Neue Studie: Wie nachhaltig ist das Fairphone 2?
Gemeinsam mit dem Fraunhofer-Institut für Zuverlässigkeit und Mikrointegration IZM veröffentlichte die DUH eine aktuelle Studie „Wie nachhaltig ist das Fairphone 2?“. Insgesamt 48 Experten aus Österreich und Deutschland wurden unter anderem zu den Punkten Verantwortlicher Rohstoffabbau, faire Arbeitsbedingungen, nachhaltiges Design, Lebenszyklus und Transparenz befragt.
Problematische Produktion von Mobiltelefonen
Die Produktion von Mobiltelefonen steht seit Jahren immer wieder in der Kritik. Hier geht es vor allem um die Bedingungen unter denen die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen in den produzierenden Ländern arbeiten und um den Abbau von seltenen Erden, die für die Geräte benötigt werden. Immer wieder treten Vorwürfe über zu lange Arbeitszeiten, mangelnden Arbeitsschutz und über gemeinsame Geschäfte mit fragwürdigen Mienenbesitzern auf. Unter dem Begriff „Green IT“ versuchen Hersteller und Vertreiber von Elektrogeräten, der Ausbeutung von Mensch und Umwelt entgegenzuwirken. Das niederländische Unternehmen Fairphone B. V. hat unter den Mobilfunkherstellern als erster und einziger Akteur den Versuch unternommen, ein ökologisch und ethisch vertretbares Smartphone zu produzieren.
Fairphone2: Robust, langlebig, reparierbar
Die Firma Fairphone B.V. hatte im letzten Jahr mit dem neuen Fairphone 2 sein zweites Smartphone auf den Markt gebracht, bei dessen Produktion und Gestaltung die Nachhaltigkeit im Mittelpunkt stand. Im Rahmen der Expertenbefragung von DUH und IZM schätzten die Experten das Fairphone 2 im Vergleich zu anderen Mobiltelefonen als überdurchschnittlich nachhaltig und langlebig ein und beurteilten besonders den modularen Aufbau als bahnbrechend. Dieser macht das Telefon individuell reparierbar, ohne dass gleich das gesamte Gerät ausgetauscht werden muss. Das entlastet nicht nur den Geldbeutel des Besitzers, sondern vermeidet Elektronikschrott und schont die Umwelt.
Fairphone-Konzept soll Nachahmer finden
Kritischer gesehen wurden die Aspekte Schadstoffgehalt und Upgrade-Fähigkeit. Auch im Bereich der Arbeitsbedingungen gibt es noch Verbesserungspotenzial. Dazu sagt Thomas Fischer, Experte für Kreislaufwirtschaft bei der DUH: „In der IT-Branche sind die Arbeitsbedingungen beim Rohstoffabbau in Afrika oder der Produktfertigung in Asien häufig problematisch, weshalb die Entwicklung sozialer und ökologischer Standards ausgesprochen wichtig ist. Die Fairphone-Initiative hat in diesen Bereichen neue Maßstäbe gesetzt und die ethisch vertretbare Produktion von IT-Geräten zum Thema gemacht. Auch wenn noch nicht alle Arbeitsschutzkriterien in der Produktion eingehalten werden, hat das Projekt eine Signalwirkung für die gesamte Elektronikbranche. Andere Hersteller von Mobilfunkgeräten dürfen sich dem Thema Nachhaltigkeit nicht verschließen und sollten dem guten Beispiel von Fairphone schnellstmöglich folgen.“
Die Umfrage zur Nachhaltigkeit des Fairphone 2 konnte wichtige Ansatzpunkte liefern, an welchen Stellen das Konzept noch besser werden muss. Die schlechteste Bewertung erhielt der Aspekt Schadstoffe, wobei vor allem mangelnde Informationen als Begründung angeführt wurden. Aber auch die Möglichkeit der Durchführung von Upgrades und einer technischen Aufrüstung des Geräts könnten viel stärker als bisher Berücksichtigung finden. Auch wurde von den befragten Experten der Wunsch geäußert, weitere fair abgebaute Rohstoffe über Gold, Tantal, Wolfram und Zinn hinaus zu verwenden.
Die DUH und das IZM werden die Entwicklung des Fairphones weiter im Blick behalten und sich dafür einsetzen, dass andere Hersteller und Anbieter von Mobilfunkgeräten nachhaltiger werden. Die Ergebnisse der Studie werden am 7. September auf der Electronics Goes Green Konferenz in Berlin der internationalen Fachöffentlichkeit präsentiert. Miquel Ballester, Mitgründer von Fairphone, wird bei dieser Gelegenheit den aktuellen Stand der Unternehmensaktivitäten vorstellen.
Hier finden Sie die Studie „Wie nachhaltig ist das Fairphone2?“ als Download-Link.