viel leiser die Green Line knallt, ist nirgends angegeben. Was allerdings angegeben ist: Auch die Green Line enthält „erlaubte Chemikalien”, die dann in die Umwelt gelangen. Außerdem produzieren Feuerwerkskörper und Böller – egal ob als ökologisch u.a. mit Altpapier beworben oder nicht – jedes Jahr riesige Mengen Müll. Allein in Berlin haben Beschäftigte der Berliner Stadtreinigung (BSR) dieses Jahr 670 Kubikmeter Abfall nach der Silvesternacht entsorgen müssen von denen einen Großteil auf die Überreste von Böllern und Raketen fällt.
Das Märchen von „100% Erneuerbarer Energie” im Vonovia-Erdgastarif

Bei einem der größten privaten Wohnungsunternehmen Deutschlands werden nicht nur Wohn- sondern anscheinend vor allem Energieträume wahr: In seiner exklusiven Mieter*innen-App bewirbt das Unternehmen seinen speziellen Vonovia-Erdgastarif, der angeblich aus „100% Erneuerbarer Energie” besteht. Wie es möglich sein kann, dass der Erdgastarif, der eigenen Angaben zufolge zwar zu 100% aus Erdgas – also einem fossilen Brennstoff besteht – gleichzeitig aus 100% Erneuerbaren Energien kommen soll, würden wir gern von der Vonovia erfahren: Leider findet man in der App hierauf keine Antworten. Will sich da jemand mit falschen Federn schmücken?
© Montage DUH: AndrewD/stock.adobe.com; Vonovia
Immer mehr Verbraucher*innen legen Wert auf Klima- und Umweltfreundlichkeit ihres Konsums. Vonovia versucht, sich daraus einen Vorteil zu verschaffen, indem sie behaupten, ihr Erdgastarif würde “100% Erneuerbare Energie” beinhalten. Die Angaben, die Vonovia ihren Mieter*innen gegenüber macht, sollten kein Märchen sein, sondern auf Fakten beruhen und vor allem alle relevanten Informationen offenlegen. Erdgas ist keine erneuerbare Energie. Wenn Vonovia negative Umweltwirkungen der eingesetzten hochgradig umweltschädlichen fossilen Brennstoffe durch völlig irreführende Aussagen beschönigt, hat dies einen faden Beigeschmack.
Fakt ist: Auch bei der Verbrennung von Erdgas entsteht CO2. Auch wenn Erdgas oft als attraktive und klimafreundliche Energiealternative zur Kohle angepriesen wird, kann die Klimawirkung – sofern die gesamten Lebenszyklus-Emissionen berücksichtigt werden – genauso stark wie bei Kohle sein. Der Grund: Bei der Nutzung von Erdgas wird in der Regel zwar weniger CO2 ausgestoßen als bei Kohle und Öl, allerdings kommt es bei der Förderung und in der Lieferkette von Erdgas zu Emissionen von Methan, das einen erheblichen Treibhausgaseffekt mit sich bringt (über 80-mal so schädlich wie CO2). Wenn Vonovia die eigenen Mieter*innen so hinters Licht führt und einen klimaschädlichen fossilen Brennstoff als „Erneuerbare Energie“ bewirbt, ist dies noch mal ein neues Level an Dreistigkeit. Vonovia hat den Goldenen Geier 2025 folglich mehr als verdient!